Schnappfinger: Was hilft bei schnellenden Fingern?
Der Finger lässt sich nur noch schwer durchstrecken und er schnellt plötzlich nach vorne - dahinter könnte ein sogenannter Schnappfinger stecken. Häufig sind dabei die Sehnen überlastet. Der schnellende Finger ist kein seltenes Phänomen – und durchaus behandelbar.

- Was ist ein Schnappfinger bzw. Schnappdaumen (schnellender Daumen)?
- Schnellende Finger und ihre möglichen Ursachen
- Schnappfinger (Daumen): Welche Symptome sind möglich?
- Schnappfinger: Welcher Arzt ist der richtige?
- Schnappfinger: Die Diagnostik
- Naturheilverfahren bei Schnappfinger: Was kann Linderung verschaffen?
- Konservative Schnappfinger-Behandlung
- Schnappfinger: So läuft die Op ab
- Wenn der Schnappfinger unbehandelt bleibt
Was ist ein Schnappfinger bzw. Schnappdaumen (schnellender Daumen)?
Ein Schnappfinger wird oft als „schnellender Finger” bezeichnet. Ein Schnappfinger kommt sehr häufig vor, zirka 28 Menschen pro 100.000 Einwohner leiden jedes Jahr darunter. Es handelt sich dabei um eine Sehnenscheidenentzündung (auch: Tendovaginitis stenosans) an der Hand, im Bereich der Beugesehnen. “Dabei kommt es zur Einengung der Sehnenscheiden sowie zur lokalen, knotigen Verdickung der betreffenden Sehne”, erklärt Privatdozent Dr. Bastian Marquaß, leitender Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik-Gundelfingen.
Die Folge: Die verdickte Fingersehne bleibt an den Ringbändern hängen. “Erst nach einem kraftvollen Ziehen löst sie sich und schlüpft ruckartig – oder eben schnappartig – hindurch.” Meistens trete die Störung über dem Fingergrundgelenk auf der Handinnenseite auf. Sehr häufig betroffen ist der Daumen, weshalb diese Erkrankung auch als schnellender Daumen oder Schnappdaumen bezeichnet wird.
Schnellende Finger und ihre möglichen Ursachen
Als mögliche Auslöser dieser Erkrankung gelten dem Experten zufolge etwa erbliche Veranlagung, Überlastung durch ungewohnte Tätigkeiten oder Verletzungen. Doch auch chronische Überlastungen von Fingern und Händen, etwa im Beruf, können schnellende Finger verursachen. “Zudem können Diabetes und Rheuma die Erkrankung auslösen. Diese tritt überwiegend bei Frauen fortgeschrittenen Alters auf, bedingt durch Östrogenmangel”, sagt Dr. Bastian Marquaß.
Schnappfinger (Daumen): Welche Symptome sind möglich?
Woran merke ich, dass ich einen Schnappfinger habe? “Morgensteifigkeit, Schmerzen und Schwellungen sind in der Regel erste Anzeichen”, sagt der Gelenk-Experte. Die Schwellung kann jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich stark ausgeprägt sein, genauso können auch die anderen Symptome in der Intensität variieren. Wichtig sei allerdings der baldige Arztbesuch. Denn: “Je später die Behandlung beginnt, desto unbeweglicher wird der Finger vielfach.”
Befindet sich der Schnappfinger nämlich bereits im fortgeschrittenen Stadium, kommt es häufiger zum charakteristischen Schnappen des Fingers. Meistens beim Versuch, den Finger zu strecken. Die Sehne kann nur mit Aufwand und dann ganz plötzlich – „schnellend“ – durch das Ringband gleiten. Schuld ist die knotenartige Verdickung.
Sobald die Erkrankung noch weiter fortschreitet, kann der jeweilige Finger in Beugestellung einklemmen und nur unter Schmerzen (aktiv oder passiv) wieder durchgestreckt werden. “Häufig kann er dann nur noch mithilfe der anderen Hand aus der gebeugten Stellung heraus bewegt werden”, sagt Dr. Marquaß. Doch meist komme es erst spät zu diesen Symptomen.
Schnappfinger: Welcher Arzt ist der richtige?
Besteht der Verdacht auf einen Schnappfinger, so sollte ein:e spezialisierte:r Orthopäde:in aufgesucht werden. Auch Handchirurgen:innen sind eine gute Anlaufstelle, um die Ursache der Beschwerden genau abklären zu lassen. Betroffene informieren sich im Zweifel über in der Nähe ansässige Spezialisten für schnellende Finger oder lassen sich dahin überweisen.
Schnappfinger: Die Diagnostik
Schnappfinger oder auch Schnappdaumen lassen sich aufgrund der typischen Symptome recht einfach diagnostizieren. Beim passiven Bewegen des Fingers können Betroffene etwa morgens einen schnellenden Finger wahrnehmen. Das ärztliche Fachpersonal fragt also zunächst nach den Schmerzen: Wie oft und wann bestehen sie? Außerdem wird die Blickdiagnostik hinzugezogen. Dazu führen die Betroffenen verschiedene Bewegungen vor.
Nach dem Abtasten werden andere Ursachen wie etwa Osteophyten (Knochenauswucherungen) oder Knochensplitter ausgeschlossen (z.B. durch Röntgenbilder). Manchmal kommt zur genauen Diagnostik des Schnappfingers auch der Ultraschall zum Einsatz. Auch weitere Ursachen für einen Schnappfinger wie Diabetes Mellitus oder Rheuma wird das ärztliche Fachpersonal untersuchen.
Naturheilverfahren bei Schnappfinger: Was kann Linderung verschaffen?
In Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin können verschiedene Naturheilverfahren und Hausmittel zur Linderung ausprobiert werden:
- Massage: Betroffene können die Hand hin und wieder leicht massieren. So können Blockaden sanft gelöst werden.
- Quark-Wickel: Zwei Esslöffel Speisequark fingerbreit auf ein sauberes Tuch geben, auslaufsicher im Quadrat zusammenklappen und auf die betroffene Stelle legen. Anschließend mit einem (Küchen-)Handtuch oder einer Mullbinde umwickeln und fixieren. Dann auf den schmerzenden Finger oder Daumen legen. Der Quark-Wickel hat eine entzündungshemmende Wirkung und reduziert Schmerzen.
- Kühlen: “Auch auf ein Handtuch verteiltes Eis kann lindernd wirken. Am besten, den betroffenen Finger mehrmals täglich für fünf bis zehn Minuten kühlen”, rät Dr. Marquaß.
- Homöopathische Salben: Spezielle Salben mit entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Beinwell, Teufelskralle oder Arnika können dabei helfen, der Sehnenentzündung entgegenzuwirken.
Konservative Schnappfinger-Behandlung
Der schnellende Finger kann grundsätzlich konservativ oder operativ behandelt werden. “Stellt der Facharzt eine Sehnenscheidenentzündung fest, so helfen im Anfangsstadium relativ gut konservative Therapiemethoden”, so der Experte. Eine konservative Therapie soll die Sehnenentzündung bekämpfen und wird bei einem noch nicht blockiertem Finger angewandt. Zu den konservativen Therapiemethoden gehören neben den oben genannten Maßnahmen:
- Gezielte Ruhigstellung des Fingers
- Entzündungshemmende Medikamente (z.B. Ibuprufen) und entzündungshemmende Salben
- Kortison-Injektionen
- Physiotherapie: Nach Abklingen der Symptome können sanfte Übungen unter Anleitung eines Experten helfen
Schnappfinger: So läuft die Op ab
Wann muss der Schnappfinger operiert werden? “Bei einer fortgeschrittenen Verdickung ist mit konservativen Therapiemethoden in der Regel keine Besserung zu erzielen, sodass dann nur eine Operation bleibt”, so Dr. Marquaß. Er erklärt weiter: “Bei diesem mikrochirurgischen Eingriff wird das Ringband mit einem kleinen Schnitt durchtrennt, also eine sogenannte Ringbandspaltung durchgeführt. Das verschafft der Sehne wieder ausreichend Platz und diese kann sofort wieder frei bewegt werden.
”Die Schnappfinger-OP dauert nur rund 15 Minuten und wird häufig unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Die Erfolgschancen bei diesem Eingriff seien laut dem Experten sehr hoch, da sich in der Regel kein Rezidiv (Rückfall einer Krankheit) bildet und der Patient sofort eine Erleichterung verspürt. Nach zwei bis drei Wochen ist die Hand wieder normal belastbar.
Wenn der Schnappfinger unbehandelt bleibt
Bleibt der schnellende Finger unbehandelt, leiden Betroffene meist unter chronischen Schmerzen. Wenn die Sehnen längere Zeit unter dem Ringband reiben und haken, so können sie langfristig geschädigt werden. In den meisten Fällen muss der Schnappfinger ärztlich behandelt werden, manchmal verschwindet er aber auch unbehandelt wieder von allein.
Unser Experte: Dr. Bastian Marquaß, leitender Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin der Gelenk-Klinik-Gundelfingen.
Quellen
Experteninterview Dr. Bastian Marquaß
Grifka, J.; Kuster, M. (2011): Orthopädie und Unfallchirurgie, Für Praxis, Klinik und Facharztprüfung, Berlin: Springer Verlag
Rudigier, J.; Meier, R. (2014): Kurzgefasste Handchirurgie, Stuttgart: Georg Thieme Verlag
Trigger finger, in: www.nhs.uk