Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft: Warum das nicht immer gesund ist

Selbstbefriedigung während der Schwangerschaft stellt in der Regel kein Problem dar. Doch Ausnahmen gibt es: Diese Punkte sollten schwangere Frauen bei der Masturbation beachten!

Schwangere Frau liegt im Bett und befriedigt sich selbst
Schwangere müssen nicht auf Masturbation verzichten – im Gegenteil Foto: iStock/Demkat

Für einige Frauen mag Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft ein Tabuthema sein. Dabei ist sexuelle Lust während der Schwangerschaft etwas ganz Normales. Gerade in der Zeit bis zur Geburt ist es wichtiger denn je, auf seine Bedürfnisse und sein Bauchgefühl zu hören. Aber kann Masturbation während der Schwangerschaft dem Kind schaden?

Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft: So gesund ist es

Sexuelle Aktivitäten können sich auch während einer Schwangerschaft positiv auf Körper und Psyche auswirken. Masturbation sorgt vor allem dafür, Stress zu reduzieren. Für werdende Mütter ist Selbstbefriedigung daher ein einfacher Weg zur Entspannung.

Darüber hinaus kann Selbstbefriedigung bei der Frau während der Schwangerschaft dabei helfen,

  • Schwangerschaftsbeschwerden wie Übelkeit oder Rücken- und Ischiasschmerzen zu lindern,

  • schneller einzuschlafen und die Schlafqualität zu verbessern,

  • den Blutfluss in der Gefährmutter anzuregen,

  • den Beckenboden zu kräftigen und

  • das Wohlbefinden und Körperbewusstsein positiv zu beeinflussen.

Masturbation in der Schwangerschaft: Diese Techniken sind möglich

Bei Selbstbefriedigung während der Schwangerschaft sollten Sie im wahrsten Sinne des Wortes auf Ihren Bauch hören. Wenn das Baby tritt oder sich viel bewegt, sollten Sie die Stellung besser wechseln. Gerade bei einer fortgeschrittenen Schwangerschaft (ab ca. 5. Monat) ist es nicht ratsam, in Bauchlage zu masturbieren. Legen Sie sich lieber auf den Rücken.

Eine besonders geeignete und zudem geburtsvorbereitende Sexualpraktik kann eine Dammmassage sein. Hier wird der Teil zwischen Vagina und After behutsam mit den Fingern massiert. Eine Dammmassage fördert die Durchblutung des Gewebes und beugt einem Dammriss im Zuge der Geburt vor.

Grundsätzlich signalisiert Ihnen Ihr Körper auch während der Schwangerschaft, was ihm gut tut und was nicht. Allerdings gibt es Fälle, in denen Schwangere lieber nicht masturbieren sollten.

Schwanger: Selbstbefriedigung für das Kind ungefährlich

Ihrem Kind schadet Masturbation während der Schwangerschaft grundsätzlich nicht – im Gegenteil. Bei einem Orgasmus wird der Blutfluss im Uterus gesteigert und das Kind bekommt dadurch mehr Sauerstoff. Außerdem profitiert auch das Kind von den Endorphinen, die beim Höhepunkt ausgeschüttet werden, und von der Stressreduktion der Mutter.

Viele werdene Mütter beschleicht dennoch das ungute Gefühl, dass das Ungeborene etwas von der Masturbation oder auch vom Geschlechtsverkehr mitbekommen oder gar Schaden nehmen könnte. Dem ist nicht so, da das Baby im Mutterleib bestens geschützt ist. Der Grund: Fruchwasser, Fruchtblase und Gebärmutterwand dienen als Puffer und halten äußere Einflüsse zurück.

Auch müssen Schwangere nicht befürchten, dass Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft zu einer Fehl- oder Frühgeburt führen könnte. Außer bei Risikoschwangerschaften: Hier sollten Frauen zunächst ihre:n Gynökolog:in um Rat fragen.

Wenn Sexspielzeuge eine Rolle bei der Masturbation spielen, sollten Sie einiges beachten, um Ihr Kind nicht zu gefährden.

Ist Selbstbefriedigung in der Frühschwangerschaft schädlich?

Auch wenn es im ersten Moment unangenehm erscheint: Sprechen Sie mit Ihrem:Ihrer Gynäkolog:in über das Thema Selbstbefriedigung. Nur der:die Ärzt:in kann alle Risiken ausschließen. Grundsätzlich spricht jedoch auch in der Frühschwangerschaft nichts dagegen, Selbstbefriedigung zu praktizieren. Schädlich kann Masturbation in der Schwangerschaft nur in folgenden Fällen sein:

  • Risikoschwangerschaft, da durch Orgasmen frühzeitig Wehen ausgelöst werden können

  • Uterusinfektion

  • Eine zu tief sitzende Plazenta (Placentainsuffizienz)

  • regelmäßige Vaginalblutungen während der Schwangerschaft

  • Gebärmutterhalsschwäche (Zervixinsuffizienz)

  • Anzeichen auf vorzeitige Wehen

Schwangerschaft: Selbstbefriedigung mit Sexspielzeugen nicht immer unbedenklich

Schwangere sollten vor der Anwendung von Sexspielzeugen zuvor mit ihrer Hebamme oder Ärzt:in besprechen, ob etwas aus gesundheitlicher Sicht dagegen sprechen könnte. Wichtig bei der Nutzung von Sextoys ist es, sanft vorzugehen, um Verletzungen im Genitalbereich bzw. der Vaginalschleimhaut vorzubeugen.

Auch diese Dinge gilt es in der Schwangerschaft zu beachten:

  • Verzichten Sie auf Liebeskugeln, denn das könnte den Muttermund reizen.

  • Verwenden Sie Gleitgel, um starke Reibung zu vermeiden.

  • Das Sexspielzeug sollte frei von Schadstoffen sein und aus hautfreundlichem Silikon bestehen.

  • Achten Sie auf eine gründliche Reinigung der Sextoys, damit keine Keime in die Vagina gelangen.

Selbstbefriedigung nach der Geburt: Ist Masturbieren im Wochenbett erlaubt?

Beim Thema Selbstbefriedigung im Wochenbett gibt es geteilte Meinungen. Das Gewebe der Vagina ist in dieser Zeit außerordentlich sensibel und braucht seine Zeit, um abzuheilen. Deshalb kann nicht nur Sex, sondern auch Masturbation für einige Frauen nach der Geburt schmerzhaft sein. Auch besteht ein Infektionsrisiko. Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie sich vorher ärztlichen Rat einholen.

Für den Fall, dass Sie nach der Geburt sexuelle Unlust verspüren: Das ist ganz normal, da die hormonelle Umstellung auch zu einem vorrübergehendem Rückgang der Libido führen kann. Wenn sich die frisch gebackene Mutter für die Selbstbefriedigung bereit fühlt, ist auch hier eine behutsame Stimulation wichtig. Probieren Sie zunächst, wie sich Berührungen an der Vagina anfühlen, bevor Sie Finger oder Sexspielzeuge einführen.

Genauso wie bei Selbstbefriedigung in der Schwangerschaft, kann Masturbation nach der Geburt Stress reduzieren und für ein gesteigertes Wohlbefinden sorgen.

Text: Annabel Zoepke

Quelle:

Sydow, K. V. (2000). Sexualität während der Schwangerschaft und nach der Geburt. In Gießener Gynäkologische Fortbildung 1999 (pp. 199-206). Springer, Berlin, Heidelberg.