Schreibaby? Akupunktur kann helfen!

Schreibaby
Hilfe, wir haben ein Schreibaby! Schwedische Forscher haben jetzt herausgefunden, dass Akupunktur die Schreiattacken von Babys deutlich reduzieren kann Foto: istock

Das Baby schreit herzzerreißend und kein Ende ist in Sicht? Forscher haben jetzt eine Möglichkeit gefunden, wie Sie die Schreiattacken Ihres Säuglings auf sanfte Weise mildern können.

Alle Babys schreien. Die meisten von ihnen sind irgendwann ruhig, wenn sie bekommen, was sie brauchen. Doch einige Säuglinge brüllen immer weiter. Sogenannte Schreibabys sind eine Belastung für die Eltern und das Kind. Nichts hilft: kein Stillen, kein Herumtragen, kein Kuscheln.

Dreimonatskolik: Wenn das Baby ständig schreit

Rund 20 Prozent aller Babys treiben ihr Umfeld durch besonders häufiges und anhaltendes Schreien an den Rand der Verzweiflung. Ursache für das exzessive Schreien ist häufig eine Dreimonatskolik. „Bei der Dreimonatskolik handelt es sich nicht direkt um eine Krankheit des Babys, sondern eher um einen Zustand, der vor allem in den ersten drei Lebensmonaten auftritt. Dabei schreien die Babys extrem viel, ohne dass ein richtiger Grund erkennbar wäre“, erklärt die Hamburger Kinderärztin Dr. Nadine Hess.

Ein Kind wird als Schreibaby bezeichnet, wenn es an mindestens drei Tagen pro Woche länger als drei Stunden schreit und sich dieses Phänomen über mehr als drei Wochen hinzieht.

Die Ursachen für die Kolik sind noch nicht ausreichend erforscht. Wissenschaftler vermuten hinter den bauchwehartigen Blähungen Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie z.B. eine Laktoseintoleranz. Auch eine Magen-Darm-Entzündung, schlechte Ernährungsgewohnheiten oder mütterliches Rauchen können für die Beschwerden verantwortlich sein.

Schreibaby
Eine mögliche Ursache für das exzessive Schreien können die Dreimonatskoliken sein Foto: istock

Was hilft bei einem Schreibaby?

Bislang haben Ärzte noch keinen Weg gefunden, um das Baby während der Kolikenepisoden ruhigzustellen. Einige Studien haben gezeigt, dass Probiotika helfen könnten, aber Ärzte sehen das noch nicht als hinreichenden Beleg an.

Wissenschaftler haben jetzt untersucht, ob Akupunktur eine beruhigende Wirkung auf Schreibabys hat. Ihre Ergebnisse haben sie in dem Fachmagazin Acupuncture in Medicine veröffentlicht.

Auswirkungen von Akupunktur auf Schreibabys

Die schwedischen Forscher Kajsa Landgren und Inger Hallström von der Universität Lund untersuchten 147 Babys, bei denen eine Dreimonatskolik diagnostiziert worden war. Die ansonsten gesunden Säuglinge waren zwischen zwei und acht Wochen alt.

Die 147 Babys wurden zufällig drei Behandlungsgruppen (A, B oder C) zugeordnet. Die erste Gruppe erhielt eine standardisierte minimale Akupunktur an einem Akupunkturpunkt für jeweils zwei bis fünf Sekunden. Gruppe B wurde mit einer leicht anregenden Akupunktur an maximal fünf Akupressurpunkten, für eine Dauer von 30 Sekunden, therapiert. Der letzten Gruppe wurde eine normale Standardversorgung ohne Akupunktur zuteil.

Die Behandlung dauerte zwei Wochen und wurde von zehn klinischen Praktikern durchgeführt, von denen neun Akupunkteure sich auf Kolik-orientierte Akupunktur fokussiert hatten.

Akupunktur – eine wirksame Behandlungsmethode bei Babykolik

Das Ergebnis: Nach der Behandlung ist der Anteil der Schreiphasen in allen drei Gruppen erheblich zurück gegangen. Das ist zunächst nicht ungewöhnlich, da Koliken normalerweise von selbst ausheilen und die Symptome im Krankheitsverlauf weniger werden. Besonders ist hingegen, dass die Schreiattacken in den beiden Akupunktur-Gruppen stärker und schneller abnahmen. Diese Effekte waren auch noch nach Woche zwei der Akupunkturbehandlung – also in der Nachbeobachtungsperiode – spürbar.

Akupunktur
Akupunktur hilft bei Säuglings-Koliken Foto: istock

Die Babys hatten die Akupunktur gut vertragen, Nebenwirkungen wurden keine beobachtet. Darüber hinaus wurden zwei Wochen nach der Behandlung weniger Koliken bei den Säuglingen festgestellt. So hatten in der Gruppe A nur noch sechzehn Babys eine Kolik und in der Gruppe B 21. Bei der Standardgruppe C waren es hingegen 31.

"Für die Säuglinge, die weiterhin mehr als drei Stunden pro Tag weinen, kann die Akupunktur eine effektive Behandlungsoption sein", schließen die Autoren ihre Untersuchung ab.