Schwindelmigräne: Symptome, Ursachen und Behandlung

Wenn sich zu einer Migräne plötzlicher Schwindel gesellt, könnte die Ursache eine sogenannte Schwindelmigräne sein. Allerdings sind die Symptome nicht immer eindeutig, sodass Betroffene oft nichts von dieser speziellen Erkrankung wissen.

Frau mit Schwindelmigräne fasst sich an den Kopf und hält sich an der Wand fest
Eine Schwindelmigräne zu erkennen ist nicht leicht, denn mitunter fehlen die migränetypischen Kopfschmerzen Foto: iStock/bymuratdeniz

Wenn sich plötzlich alles dreht, ist das für die Betroffenen ein beunruhigendes Gefühl. Eventuell steckt eine Schwindelmigräne dahinter. Sie kann zwar sehr belastend sein, ist aber nicht gefährlich. Allerdings ist die Erkrankung nicht immer leicht zu erkennen, denn mitunter fehlen die Kopfschmerzen, die sonst für Migräne typisch sind.

Was ist eine Schwindelmigräne?

Bei der Schwindelmigräne handelt es sich um eine Sonderform der Migräne, die von plötzlichen Schwindelattacken begleitet wird. Fachleute bezeichnen sie auch als vestibuläre Migräne. Diese Bezeichnung weist auf die enge Verbindung zum sogenannten vestibulären System des menschlichen Körpers hin. Dieses sorgt dafür, dass wir uns im Raum zurechtfinden und das Gleichgewicht halten können. 

Wie eine Schwindelmigräne entsteht, ist unklar, auch wenn Mediziner:innen dazu verschiedene Theorien diskutieren: Die Gehirnregionen, die den Schmerz verarbeiten und die für den Gleichgewichtssinn wichtig sind, liegen räumlich nahe beieinander. Fachleute vermuten daher, dass Funktionsstörungen in diesen Bereichen den Schwindel bei Migräne auslösen könnten. Betroffen sind möglicherweise bestimmte Blutgefäße oder Botenstoffe, die zu einer Übererregbarkeit des Gleichgewichtssinns führen. Es gibt auch Hinweise darauf, dass Vererbung eine Rolle spielen könnte. 

Die Schwindelmigräne ist keineswegs selten. Rund 30 bis 50 Prozent der Migräne-Patient:innen haben im Rahmen eines Migräneanfalls bereits Gleichgewichtsstörungen erlebt. In Zentren, die auf Schwindel spezialisiert sind, steht die Schwindelmigräne bei den Diagnosen an dritter Stelle.

Schwindelmigräne: Symptome wie Schwindelgefühle treten oft zeitversetzt auf

Bei einer Schwindelmigräne sind plötzliche Schwindelattacken das wichtigste Symptom. Die Anfälle können dabei Sekunden oder Stunden anhalten. Der Schwindel äußert sich unterschiedlich, beispielsweise als Schwankschwindel, der mit Gangunsicherheit verbunden ist und dem Gefühl, im nächsten Moment zu stürzen. Der Schwindel kann auch abhängig von der Körperlage auftreten, wobei ihn typischerweise Positionswechsel auslösen, etwa schnelles Aufstehen. Eine weitere Variante sind Drehschwindel, bei dem sich die Umgebung um die Patient:innen herum zu bewegen scheint, als führen sie Karussell. 

Auch der Zeitpunkt der Schwindelattacken variiert: Bei manchen Betroffenen sind sie Vorbote für die charakteristischen Migränekopfschmerzen (pulsierend, einseitig, verstärkt durch körperliche Aktivität). Bei anderen tritt der Schwindel mit Kopfschmerzen auf. Bei etwa einem Drittel der Patient:innen fehlen die Kopfschmerzen, was die Diagnose erheblich erschwert. Mediziner:innen gehen dann zum Beispiel aufgrund anderer Begleiterscheinungen davon aus, dass es sich um eine Schwindelmigräne handelt.

Schwindel wird meist von weiteren Migräne-Symptomen begleitet

Zusätzliche charakteristische Migräne-Symptome gehen oft mit dem Schwindelgefühl einher. Betroffene sind beispielsweise empfindlich gegenüber Licht oder Lärm, verspüren Müdigkeit oder ihnen ist übel. Eventuell müssen sie sich sogar erbrechen. Mitunter treten Sehstörungen auf, sogenannte Flimmerskotome. Dabei handelt es sich um Ausfälle des Gesichtsfelds, bei denen oft falsche Wahrnehmungen hinzukommen, etwa Flimmern oder Blitze. Störungen weiterer Sinne sind möglich, zum Beispiel Kribbeln oder Gefühlsstörungen in den Händen oder Probleme mit dem Formulieren von Sätzen (Wortfindungsstörungen). Typisch für eine Migräne ist, dass sich die Symptome durch Bewegung verstärken.

Migräne mit Schwindelgefühl: Was löst die Attacken aus?

Eine Schwindelmigräne hat meist die gleichen Auslöser wie eine klassische Migräne. Diese inneren und äußeren Faktoren bezeichnen Fachleute als Trigger (englisch für „Auslöser“). Sie sind zwar individuell unterschiedlich, aber einige Auslöser kommen bei besonders vielen Menschen vor, zum Beispiel:

  • wechselnder Schlaf-Wach-Rhythmus, einhergehend mit Schlafmangel oder auch zu viel Schlaf

  • Stress (zu große körperliche oder seelische Belastung)

  • unregelmäßiger Tagesablauf (etwa beim Einnehmen von Mahlzeiten)

  • bestimmte Lebensmittel, etwa Rotwein, Zitrusfrüchte, Schokolade oder Käse

  • hormonelle Einflüsse (zum Beispiel durch die Einnahme von Hormonpräparaten oder Migräne in bestimmten Phasen des Zyklus)

  • Nikotin

  • äußere Einflüsse wie Lärm, Gerüche, (flackerndes) Licht

  • Wetterveränderungen

  • Änderung der Höhenlage (beispielsweise bei einem Aufenthalt in den Bergen)

  • Medikamente (zum Beispiel Potenzmittel oder Herzmedikamente wie Nitropräparate)

Migräne und Schwindelgefühl: Was tun?

Bei einer Migräne mit Schwindelgefühl sollten Betroffene dementsprechend versuchen, die Auslöser zu finden und dann nach Möglichkeit zu vermeiden. Ein Tagebuch kann helfen, die persönlichen Trigger zu ermitteln. Generell hilft es, einen geregelten Tagesablauf einzuhalten. Das bedeutet unter anderem, keine Mahlzeiten ausfallen zu lassen und jeden Tag etwa zur selben Uhrzeit ins Bett zu gehen und aufzustehen. Ein Beispiel: Wer täglich zwei Tassen Kaffee trinkt, kann eine Migräne-Attacke auslösen, wenn er die doppelte Menge trinkt – oder den Kaffee weglässt.

Entspannungsübungen und Sport gegen Schwindelmigräne

Stress ist ein häufiger Trigger von Migräne und Schwindel. Vielen Betroffenen helfen daher Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. Auch Ausdauersport, wie Joggen, Walking, Schwimmen oder Radfahren, kann dazu beitragen, die innere Anspannung zu lindern und weniger anfällig für Migräneattacken zu werden. Migräne-Patient:innen sollten aber keinesfalls Sport treiben, wenn sich eine Attacke ankündigt. Dann ist Schonung angesagt.

Migräne und Schwindel: Behandlung durch Medikamente

Eine Schwindelmigräne wird auf die gleiche Weise behandelt wie eine gewöhnliche Migräne. Die medikamentöse Therapie erfolgt dabei in Absprache mit den behandelnden Ärzt:innen. 

Gegen Kopfschmerzen werden sogenannte nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) eingesetzt, etwa Acetylsalicylsäure (ASS), Diclofenac, Ibuprofen und Paracetamol. Außerdem gibt es spezielle Migränemedikamente, Triptane genannt, die eine gefäßverengende, entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung haben. Ein weiterer Wirkstoff sind sogenannte Ergotamine, die aus einem Getreidepilz gewonnen werden. Mediziner:innen verschreiben sie jedoch nur noch selten gegen Migräne, weil sie mehr Nebenwirkungen haben als Triptane. 

Kommt es bei der Migräne mit Schwindelgefühl zu Übelkeit, können zum Beispiel sogenannte Antiemetika (Medikamente gegen Übelkeit) helfen. Wenn die Schwindelattacke bei einer Migräne länger als eine Stunde andauert, können Betroffene auch ein sogenanntes Antivertiginosum (Medikament gegen Schwindel) einnehmen. 

Tritt die Schwindelmigräne sehr häufig auf (mehr als drei Attacken im Monat) oder dauern die Attacken sehr lange, stehen Medikamente zur Verfügung, die langfristig eingenommen werden, um Anfällen eine Schwindelmigräne vorzubeugen (zum Beispiel Betablocker, Kalziumantagonisten oder Valproat).

Quellen: 

An welcher Schraube drehen, wenn sich alles dreht?, in: pharmazeutische-zeitung.de

Vestibuläre Migräne (ICD-10 G43.1), in: neurologienetz.de

Migräneschwindel kann vestibuläre Störungen imitieren, in: aerztezeitung.de