Sieben-Tage-Inzidenz: Was sagt der Wert aus und wie verlässlich ist er?

Die Infektionszahlen steigen in ganz Deutschland an, die meisten Landkreise und Städte überschreiten die kritische 50er-Marke der Sieben-Tage-Inzidenz. Doch was genau sagt dieser Wert überhaupt aus, wie verlässlich ist er und wie lässt er sich berechnen? Alle Infos!

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Was sagt die Sieben-Tage-Inzidenz aus?

Wenn es um lokale Corona-Ausbrüche und die Ergreifung neuer Corona-Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens geht, ist ein bestimmter Wert von ganz entscheidender Bedeutung: die Sieben-Tage-Inzidenz. Sie gibt wieder, wie viele Corona-Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen an die Gesundheitsämter übermittelt wurden. Die Zahl wird in Verhältnis zu der Einwohnerzahl einer Stadt oder eines Landkreises gesetzt.

Ab 50 Fällen je 100.000 Einwohnern müssen regional strengere Corona-Beschränkungen verhängt werden – darauf hatten sich Bund und Länder im Mai geeinigt. Zu den häufigsten Maßnahmen bei einer erhöhten Sieben-Tage-Inzidenz zählen Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen, Sperrstunden und Alkoholverbote.

Die 50er-Marke soll nicht nur dabei helfen, frühzeitig eine Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. Sie soll auch die regionale Entwicklung des Infektionsgeschehens vergleichbar machen. Nicht zuletzt entscheidet die Obergrenze über die innerdeutschen Reisemöglichkeiten im Zusammenhang mit dem nun beschlossenen bundesweiten Beherbergungsverbots für Menschen, die in Corona-Hotspots leben.

Wie verlässlich ist die Sieben-Tage-Inzidenz?

Im Gegensatz zur Reproduktionszahl (R-Wert), die unter Einbezug mehrerer Faktoren geschätzt wird, ist die Sieben-Tage-Inzidenz ein mathematischer Wert, der das regionale und bundesweite Infektionsgeschehen real abbildet. Gerade aus dem Grund kommt der Sieben-Tage-Inzidenz eine solch große Bedeutung bei der Frage zu, ob und welche Corona-Maßnahmen verschärft werden.

Doch es gibt auch Kritik. So hat etwa der Direktor am Institut für Epidemiologie an der Charité Berlin, Professor Stefan Willich, im RBB-Info-Radio auf Schwächen der Sieben-Tage-Inzidenz hingewiesen: Da die Zahl der Corona-Testungen in den letzten Monaten stark zugenommen habe, würden zwangsläufig einige Landkreise und Städte die Obergrenze reißen. Dies deute allerdings nicht automatisch auf ein Erstarken des Infektionsgeschehens hin. Für eine realistischere Einschätzung müssten auch die Zahl der belegten Intensivbetten in den Krankenhäusern und die R-Werte herangezogen werden.

Wie wird die Sieben-Tage-Inzidenz berechnet?

Die Sieben-Tage-Inzidenz lässt sich leicht berechnen: Die Summe aller gemeldeten Neuinfektionen der letzten sieben Tage wird durch die Einwohnerzahl einer Stadt dividiert und anschließend mit 100.000 multipliziert.

Eine Beispielrechnung könnte so aussehen:

25 + 33 + 40 + 62 + 59 + 74 + 44 = 337 (Die Summe der gemeldeten Neuinfektionen binnen sieben Tagen)

329/1,2 Mio.= 0.0002808 (Die Summe wird durch die Einwohnerzahl geteilt)

0.0002808 x 100.000 = 28.08 (Als Ergebnis erhält man die Sieben-Tage-Inzidenz)

7-Tage-Inzidenz: 35 als neuer Schwellenwert

Die kritische Schwelle liegt jedoch schon lange nicht mehr bei 50. Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass ab einer 7-Tage-Inzidenz von 35 ein Frühwarnsystem greifen soll. So sind die Bundesländer dazu angehalten, die Teilnehmerzahl auf Feiern in privaten Räumen auf 25 Personen, in öffentlichen und angemieteten Räumen auf 50 Personen zu beschränken, wenn der neue Grenzwert überschritten wird.

Dem Lagebericht des Robert Koch-Instituts ist zu entnehmen, dass aktuell (Stand 02. November) 357 Kreise den kritischen Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschreiten. Rund 27 Landkreise haben eine Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 200.