Selektiver Mutismus: Wenn Kinder situationsbedingt verstummen

Selektiver Mutismus ist eine emotional bedingte Störung, bei der Kinder in situationsbedingt verstummen. Alle Infos über Ursachen und Therapiemöglichkeiten.

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Was ist Selektiver Mutismus bei Kindern?

Kinder sind gegenüber Fremden oder in neuen Situationen, etwa in der Kita, in der Schule oder beim Einkaufen, oft zunächst zurückhaltend und sprechen kaum.

Einige überwinden diese Phase jedoch. Die Kinder schweigen in diesen Situationen beziehungsweise gegenüber den entsprechenden Personen immer, obwohl sie ansonsten ganz normal sprechen. Häufig kommunizieren die Kinder bei diesen Gelegenheiten dann nonverbal, etwa über Mimik und Gestik. Hält diese Phase für mehr als vier Wochen an, und liegen keine anderen Beeinträchtigungen der Entwicklung vor, spricht man von Selektivem Mutismus.

Es handelt sich dabei keineswegs um eine Trotzreaktion. Vielmehr leiden die Kinder selbst unter ihrem Verstummen. Für die Diagnose müssen andere Störungen ausgeschlossen werden wie Schizophrenie, Katatonie, tief greifende Entwicklungsstörungen, sehr schwere Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache und andere Kommunikationsstörungen wie Stottern.

Selektiver Mutismus tritt etwa bei einem von hundert Kindern auf, etwas häufiger bei Mädchen als bei Jungen. Deutlich häufiger ist er bei Migranten.

Was sind die Ursachen von Selektivem Mutismus?

Für Selektiven Mutismus gibt es keine definitive Ursache. Eine genetische Veranlagung spielt eine Rolle. Bei sehr vielen betroffenen Kindern hat bereits ein Elternteil als Kind ebenfalls an Selektivem Mutismus gelitten oder war zumindest sehr schüchtern und leidet mitunter noch als Erwachsener unter Ängsten. Neben der erblichen Komponente kommen meist weitere Faktoren hinzu, die zur Entstehung eines Selektivem Mutismus beitragen.

Wenn schüchterne Kinder Schwierigkeiten mit der Aussprache, dem Wortschatz oder Grammatik haben und deshalb ausgelacht oder nicht verstanden werden, können diese Ursachen zur Entwicklung eines Selektivem Mutismus beitragen. Auch größere Veränderungen im Alltag, wie der Eintritt in die Kita, die Schule, Umzüge, Krankenhausaufenthalte oder eine Trennung der Eltern, können schüchterne Kinder überfordern und sie zum Verstummen bringen.

Welche Therapie wird bei Selektivem Mutismus eingesetzt?

Mutistisches Verhalten aufzubrechen, ist umso schwieriger, je länger es bereits andauert. Deswegen sollte eine Therapie des Selektiven Mutismus bei Kindern so früh wie möglich beginnen. Qualifiziert dafür sind etwa Sprachtherapeuten wie Logopäden, und Sprachheilpädagogen. Liegen noch andere psychische Störungen vor oder spielen Traumata wie Gewalterfahrungen eine Rolle, sind Psychotherapeuten die richtige Anlaufstelle.

Wichtig für den Therapieerfolg ist, dass Eltern, Erzieher und Lehrer von Anfang an in die Therapie mit einbezogen werden. Selektiver Mutismus bei Kindern sollte, wenn möglich, ambulant behandelt werden. Meist baut der Therapeut zunächst die sprachliche Kommunikation zwischen sich und dem Patienten auf. Anschließend weitet er sie auf andere Situationen aus, in denen dem Kind das Sprechen schwerfällt.

Quelle:

Selektiver Mutismus, in: Zentrum für Entwicklung und Lernen