Schwindel bei Kindern und Jugendlichen: Was kann der Grund sein?

Schwindel bei Kindern und Jugendlichen ist nicht ungewöhnlich: Jedes sechste bis siebte Schulkind hat mindestens einmal im Jahr eine Schwindelepisode. Die Ursache ist meist harmlos, sollte aber trotzdem von Ärzt:innen abgeklärt werden.

Kind mit Schwindel schließt die Augen
Schwindel bei Kindern und Jugendlichen ist nicht selten. Oftmals helfen einfache Maßnahmen Foto: iStock/fizkes

Eltern machen sich meist Sorgen, wenn Schwindel bei Kindern auftritt, aber er geht nur selten auf eine ernste Erkrankung zurück. Dennoch ist es sinnvoll, die Hintergründe zu kennen, um harmlose von behandlungswürdigen Symptomen zu unterscheiden. Eltern sollten daher mit ihrem Nachwuchs sicherheitshalber eine Kinderarztpraxis aufsuchen. Das gilt besonders dann, wenn weitere Beschwerden wie Erbrechen, Ohrgeräusche oder Kopfschmerzen hinzukommen.

Wie äußert sich Schwindel bei Kindern?

Schwindel kann sich bei Kindern und Jugendlichen sehr unterschiedlich zeigen. Oft ist es nur ein kurzer Moment, in dem sich alles dreht. Es kann aber auch passieren, dass den Kindern für einen Moment schwarz vor Augen wird oder sie sogar das Bewusstsein verlieren. Oftmals tritt der Schwindel immer in ähnlichen Situationen auf, etwa beim Aufstehen. 

Ältere Kinder können den Schwindel oft gut beschreiben. Das ist hilfreich, weil die Art der Beschwerden Hinweise auf die Ursache geben kann.

Meiner Tochter/meinem Sohn ist oft schwindelig: Wie kommt das?

„Mama, mir ist schwindelig!“ – Wenn ein Tag so beginnt, sind Eltern oft besorgt bis ratlos. Für Schwindelattacken bei Kindern und Jugendlichen gibt es verschiedene mögliche Gründe. In den meisten Fällen steckt zwar keine ernste Erkrankung dahinter, aber Schwindel kann beispielsweise zu einem Sturz und damit zu weiteren Verletzungen führen.

Die häufigste Ursache für Schwindel bei Kindern: Pseudoschwindel

In den meisten Fällen ist ein sogenannter Pseudoschwindel der Grund für Schwindel-Attacken bei Kindern. Er geht auf eine Kreislaufstörung zurück, eine sogenannte orthostatische Dysregulation. Dabei fällt beim Hinsetzen oder Aufstehen der Blutdruck abrupt ab. 

Als Folge werden das Gehirn und auch das Gleichgewichtsorgan im Innenohr kurzzeitig nicht ausreichend durchblutet. Das Kind fühlt sich taumelig, schwach und schwindelig. Die Schwindel-Symptome können bis zur Ohnmacht reichen. Meist kommt dieser Schwindel bei Jugendlichen und Kindern während intensiver Wachstumsschübe vor. Typischerweise tritt er daher nur phasenweise auf – die Attacken kehren über einige Wochen oder Monate wieder, bis sie plötzlich wegbleiben.

Drehschwindel bei Kindern: Häufig ist es eine Migräne

Zeigt sich der Schwindel bei Kindern unabhängig vom Aufstehen oder anderen Positionswechseln, hilft die Art des Schwindels eventuell bei der Diagnose. Vor allem wenn das Kind ein drehendes Schwindelgefühl beschreibt, das sich wie eine Karussellfahrt anfühlt, könnte das ein Anzeichen für eine Migräne sein. 

Neben dem Drehschwindel kommt es bei Kindern oft zu Übelkeit und Erbrechen, mitunter auch zu Appetitlosigkeit. Gerade bei kleinen Kindern sind diese Symptome oft ausgeprägter als Kopfschmerzen, die meistens mit einer Migräne verbunden sind. Schon leichte Schwindel-Anzeichen können Eltern zum Teil erkennen, auch wenn die betroffenen Mädchen und Jungen sich nicht äußern: Sie werden in der Regel blass und hören abrupt auf zu spielen. 

Übrigens: Nicht alle Kinder, die unter migränebedingten Drehschwindel leiden, haben noch als Erwachsene mit Migräne zu kämpfen. In vielen Fällen treten die Attacken nach der Pubertät nicht mehr auf. Migräne mit Schwindel bei Jugendlichen bleibt hingegen in der Regel bestehen.

Weitere mögliche Ursachen für Schwindel bei Kindern

Weitere Ursachen für Schwindel bei Kindern sind eher selten. Sie stehen oft in einem Zusammenhang mit vorangegangen Erkrankungen oder Verletzungen. Mögliche Auslöser der Schwindelattacken sind unter anderem:

  • Virusinfektionen wie Windpocken, die den Hör- und Gleichgewichtsnerv angreifen

  • Mittelohrentzündungen und Paukenergüsse, die das Innenohr beeinträchtigen

  • Gehirnerschütterungen oder Schädel-Hirn-Traumata

  • bestimmte Fisteln im Innenohr (sogenannte Perilymphfisteln)

Schwindel bei Kindern: Was kann ich tun?

Steckt eine Erkrankung hinter dem Schwindel bei Kindern, sollte diese von Ärzt:innen behandelt werden. Bei einer verschleppten Mittelohrentzündung werden beispielsweise zum Teil Antibiotika verschrieben, Fisteln können operativ entfernt werden, bei einer Gehirnerschütterung ist Ruhe angesagt. Falls eine Migräne die Ursache ist, helfen oft Entspannungsverfahren wie die Progressive Muskelentspannung. Eltern und Kinder sollten gemeinsam versuchen, mögliche Auslöser für die Migräne-Anfälle zu identifizieren – und diese künftig nach Möglichkeit zu vermeiden. 

Beim häufigen Pseudoschwindel können Eltern und Kindern gemeinsam einige Maßnahmen ergreifen, damit sich der Schwindel bessert. Bei einer akuten Attacke sollte sich das Kind auf den Rücken legen und die Beine hochlagern, bis das taumelige Gefühl aufhört. Grundsätzlich ist es sinnvoll, darauf zu achten, dass betroffene Kinder und Jugendliche regelmäßig essen und trinken (Frühstück nicht vergessen!) und sich bewegen. Ausdauersport und Wechselduschen können zusätzlich dazu beitragen, den Kreislauf in Schwung zu bringen. Abruptes Aufstehen und Hinsetzen sollten möglichst vermieden werden, um Schwindel bei Kindern vorzubeugen.

Quellen:

Schwindelerkrankungen im Kindesalter, in: Dr. Helmut Schaaf

Schwindel im Kindesalter, in: thieme-connect.com

Mit sicheren Schritten zur Schwindeldiagnose, in: MMW – Fortschritte der Medizin

Verschleppte Mittelohrentzündung kann zu Gleichgewichtsstörungen führen, in: hno-aerzte-im-netz.de