Schwangerschaftsdemenz: Woher kommt die Vergesslichkeit?

Während einer Schwangerschaft kommen nicht nur körperliche Veränderungen auf die werdenden Mütter zu. Auch wird das Gedächtnis mitunter ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Häufig spricht man dann von einer Schwangerschaftsdemenz. Hierbei handelt es sich aber nicht um eine Demenz im eigentlichen Sinne.

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Schwangerschaftsdemenz: Was genau dahinter steckt, wenn die Schwangerschaft zunehmend mit Vergesslichkeit einhergeht? Welche Ursachen es gibt und was bei Gedächtnisstörungen helfen kann, erfahren Sie hier.

Schwangerschaftsdemenz: Was ist das?

Werdende Mütter kennen das Gefühl – plötzlich kann man sich an verschiedene Dinge einfach nicht mehr erinnern. Je mehr im Kopf das Chaos ausbricht, desto schwieriger wird es für Schwangere, einfache Dinge im Alltag zu managen. Das Gehirn funktioniert einfach nicht mehr so wie vor der Empfängnis. Die grundlegendsten Dinge werden vergessen. Und selbst Wortfindungsstörungen sind keine Seltenheit. Das kann nicht nur die Schwangere selbst, sondern auch das Umfeld verrückt machen.

Für diesen Zustand gibt es einen Begriff: Schwangerschaftsdemenz. Doch anders, als es der Name nahelegt, handelt es sich hierbei nicht um eine echte Demenz im medizinischen Sinne. Das heißt: Im Gehirn sind während der Schwangerschaft keine strukturellen Veränderungen nachzuweisen, die einen Abfall der kognitiven Fähigkeiten erklären könnten. Und dennoch kämpfen laut einer Studie rund 80 Prozent der Schwangeren mit Vergesslichkeit. Die Ursache liegt hier wie so häufig an den hormonellen Veränderungen, die Frauen während der Schwangerschaft unterzogen sind.

Starke Vergesslichkeit in der Schwangerschaft: Welche Ursache steckt dahinter?

Bei schwangeren Frauen steigt der Cortisolspiegel nachweislich an. Das Hormon beeinflusst wiederum das Denkvermögen der werdenden Mutter. Und je höher der Cortisolspiegel der Schwangeren, desto größer die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaftsdemenz. Verschiedene Ursachen begünstigen den Anstieg des Cortisolspiegels der Frau zudem. Darunter fallen Faktoren wie Schlafprobleme, Stress sowie Nährstoff- und Bewegungsmangel.

Schwangerschaftsdemenz: Ab wann fängt sie an?

"Das habe ich vergessen. Muss wohl die Schwangerschaftsdemenz sein!" Diese oder ähnliche Aussagen haben sich bei werdenden Müttern fast schon zu Beginn der Schwangerschaft etabliert. Dabei tritt eine Schwangerschaftsdemenz eher selten am Anfang während der Frühschwangerschaft im 1. oder auch 2. Trimester auf. Generell gilt: Je näher die Geburt rückt, desto stärker ausgeprägt ist bei den meisten Frauen die Schwangerschaftsdemenz. Oft bemerken Schwangere starke Gedächtnislücken und Vergesslichkeit erst mit Eintritt des 3. Trimesters. Und das hat auch einen Grund.

Warum Gedächtnislücken kurz vor der Geburt?

Denn je näher die Geburt des Babys rückt, desto gestresster reagiert der Körper der Frau. Das liegt an den "anderen Umständen", welche zunehmend strapazierender werden.

So nehmen Schlafstörungen mit fortlaufender Schwangerschaft weiter zu. Gründe dafür gibt es genug: Sodbrennen nachts im Bett, starke Kindsbewegungen, nächtlicher Harndrang oder innere Unruhe rauben vielen Müttern den Schlaf. Und weniger Schlaf lässt den Cortisolspiegel ansteigen. Zudem können Angst vor der Geburt, Sorge um das Baby, die baldige Rolle als Mutter und Unstimmigkeiten mit dem Partner ebenso Einfluss auf die Gedächtnisleistung nehmen.

Wie lange dauert die Vergesslichkeit in der Schwangerschaft an?

Bei so viel Verantwortung, die auf die Mutter nach der Geburt zukommt, ist es klar, dass sich die werdenden Mamas Gedanken darüber machen, ob die kognitive Leistungsfähigkeit auch irgendwann wieder zurückkommt. Zum Glück ist eine Schwangerschaftsdemenz jedoch nur ein vorübergehender Zustand, der sich spätestens nach der Geburt wieder normalisiert. Frauen, die ihre Kinder im Anschluss an die Niederkunft stillen, müssen jedoch mit einer sogenannten "Stilldemenz" rechnen.

Kann oder muss man eine Schwangerschaftsdemenz behandeln lassen?

Wenn das Gedächtnis während der Schwangerschaft nicht mehr ganz rund läuft, ist das zwar ein unangenehmer Zustand, jedoch keiner, den man medizinisch behandeln lassen muss. In der Regel lässt die Vergesslichkeit nach der Geburt des Kindes auch wieder nach.

Anders hingegen verhält es sich, wenn zu der Vergesslichkeit noch weitere Symptome hinzukommen wie Niedergeschlagenheit, Traurigkeit und Antriebslosigkeit. Dann besteht die Gefahr einer Schwangerschaftsdepression. Eine Hebamme oder der/die Fachärzt:in können dabei helfen, die Symptome richtig einzuordnen und gegebenenfalls eine geeignete Behandlung einleiten.

Schwangerschaftsdemenz: Was tun? Die besten Tipps

Zwar lässt sich eine Schwangerschaftsdemenz in den meisten Fällen nicht gänzlich vermeiden, dennoch können Schwangere etwas tun, um der Vergesslichkeit vorzubeugen oder besser mit ihr umzugehen. Diese Tipps helfen, auch während der Schwangerschaft den Stresspegel zu regulieren.

1. Guter Schlaf: Ein guter Schlaf hilft dabei, den Cortisolspiegel niedrig zu halten. Und bei den meisten Schlafproblemen während der Schwangerschaft kann man vorbeugen. Ein Seitenschläfer- oder Stillkissen hilft, eine gute Schlafposition zu finden. Weniger trinken direkt vor dem Zubettgehen beugt nächtlichen Harndrang vor und eine erhöhte Schlafposition unangenehmes Sodbrennen.

2. Ernährung: Eine gesunde und ausgewogene Ernährung wirkt sich auch auf die Stresshormone aus. Nährstoffe wie Vitamin C und E sowie B-Vitamine stärken das Gedächtnis. Zudem sollten Schwangere eher kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich nehmen, da sie so leichter verdaulich sind.

3. Bewegung: Bewegung wirkt sich positiv auf das Stresslevel aus. Dabei müssen Schwangere natürlich keinen Hochleistungssport absolvieren. Yoga oder Spazierengehen an der frischen Luft tragen bereits zu mehr Gelassenheit und Entspannung bei.

4. To-Do-Listen: Machen Sie sich To-Do-Listen, damit Sie nichts vergessen. Im besten Fall involvieren Sie ihren Partner, der Sie auch an bestimmte Dinge erinnern kann.

5. Akzeptanz: Die Schwangerschaft ist eine Zeit, die enorm viele Veränderungen mit sich bringt. Der Körper verändert sich sowie die Rolle in der Beziehung und im Beruf, aber eben auch das Gedächtnis und der gesamte Hormonhaushalt. Akzeptanz bringt dabei eine gewisse Gelassenheit mit, die sich in allen Bereichen nur positiv auswirkt.

Vergesslichkeit in der Schwangerschaft, die sogenannte Schwangerschaftsdemenz, ist nichts, wofür man sich schämen oder sich gar Sorgen machen muss, sondern ein ganz natürlicher Vorgang, der zum Glück nur vorübergehend ist.

Quellen
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  • Trost, L. (2016). Peripartale Plastizität des Gehirns: Zum Zusammenhang von neuronalen, hormonellen und kognitiven Veränderungen während der Schwangerschaft und nach der Geburt (Doctoral dissertation).
  • Wingeier, M., & Ehlert, U. (2013). Psychobiologische Prozesse während der Schwangerschaft. Hebamme. ch= Sage-femme. ch= Levatrice. ch= Spendrera. ch, (10), 10-14.
  • der geringsten Ruhestörung, B., & länger die Tiefschlafphasen, J. Fragen aus der Praxis.
  • Frisch, U., & Riecher-Rössler, A. (2012). 1 Depressionen in der Schwangerschaft. In Psychische Erkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit (pp. 3-10). Karger Publishers.