Schürfwunde behandeln: Was tun, wenn das Kind hingefallen ist?
Es passiert so schnell: Beim Toben draußen schlagen sich die Kinder die Knie an, beim Helfen in der Küche rutscht das Messer ab, am Strand treten sie in eine scharfkantige Muschel oder Scherbe. Die Folge: Es blutet, tut weh, der Schreck ist groß und die Tränen fließen. Viele Eltern sind dann unsicher: Wie lässt sich eine Schürfwunde behandeln? Woran erkenne ich eine Entzündung? Wann muss das Kind ins Krankenhaus? Und wie war das noch mal mit der Tetanusimpfung?
Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Bei kleineren Verletzungen ist meist gar kein Arzt nötig. So können Sie häufig selbst eine Schnittverletzung oder Schürfwunde behandeln. Auch, wenn erstmal viel Blut fließt, versuchen Sie ruhig zu bleiben. Nichts ist schlimmer für die Kinder, als Eltern, die in Panik verfallen.
Schürfwunde behandeln: So versorgen Sie kleine Wunden
Möchten Sie eine Schürfwunde behandeln, dann gilt: Reinigen Sie die Wunde sorgfältig. Eine verschmutzte Verletzung birgt ein erhöhtes Infektionsrisiko. Kleine Steinchen und andere Fremdkörper sollten vorsichtig mit einer Pinzette entfernt werden. Für die Wundreinigung empfiehlt sich ein Wundreinigungsspray; welches dafür sorgt, dass Schmutz und Mikroorganismen aus der Wunde gespült werden. Eine Wunddesinfektion mit einem antiseptischen Mittel ist im Normalfall nicht nötig. Erst wenn sich die betroffene Stelle entzündet und rötet. Nach der Reinigung decken Sie die Wunde mit einem Feuchtigkeitsgel und einem Pflaster oder einer sterilen Kompresse ab. Alternativ können Sie auch spezielle Wundpflaster verwenden mit einer Hydrogel-Einlage.
Salben, Kompressen und Verbände richtig anwenden
Kompressen fixieren Sie mit einem Verband. Besonders angenehm finde ich Elastomull – das ist ein selbstklebender (funktioniert ähnlich wie ein Klettverschluss), elastischer Verband, der mehrfach verwendet werden kann.
Vorteil ist, dass er sehr gut hält und man ihn nicht mit zusätzlichen Pflastern fixieren muss. Allerdings muss man aufpassen, dass er nicht zu stramm angelegt wird, was aufgrund des Stretchmaterials leicht passieren kann. Faustregel dafür: Sie sollten den kleinen Finger noch zwischen Haut und Verband schieben können.
Das empfiehlt sich insbesondere, wenn Sie eine Kompresse auflegen, da diese später häufig mit der Wunde verklebt. Früher hat man gerne auf die braune (und schlimme Flecken auf Kleidung verursachende!) Polyvidonjodsalbe zurückgegriffen. Als desinfizierende Salbe ist sie immer noch sehr gut, aber sie stört die Wundheilung und ist aufgrund des Jodgehaltes nicht für Säuglinge unter sechs Monaten, für Patienten mit einer Schilddrüsenüberfunktion oder für eine großflächige Anwendung geeignet.
Schnittwunden versorgen - so geht's
Bei Schnittverletzungen sollten Sie die Wunde ebenfalls mithilfe eines Wundreinigungssprays behandeln und auf mögliche Fremdkörper wie Splitter untersuchen. Auch, wenn es nicht schön ist, aber schauen Sie, wie tief die Verletzung ist und ob die Wunde klafft.
- Desinfektionsmittel (nicht-alkoholisch) - sollte erst beim Auftreten einer Entzündung benutzt werden
- Pflaster
- Wundkompresse
- (elastisches) Verbandsmaterial
- hydroaktives Lipogel (Wundgel)
- Pinzette
Mehr als einen Zentimeter tiefe und stark auseinanderklaffende Schnittwunden sollten im Krankenhaus beurteilt und dann gegebenenfalls genäht werden.
Legen Sie bei stark blutenden Wunden (das gilt natürlich nicht nur für Schnittverletzungen) für 20-30 Minuten einen Druckverband an, um die Blutung schneller zu stillen. Stoppt die Blutung trotz gut angelegten Druckverbandes nicht oder spritzt das Blut von Anfang an, ist das ein Hinweis auf eine Arterienverletzung. In solchen Fällen sollten Sie möglichst sofort ein Krankenhaus aufsuchen. Konnte die Blutung durch den Druckverband gestoppt werden, legen Sie anschließend einen lockeren Verband an.

Beurteilen Sie die Wunde stets an den Folgetagen. Entwickelt sich eine Rötung, nimmt der Schmerz zu, pocht es plötzlich wieder? Das sind Hinweise für eine Infektion und dann sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Ein gelblicher Belag muss übrigens nicht unbedingt ein Entzündungszeichen sein, oft handelt es sich nur um Fibrin – ein wichtiger Stoff für den Wundverschluss.
Aber auch hier gilt, wie für Verletzungen im Akutfall – wenn Sie unsicher sind, zeigen Sie die Wunde einem Arzt. Insbesondere, wenn Sie denken, eine Wunde könnte genäht oder geklebt werden müssen. Das geht nämlich nur in den ersten circa sechs Stunden nach der Verletzung. Später muss die Wunde mit einem Skalpell wieder „angefrischt“ oder ausgeschnitten werden, um mittels Naht oder Wundkleber verschlossen werden zu können.
Ist die Tetanus-Impfung noch aktuell?
Bei allen Verletzungen, und seien sie noch so klein, insbesondere aber bei verschmutzten Wunden, besteht die Gefahr einer Infektion mit Tetanus-Bakterien, die durch ihre ausgeschütteten Giftstoffe einen tödlichen Wundstarrkrampf auslösen können. Davor schützt nur die Impfung.

Nach erfolgter Grundimmunisierung (vier Mal im ersten Lebensjahr, dann vor Schuleintritt und noch einmal in der Pubertät) muss die Tetanusimpfung alle zehn Jahre aufgefrischt werden, um einen ausreichenden Schutz zu bieten. Ist eine Verletzung geschehen und kein ausreichender Impfschutz mehr vorhanden, kann zusätzlich zur aktiven Impfung eine passive (also mit Fremd-Antikörpern) erfolgen. Lassen Sie Ihren eigenen und den Impfpass Ihrer Kinder doch beim nächsten Arztbesuch mal kontrollieren!
Mehr als einen Zentimeter tiefe und stark auseinanderklaffende Schnittwunden sollten im Krankenhaus beurteilt und dann gegebenenfalls genäht werden. Ist die Wunde grob gereinigt und nicht sehr tief, desinfizieren Sie auch hier mit einem nicht-alkoholischen Präparat.
Legen Sie bei stark blutenden Wunden (das gilt natürlich nicht nur für Schnittverletzungen) für 20-30 Minuten einen Druckverband an, um die Blutung schneller zu stillen. Stoppt die Blutung trotz gut angelegten Druckverbandes nicht oder spritzt das Blut von Anfang an, ist das ein Hinweis auf eine Arterienverletzung. In solchen Fällen sollten Sie möglichst sofort ein Krankenhaus aufsuchen. Konnte die Blutung durch den Druckverband gestoppt werden, legen Sie anschließend einen lockeren Verband an.