Schock für Verbraucher: Gefährliche Keime auf Putenfleisch!

Einer stichprobenartigen Untersuchung zufolge gibt es in Discountern noch immer mit gefährlichen Keimen belastetes Putenfleisch zu kaufen. Warum ist das Anlass zur Sorge?

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wie tagesschau.de berichtet, gibt es neue Untersuchungsergebnisse zu einem gesundheitsgefährdenden Thema: Keime auf Putenfleisch. Eigentlich wollten sich Politik und auch Industrie schon seit langem des Problems annehmen. Doch jetzt hat Reinhild Benning von der Deutschen Umwelthilfe Fleisch beim Discounter gekauft und Proben unter die Lupe nehmen lassen. Das Ergebnis ist ein Schock für alle Verbraucher – wieder einmal!

Noch immer Antibiotika-resistente Keime auf Putenfleisch

Die Analysen der Universität Greifswald ergaben, dass sich auf vielen der Proben gefährliche,  Antibiotika-resistente Keime befanden: 19 der insgesamt 62 Fleischstücke waren belastet – das entspricht knapp einem Drittel. Es besteht die Gefahr, dass diese Keime auf den Menschen übergehen – zum Beispiel, wenn in der Küche rohes Fleisch verarbeitet wird.

Warum Antibiotika in der Geflügelhaltung?

Die Antibiotika werden in der Geflügelmast verwendet, um Krankheiten bei der Stallhaltung auszuschließen. Insbesondere, wenn Tiere auf engem Raum gehalten werden, können sie sich gegenseitig infizieren. Das sollen Antibiotika wie Colistin verhindern. 

Dies ist einer der Wirkstoffe, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als besonders wichtig für die Humanmedizin eingeschätzt werden. Entwickeln Bakterien Resistenzen gegen diese wichtigen Stoffe, kann das für uns Menschen schlimme Folgen haben: Die Medikamente wirken nicht mehr.

Darum sind Antibiotika-resistente Keime auf Putenfleisch so gefährlich

Die resistenten Keime auf dem Putenfleisch können bei uns Menschen verschiedene Erkrankungen auslösen. Dazu gehören beispielsweise folgende Erreger:

  • Campylobacter
  • Grippeviren
  • Noroviren
  • Multi-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)

Die Folgen können unter anderem Fieber, blutige Durchfälle, Reizdarmsyndrom, Nervenschäden oder Wundinfektionen bis hin zum Tod sein. Vor allem in Krankenhäusern ist die Gefahr groß: Viele Patienten haben ein geschwächtes Immunsystem. Experten der Berliner Charité schätzen, dass jährlich zwischen 10.000 und 15.000 Menschen in Kliniken an den Folgen einer Infektion mit multiresistenten Keimen sterben.

Gefährliche Keime auf Putenfleisch: Hat die Politik versagt?

Nicht nur Ärzte und Organisationen fordern seit langem, die Haltungsbedingungen zu verbessern und wichtige Antibiotika wie Colistin in der Tierhaltung zu reduzieren oder am besten zu verbieten: Auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt, den Einsatz auf „das unbedingt therapeutisch notwendige Maß“ zu reduzieren.

Zwar wurden zwischen 2011 und 2016 deutlich weniger Antibiotika eingesetzt, seitdem stagniert der Wert jedoch. Entgegen ihrer Versprechen hat die Politik bisher keine Lösung für das Problem gefunden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium unter Leitung von Julia Klöckner hat die Situation gegenüber dem NDR als „nicht zufriedenstellend“ bewertet – konkrete Vorschriften für die Putenhaltung gibt es bisher aber noch nicht. Expert:innen wie Reinhild Benning fordern politische Maßnahmen – freiwillig passiert offenbar nicht genug.

Strenge Hygiene als Schutz vor Keimen auf Putenfleisch

Wer Geflügel zubereiten möchte, sollte Vorsicht walten lassen und Hygienemaßnahmen beachten, um nicht mit den Keimen in Berührung zu kommen – zum Beispiel:

  • Fleisch nicht waschen, höchstens mit Papier abtupfen 
  • Nicht anfassen, sondern eine Gabel verwenden
  • Bei ganzen Tieren Einweghandschuhe anziehen und später entsorgen
  • Fleisch immer gut durchgaren, das tötet die Keime ab

Solange immer noch große Mengen Antibiotika bei der Geflügelhaltung verwendet werden, sollte man sich mit diesen Tipps vor den gefährlichen Keimen auf Putenfleisch schützen.

Quellen:
Immer noch resistente Keime auf Putenfleisch in: tagesschau.de
Antibiotika-resistente Keime auf Putenfleisch in: ndr.de
Keime im Fleisch – was tun? in: vzhh.de
Gefahr durch Campylobacter-Keime auf Hühnerfleisch in: ndr.de