Schnappfinger: Zwei Spritzen ersparten mir die OP
Verona Bahr (57) über ihren Schnappfinger: Als ich ein Ziehen an der Außenseite meines Zeigefingers bemerkte, habe ich mir noch keine Sorgen gemacht. Das änderte sich aber ein paar Tage später, als ich nach einem Glas griff. Ich schaffte es beim Loslassen nicht, den Zeigefinger wieder zu strecken. Er war wie festgeklemmt.
Ich musste ihn mit der anderen Hand gerade biegen. Kurz danach sprang der Schnappfinger wieder zurück in die gekrümmte Position. Da rief ich meinen Hausarzt an. Er sagte, das sei ein Fall für den Spezialisten, und riet mir zu einer Untersuchung im Orthopaedicum. Dort sah sich Dr. Matthias Fischer meinen Schnappfinger an und tastete ihn ab. Ich musste die Hand mehrmals zu einer Faust schließen und wieder öffnen. Dann erklärte er: „An der Sehne Ihres Zeigefingers sitzt ein Knoten, der sich beim Strecken und Beugen mitbewegt. Es handelt sich dabei um eine entzündete Verdickung, wahrscheinlich ausgelöst durch Überlastung.“
Schnappfinger – auch schnellender Finger genannt
Anhand eines Modells erläuterte er mir das Problem: „Normalerweise gleitet die Beugesehne des Fingers mühelos durch die sogenannten Ringbänder. Sie sollen die Sehne in Position halten und sind sehr eng und straff – zu eng für die verdickte Stelle. Sie passt kaum durch das Ringband und reibt dort bei jeder Bewegung. Das ruft eine Entzündung hervor und der Knoten wird noch größer.“ Spürbar ist das kaum. Nur das merkwürdige Ziehen im Finger kann ein Anzeichen sein, so wie bei mir. „Irgendwann ist der Platz zu gering für die verdickte Beugesehne und der Finger blockiert. Drückt man ihn mit Kraft trotzdem wieder gerade, passiert Folgendes: Der Knoten bleibt unter dem Ringband hängen, sodass der Finger schon kurz danach in die gekrümmte Position zurückschnellt. Daher kommt auch die Bezeichnung schnellender Finger oder Schnappfinger“, erklärte Dr. Fischer.
Schwellungen gehören zu den ersten Schnappfinger-Symptomen
Gegen die Schwellung bekam ich erst einmal entzündungshemmende Medikamente. Außerdem verordnete Dr. Fischer konsequente Schonung. Fünf Tage später wollte er mich wiedersehen. Leider brachte die Behandlung nicht den gewünschten Erfolg. Wir besprachen deshalb das weitere Vorgehen. Weil ich eine OP so lange wie möglich vermeiden wollte, schlug er mir eine Kortisonspritze vor: „Da die Nadel direkt vor dem entsprechenden Ringband platziert wird, gelangt das Kortison sofort an die betroffene Stelle. Dort kann es noch gezielter gegen die Entzündung vorgehen.“
Der Stich in den Schnappfinger war nur kurz etwas unangenehm. Danach sollte ich die Hand weiterhin schonen und eine Woche später wiederkommen. Zu dem Zeitpunkt war ich zwar schmerzfrei, aber ein Geradestrecken war weiterhin unmöglich. Dr. Fischer tastete meine Hand ab und konnte mich beruhigen: „Häufig ist eine zweite Kortisonbehandlung notwendig. Der Knoten ist aber jetzt schon kleiner und ich bin sicher, dass wir nicht operieren müssen.“ Ich war erleichtert und stimmte der zweiten Spritze zu.
Schnappfinger: Gute Heilungschancen
Dr. Fischer behielt recht: Zwei Tage später konnte ich den Finger schon besser bewegen. Weitere drei Tage später bei meinem nächsten Besuch war er sehr zufrieden. Der Knoten war nicht mehr zu ertasten, die Entzündung weg und mein Finger voll funktionstüchtig. Eine weitere Behandlung war nicht nötig. Er warnte mich vor, dass die Symptome irgendwann auch an anderen Fingern auftreten könnten. Zum Glück weiß ich jetzt aber, dass durch eine schnelle Behandlung und Kortisonspritzen die Heilungschancen eines Schnappfingers sehr gut sind.
Die besten Tipps für gesunde Sehnen
Kleine Fußgymnastik jeden Tag
Zehenspiele: Bauen Sie diese Fußübungen in den Alltag ein, um Ihre Sehnen zu stärken. Machen Sie regelmäßig Greif-Übungen mit Ihren nackten Zehen: Heben Sie ein Taschentuch, ein Bällchen oder einen Korken hoch. Wiederholen Sie das für etwa fünf Minuten.
Computer-Hände brauchen Schonung
Pausenzeit: Wer viel am Rechner arbeitet, sollte sich eine eher flache Tastatur sowie Gelenkablage (Elektronikmarkt) kaufen, das entlastet die Sehnenscheiden. Zusätzlich sollten Sie während monotoner PC-Arbeiten etwa alle 15 Minuten die Hände ausschütteln.
Gut zu wissen
Was passiert bei der Sehnenscheidenentzündung? Wann ist sie eine chronische Erkrankung?
Die Tendovaginitis ist eine Überreizung der Handnerven. In der Akutphase zeigt sich das durch Druckschmerzen entlang der Sehnen und Muskeln. Oft ist das Gewebe erwärmt und gerötet. Wird jetzt das betroffene Gelenk nicht ruhig gestellt, geht die Krankheit nahtlos in eine chronische Phase über. Im Verlauf verdickt sich die entzündete Sehne und lässt sich als "Knoten" sogar tasten. Betroffene spüren bei jeder Bewegung eine Art Knirschen und Reiben. In diesem Stadium kann sich ein "Schnappfinger" herausbilden: Die verdickte Sehne steckt zunächst in der Sehnenscheide fest, durch starken Muskelzug wie beim Strecken gleitet sie dann plötzlich aus der Verengung heraus.