Sehschwäche bei Kindern: Wann ist es Zeit für den Augenarzt?

Eine Sehschwäche bei Kindern, besonders wenn diese noch sehr klein sind, ist für Laien oft nur schwer zu erkennen. Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan erläutert, welche Auffälligkeiten auf eine Sehschwäche bei Kindern hindeuten und ab welchem Alter Kinder generell zum Augenarzt gehen sollten.

Kinderärztin Dr. Nadine Hess
Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan: „Krätze bei Kindern ist zwar nicht mehr häufig, aber sehr unangenehm. Lassen Sie sich für die Behandlung vom Kinderarzt beraten.“ Foto: Privat

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Leider bleibt eine Sehschwäche bei Kindern häufig lange unentdeckt. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Wenn die Sehschwäche schon im Babyalter bestand, ist es für die Kleinen beispielsweise häufig einfach normal, dass sie Dinge unscharf sehen. Und ein Sehtest bei Babys ist schwierig, schließlich können sie noch nicht sagen, ob sie etwas gut oder schlecht erkennen.

Trotzdem gibt es einige kleine Auffälligkeiten im Alltag, die auf eine Sehschwäche bei Kindern hindeuten können und daher stutzig machen sollten. Greift das Kind beispielsweise häufig an der Spielzeugkiste vorbei, stolpert über Sachen am Boden oder hält sich das Bilderbuch ganz nah vor das Gesicht, sollten Eltern mit dem Kind beim Augenarzt vorstellig werden. Und das am besten so früh wie möglich! Denn eine Sehschwäche wird in der Regel unbehandelt schlimmer. Das gilt besonders bei einer starken einseitigen Fehlsichtigkeit. Denn in diesem Fall übernimmt das gesunde Auge die alleinige Sehfunktion – während das fehlsichtige Auge noch schwächer wird. Bereits im Grundschulalter lässt sich der entstandene Schaden dann oft nur noch schwer korrigieren.

Welche Vorsorgeuntersuchungen gibt es?

Direkt nach der Geburt, einige Tage danach und zur U3 mit 4-5 Wochen werden die Augen des Säuglings äußerlich vom Kinderarzt untersucht. Die Lichtreaktion der Augen sollte von Anfang an funktionieren, es wird geschaut, ob die Linse klar ist, man die Netzhaut gut einsehen kann und sie rot aufleuchtet. Später wird getestet, ob die Kinder beispielsweise ihre Finger betrachten können oder schielen.

Sehschwäche bei Kindern: Wie werden Sehfehler behandelt?

Ist die Sehschwäche bei Kindern auf beiden Augen gleich, lässt sie sich mit einer Brille korrigieren. Bei einer einseitigen Fehlsichtigkeit wird das gesunde Auge mit einem Pflaster abgeklebt. Dadurch muss das schwache Auge mehr arbeiten. Die Dauer der Behandlung ist individuell unterschiedlich: Bei einigen Kindern muss das Pflaster nur über ein paar Wochen verwendet werden, bei anderen kann die Behandlung Jahre dauern.

Sehschwäche
Manche Sehfehler lassen sich erst durch eine genaue Augenuntersuchung feststellen, da sie im Alltag kaum auffallen Foto: Fotolia

Checkliste: Wann muss ich mit meinem Kind zum Augenarzt?

  • Bei sichtbaren Auffälligkeiten wie beispielsweise Augenzittern, Hornhauttrübungen, grau-weißlichen Pupillen und Lidveränderungen wie Hängelidern sollte sofort ein Augenarzt aufgesucht werden
  • Bei Risikogruppen wie Frühgeburten, Kindern aus Familien mit erblichen Augenkrankheiten sowie Kindern mit Entwicklungsrückstand sollte der erste Besuch beim Augenarzt in einem Alter ab sechs Monaten erfolgen
  • Liegen keine Beschwerden oder Auffälligkeiten vor, sollten Kinder zwischen einem und zwei Jahren zum ersten Mal augenärztlich untersucht werden. Gibt es keine Risikofaktoren (zum Beispiel beide Eltern tragen eine Brille), kann von den meisten Kinderärzten auch ein sogenannter apparativer Refraktionstest gemacht werden (in einigen Bundesländern zahlen die gesetzlichen Krankenkassen diese Leistung, in einigen muss sie von den Eltern selbst getragen werden). Ist da alles in Ordnung, kann auf eine weitere augenärztliche Untersuchung erstmal verzichtet werden.