Schweißallergie: Merkmale und die besten Tipps zur Selbsthilfe

Sommer, Sonne, Nesselsucht: Eine Schweißallergie kann Betroffenen gehörig den Spaß an der warmen Jahreszeit vermiesen. Denn obwohl es sich dabei nicht um eine „echte“ Allergie handelt, geht sie mit teils heftigen Symptomen einher. Die wichtigsten Erkennungsmerkmale und Hausmittel im Überblick!

Eine Frau sitzt auf dem Sofa und schwitzt
Bei der Schweißallergie haben Betroffene zusätzlich zum Schwitzen mit Allergie-Symptomen zu kämpfen  Foto: iStock/yacobchuk

Schweiß hat eine sehr sinnvolle Aufgabe: Steigt die Körpertemperatur an, sorgt er dafür, dass der Organismus wieder abgekühlt wird. Dennoch kann Schwitzen nerven – und für Menschen mit einer Schweißallergie (cholinergische Urtikaria oder cholinergische Nesselsucht) kann es sogar richtig zur Qual werden. Denn Schwitzen führt bei ihnen zu Allergie-Symptomen wie Quaddelbildung, Jucken und Schmerzen.

Besonders häufig treten die Beschwerden beim Sport, bei einem heißen Bad oder sommerlichen Temperaturen auf, darum wird die Schweißallergie auch Anstrengungsurtikaria oder Schwitzurtikaria genannt.

Cholinergische Urtikaria ist keine „echte“ Allergie

Die Schweißallergie ist keine Allergie im herkömmlichen Sinne, sondern eine sogenannte Pseudoallergie: Das heißt, sie verursacht ähnliche Symptome wie eine echte Allergie und diese werden auch durch die gleichen Botenstoffe im Körper hervorgerufen – der Auslöser aber ist ein anderer.

Allergien beruhen auf einem „Irrtum“ des Immunsystems: Bestimmte Eiweiße, die sogenannten Antikörper, halten eigentlich harmlose Stoffe wie Pflanzenpollen fälschlicherweise für Krankheitserreger und leiten deren Bekämpfung ein, indem Sie die sogenannten Mastzellen aktivieren. Diese Immunzellen sorgen in der Folge dafür, dass Entzündungsmoleküle wie beispielsweise Histamin ausgeschüttet werden. Dieser Botenstoff sorgt für Entzündungsreaktionen auf Haut oder Schleimhäuten, die sich beispielsweise in Jucken, Rötungen oder Schwellungen äußern.

Bei der Schweißallergie werden ebenfalls die Mastzellen aktiv und schütten Histamin aus. Der Unterschied zu echten Allergien besteht darin, dass die Aktivierung der Immunzellen nicht durch Antikörper erfolgt: Stattdessen bewirkt der erhöhte Säuregehalt, der durch den Schweiß auf der Haut entsteht, die Aktivierung der Mastzellen. Es handelt sich also eher um eine physikalische Reizung dieser Zellen als um eine irrtümliche Alarmierung des gesamten Immunsystems.

Ausschlag durch Schwitzen: Bilder

Die folgenden Schweißallergie-Bilder zeigen das Aussehen der typischen Urtikaria, wie sie bei einer Schweißallergie, anderen Pseudoallergien oder auch echten Allergien auftreten kann. Das entscheidende Merkmal bei der Schweißallergie ist, dass die Quaddeln durch Schwitzen entstehen.

Urtikaria
Die Symptome einer Pseudoallergie sind häufig kaum von der einer echten Allergie zu unterscheiden: Charakteristisch sind Quaddeln (weiße oder rötliche Erhebungen), die jucken und berührungsempfindlich sind. Foto: iStock/areeya_ann
Quaddeln auf der Haut
Bei der cholinergischen Urtikaria handelt es sich um eine typische Nesselsucht, die aber einen ungewöhnlichen Auslöser hat, nämlich Schweiß. Foto: iStock/robeo

Ausschlag bei Schweißallergie behandeln

Eine Schweißallergie lässt sich nur symptomatisch und nicht ursächlich behandeln. Die Ursache liegt vermutlich in einer (womöglich genetisch bedingten) Instabilität der Mastzellen bei den Betroffenen, die sich leichter aktivieren lassen als bei anderen Menschen. In diesem Fall liegt also kein „Irrtum“ des Immunsystems vor, weswegen auch eine Hypersensibilisierung, die bei anderen Allergien angewandt wird, bei der Schweißallergie nicht funktioniert. Betroffene müssen daher in der Regel ein Leben lang mit der Pseudoallergie klarkommen. Zur Behandlung eignen sich sowohl Medikamente als auch einige Hausmittel und Körperpflegeprodukte.

Sind Antihistaminika bei Schweißallergie wirksam?

Obwohl die Schweißallergie „nur“ eine Pseudoallergie ist, helfen Antihistaminika gegen die durch sie ausgelösten Beschwerden – denn wie bei echten Allergien sind auch bei der Schweißallergie Histamine die „Übeltäter“, die für die lästigen Entzündungsreaktionen auf der Haut sorgen.

Ausschlag durch Schwitzen: Hausmittel und Tipps

Wer zunächst ohne Medikamente versuchen möchte, dem Hautausschlag nach dem Schwitzen beizukommen, kann folgende Hilfsmittel ausprobieren:

  • Deodorants: Deos, die üblicherweise unter den Achseln angewendet werden, können auch an den Fußsohlen oder anderen Körperstellen aufgetragen werden – Vorsicht ist allerdings in Schleimhautnähe geboten. So ist beispielsweise der Genitalbereich besonders empfindlich und sollte nicht mit den chemischen Produkten in Berührung kommen. Wichtig ist außerdem, dass das Deo sogenannte Aluminiumsalze enthält – sonst kann es zwar den Schweißgeruch kaschieren, nicht aber das Schwitzen an sich eindämmen. Aluminiumhaltige Deos tun das, indem sie die Schweißdrüsen „verstopfen“. Entsprechende Deos gibt es auch in Form von Cremes zum Einreiben.

  • Hausmittel Natron: In einer Sprühflasche Wasser und Natron mischen, damit die betroffenen Hautstellen einsprühen; das Hautmilieu gleicht sich dadurch aus und ist weniger sauer. Doch Vorsicht: Auch ein zu alkalisches Milieu reizt die Haut, das Hausmittel sollte also sparsam eingesetzt werden.

  • Kaltes Wasser: Die betroffenen Hautareale mit kaltem Wasser abzuspülen, wirkt juckreiz- und schmerzlindernd sowie abschwellend.

  • Verzicht auf Alkohol: Alkohol erhöht den Histamingehalt im Blut, indem er bestimmte Enzyme blockiert, deren Aufgabe es ist, Histamin abzubauen.

  • Stress reduzieren: Stress kann die Entzündungsreaktion bei einer Schweißallergie verstärken – wer die Möglichkeit hat, sollte darum sein Stresslevel senken.

Ausschlag durch Schweiß: An welchen Körperstellen tritt er auf?

Die Schweißallergie zeigt sich typischerweise an Körperstellen, die besonders häufig schwitzen. Das sind vor allem die Achselhöhlen, die Fußsohlen und häufig auch der Kopf (besonders, wenn im Sommer eine Kopfbedeckung getragen wird) – aber auch Körperteile wie Arme und Beine, Hand, Hals und Rücken können von der Schweißallergie betroffen sein. Tritt der Ausschlag allerdings isoliert an einer eher wenig schwitzenden Körperstelle auf, ist es wahrscheinlich, dass die Ursache eine andere ist. Mit folgenden Körperstellen haben Betroffene mitunter zu kämpfen:

  • Schweißallergie am Fuß: Eine Schweißallergie betrifft häufig die Füße, da die Fußsohlen leicht ins Schwitzen geraten. Wichtig für Betroffene ist es daher, besonders im Sommer atmungsaktives Schuhwerk zu tragen. Zur Linderung der Symptome eignen sich bei einem Ausschlag am Fuß durch Schwitzen neben Antihistaminika Fußbäder mit Natron oder (aluminiumhaltige) Deos.

  • Schweißallergie unter den Achseln: Da unter den Achseln mit die meisten Schweißdrüsen vorkommen, ist diese Körperstelle auch besonders häufig von der Schweißallergie betroffen. Wer ständig an den Quaddeln unter den Achseln leidet und mit Hausmitteln und Deos keine ausreichende Linderung der Symptome erreicht, kann seine Schweißdrüsen mittels einer Laserbehandlung entfernen lassen. Diese Methode wird auch bei übermäßigem Schwitzen angewendet.

  • Schweißallergie an oder unter der Brust: Wenn Ausschlag unter der Brust bei vermehrtem Schwitzen auftritt, kann es sich um eine Schweißallergie handeln. Gerade bei Frauen kann es aber auch passieren, dass sich der Schweiß unter der Brust sammelt und sich die Haut durch die mangelnde Luftzufuhr in diesem Bereich entzündet. Wenn Hausmittel gegen Schwitzen unter der Brust nicht helfen, ist es ratsam, den Ausschlag bei einem:einer Hautärzt:in abklären zu lassen, damit die richtige Behandlung erfolgen kann.

  • Schweißallergie im Gesicht: Besonders unangenehm, weil für jedermann sichtbar: Quaddeln im Gesicht, die durch akutes Schwitzen entstehen. Da das Gesicht mit Deo und ähnlichem schlecht zu behandeln ist, ist die Einnahme von Antihistaminika in diesem Fall ratsam. Im Akutfall kann außerdem kaltes Wasser lindernd und abschwellend wirken.

Neurodermitis oder Schweißallergie?

Bei der Frage nach der Unterscheidung einer Schweißallergie von Neurodermitis ist vor allem der Zeitpunkt, zu dem die Symptome auftreten, entscheidend: Eine Neurodermitis tritt nicht plötzlich bei warmen Temperaturen oder beim Sport auf. Sie kann zwar durch solche Faktoren verstärkt werden, bleibt aber in der Regel durchgehend bestehen. Bei einer cholinergischen Urtikaria werden die Symptome ausschließlich durch Schwitzen ausgelöst und verschwinden in der Regel zügig wieder, wenn sich der Körper abgekühlt hat.

Wer sich unsicher ist, woher Quaddeln und Juckreiz rühren, sollte die Beschwerden vorsichtshalber medizinisch abklären lassen. Steht die Diagnose Schweißallergie fest, gibt es zwar keine Heilung, aber dennoch einige Mittel, die Symptome zu lindern und den Alltag angenehmer zu gestalten. Ein Trost für Betroffene ist vielleicht, dass Pseudoallergien niemals so gefährlich sind wie echte Allergien – es ist beispielsweise nicht möglich, durch eine Schweißallergie einen allergischen Schock zu erleiden.

Quellen:

Pseudoallergien, in: allergiezentrum.org

Sweat allergy, in: sciencedirect.com

What is cholinergic urticaria and how is it treated?, in: medicalnewstoday.com