Schützen Allergien vor Gehirntumoren?

An der Veränderung eines Proteins im Immunsystem können Gehirntumore bis zu fünf Jahre früher entdeckt werden. Praxisvita erklärt die Fakten.
Bereits im Jahr 2012 entdeckten Forscher rund um Dr. Judith Schwartzbaum von der Ohio State University, dass Menschen mit Allergien oder Asthma innerhalb von 20 Jahren ein bis zu 50 Prozent geringeres Risiko haben, an einem Gehirntumor zu erkranken. So ließ sich erstmals ein Zusammenhang zwischen Allergien und Gehirntumoren nachweisen. Nun haben die Wissenschaftler an diese Studie angeknüpft. Das Ergebnis der durchgeführten Blutuntersuchungen: Anhand des Proteins Cytokin, das vom Immunsystem zur Bekämpfung von Allergien eingesetzt wird, kann der Gehirntumor Gliobastom fünf Jahre früher entdeckt werden als bisher.
Der Tumor wird normalerweise erst spät entdeckt
Patienten mit einem diagnostizierten Gliobastom haben im Normalfall noch maximal 14 Monate zu leben. Der Tumor wächst meist jahrelang völlig unbemerkt im Gehirn und gilt als der häufigste bösartige Tumor bei Erwachsenen. Für ihre Studie griffen die Forscher auf die Blutbank der Janus Serum Bank in Norwegen zurück. Dafür benutzten sie bis zu fünf Jahre alte Blutproben von Patienten, die inzwischen an einem Gliobastom erkrankt sind und verglichen sie mit den Blutproben von Personen ohne den Gehirntumor.
Proteine verhalten sich auffällig
Dabei stellten die Forscher Auffälligkeiten bei dem Protein Cytokin fest: In den alten Blutproben der Patienten, die inzwischen an dem Tumor erkrankt sind, agierte das Protein nur träge und sendete weniger Signale als bei den Proben der gesunden Menschen. Das führen die Forscher darauf zurück, dass der Tumor damals bereits anfing, das Immunsystem zu unterdrücken. Anhand dieser Ergebnisse könnte es künftig einfacher werden, ein Gliobastom frühzeitig zu diagnostizieren.
Die Forschung steht immer noch am Anfang
Da es sich bei der Studie allerdings lediglich um eine Stichprobe mit 55 Blutproben gehandelt hat, wollen die Wissenschaftler um Dr. Schwartzbaum nun weiter in dieser Richtung forschen. Sie erhoffen sich durch die neuen Erkenntnisse, ein Gliobastom künftig nicht nur früher zu erkennen, sondern die Entstehung des Tumors irgendwann vielleicht sogar ganz vermeiden zu können.
Hamburg, 25. September 2015
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