Schmerzmittel machen dick

Britische Wissenschaftler haben einen Zusammenhang zwischen häufig verschriebenen Schmerzmitteln und Fettleibigkeit entdeckt. Vor welchen Medikamenten die Forscher jetzt warnen, erfahren Sie hier.
Medikamente wie Opioide und Antidepressiva werden immer häufiger für die Behandlung chronischer Schmerzen verschrieben. Nach Angaben des „Jahrbuchs Sucht 2017“ sind die in Deutschland von Ärzten verordneten Mengen an Opioiden zwischen 2006 und 2015 um knapp ein Drittel gestiegen.
Forscher der Universität Newcastle haben jetzt eine Studie in der Fachzeitschrift „PLoS ONE“ veröffentlicht, die die schwerwiegenden Auswirkungen dieser Medikamente aufzeigt und die Notwendigkeit betont, ihre Verwendung einzuschränken.
Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Medikamente, die üblicherweise zur Behandlung von Schmerzen eingesetzt werden, das Risiko für Fettleibigkeit verdoppeln und darüber hinaus mit schlechtem Schlaf in Verbindung gebracht werden. Zu den häufig genannten Arzneien gehören sogenannte Gabapentinoide (z.B. Gabapentin, Pregabilin), die bei langanhaltenden Schmerzen durch geschädigte Nerven verschrieben werden, und Opiate. Zu den Krankheiten, die eine Behandlung mit Opiaten erfordern, gehören bspw. Migräne, diabetische Nervenschmerzen und chronische Rückenschmerzen.
Opioide gehören zu den gefährlichsten verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln. Sie wirken zunächst stark schmerzstillend auf das zentrale Nervensystem. Außerdem lösen sie Ängste und Anspannungen und verhelfen zu einem angenehmen Allgemeingefühl – Wirkungen, die sich Schmerzgeplagte sehnlich wünschen. Doch schon nach vergleichsweise wenigen Einnahmen – manchmal nur innerhalb von Wochen – droht die Gefahr einer starken körperlichen Abhängigkeit. Die Folge ist, dass Patienten dann eine immer größere Menge brauchen, um einen ähnlichen Effekt zu spüren. Setzen sie das Medikament ab, haben sie Entzugserscheinungen.
Die Ergebnisse der Studie
Die Wissenschaftler haben mehr als 133.000 Teilnehmer bewertet, deren Daten in der UK Biobank vorlagen.
Verglichen wurden der Body-Mass-Index (BMI), der Taillenumfang und der Blutdruck der Probanden, die Opium enthaltende Schmerzmittel erhielten, mit denjenigen, die andere Arzneiarten einnahmen.
Ergebnisse der neuen Studie zeigen, dass 95 Prozent davon berichteten, nach der Einnahme von Opiaten fettleibig geworden zu sein, 82 Prozent gaben einen „sehr hohen“ Taillenumfang an und 63 Prozent konnten einen erhöhten Blutdruck bei sich feststellen, im Gegensatz zu denen, die nur Herz-Kreislauf-Medikamente einnehmen mussten.
Die Ergebnisse legen nahe, dass chronische Schmerzmittel nur für möglichst kurze Zeiträume verschrieben werden sollten, um das Risiko für schwere gesundheitliche Komplikationen zu verringern.
Dr. Sophie Cassidy, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Zelluläre Medizin der Universität Newcastle, ist Hauptautorin der Studie. Sie erklärt in einer Pressemitteilung: „In den letzten zwei Jahrzehnten gab es einen deutlichen Anstieg der Anzahl von Menschen, denen sowohl Opioid- als auch Nicht-Opioid-Medikamente verschrieben wurden, um chronische Schmerzen zu behandeln. Dies ist jedoch die größte Studie, in der die Zusammenhänge zwischen häufig verschriebenen Schmerzmitteln und kardio-metabolischer Gesundheit untersucht werden. Wir wissen bereits, dass Opiate eine Abhängigkeit bilden, aber diese Studie zeigt auch, dass Patienten, die Opiate einnehmen, die schlechteste Gesundheit haben. Die Adipositasraten sind viel höher und die Patienten berichten, dass sie schlecht schlafen. Diese Ergebnisse verleihen den Forderungen, dass diese Schmerzmittel für kürzere Zeiträume verschrieben werden, zusätzliches Gewicht."
Gründe für die Gewichtszunahme
Opioide können als ein Beruhigungsmittel wirken, das die Patienten weniger aktiv macht. Außerdem verändern sie die Geschmackswahrnehmung, das Verlangen nach Zucker und süßen Speisen steigt. Es werden also weniger Kalorien verbrannt und gleichzeitig mehr konsumiert. Schmerz-Patienten, die auf ihr Gewicht achten wollen, sollten das entsprechend bei der Nahrungsauswahl berücksichtigen. Die beste Möglichkeit, einer Gewichtszunahme entgegen zu steuern, ist Sport. Forscher sprechen regelmäßiger Bewegung einen Anti-Schmerz-Bonus zu. Laut einer Studie der Uniklinik Heidelberg kann regelmäßiges Training sogar Schmerzmittel ersetzen.