Schmerzen am ganzen Körper: Ist es Fibromyalgie?
Schmerzen am ganzen Körper können bei den unterschiedlichsten Erkrankungen auftreten. Manchmal hängen sie mit einer Infektionskrankheit wie einer Grippe oder COVID-19 zusammen, oft wird die Ursache trotz intensiver Suche erst nach Jahren gefunden. Manchmal sind die Schmerzen am ganzen Körper auf die Psyche zurückzuführen oder auf die Wechseljahre. Die Ursache könnte aber auch eine Fibromyalgie sein. Das steckt hinter dem Phänomen!
- Schmerzen am ganzen Körper und die Ursache: Ein kompliziertes Puzzle
- Schmerzen im ganzen Körper bei Corona oder Grippe
- Schmerzen am ganzen Körper wie Muskelkater: Ist es Fibromyalgie?
- Schmerzen am ganzen Körper durch die Psyche?
- Schmerzen am ganzen Körper durch die Wechseljahre nicht selten
- Schmerzen im ganzen Körper: Was tun?
Bei manchen Menschen schmerzt der Körper nur hin und wieder. Das ist je nach Alter ganz normal. Betroffene, die dauerhaft unter Körperschmerzen leiden, sind in ihrem Alltag deutlich eingeschränkt. Viel schlimmer noch ist die Ungewissheit, woher die Beschwerden kommen. Oft werden diese Menschen nicht ernst genommen. Denn Schmerzen am ganzen Körper sind ein Begleitsymptom bei vielen chronischen Erkrankungen wie Rheuma oder Arthrose und es ist schwer zu differenzieren, woher der Schmerz kommt.
Schmerzen am ganzen Körper und die Ursache: Ein kompliziertes Puzzle
Dass der ganze Körper über verschiedene Strukturen miteinander verbunden ist, merken Menschen besonders, die unter unerklärlichen Schmerzen leiden. Der gesamte Bewegungsapparat aus Knochen, Sehnen, Bändern, Muskeln und Gelenken kann einzeln oder auch in Kombination schmerzen. Auch Erkrankungen innerer Organe wie zum Beispiel Nierensteine oder eingequetschte Nerven oder Verletzungen können zu Schmerzen am gesamten Körper führen. Welchen Ursprung diese Schmerzen haben, muss manchmal mühsam wie bei einem komplizierten Puzzle zusammengeführt werden.
Dabei können die W-Fragen helfen:
Wo sitzt der Schmerz? Ist er an einer bestimmten Stelle oder in einem abgegrenzten Bereich spürbar? Erstreckt er sich zu anderen Körperteilen?
Wann tritt der Schmerz auf? Morgens, beim Aufstehen? Den gesamten Tag? In Ruhe oder in Bewegung?
Wie ist der Schmerz? Fühlt er sich drückend an, stechend, bohrend, dumpf?
Was hilft bei den Schmerzen? Wärme, Kälte, Berührung?
Welche Begleitsymptome gibt es? Hautausschläge, Fieber, Rötungen, Schwellungen, trockene Augen?
Bei der Beantwortung dieser Fragen kommt man der Ursache für die Schmerzen am ganzen Körper näher. Zusammen mit einer körperlichen Untersuchung beim Arzt oder der Ärztin ergeben sie ein Gesamtbild, das auf die Erkrankung hinweisen kann. So deuten Schmerzen, die bei Bewegungen zunehmen, auf mögliche Erkrankungen des Bewegungsapparates bzw. der Knochen hin. Muskel- und Sehnenschmerzen hingegen können bei fortgesetzter Bewegung besser werden. Gibt es geschwollene und druckempfindliche Bereiche, könnte es sich um eine Erkrankung der Gelenke wie zum Beispiel Arthrose handeln.
Bei einer Borreliose kommt es neben Schwellungen und Schmerzen oft auch zu einem Hautausschlag. Bei Gicht ist der Schmerz eher auf einen Bereich des Körpers begrenzt, meist an den Fußzehen.
Labortests und Röntgenaufnahmen können weitere Hinweise auf die Ursachen der Schmerzen am ganzen Körper geben.
Schmerzen im ganzen Körper bei Corona oder Grippe
Infektionskrankheiten wie die Grippe oder COVID-19 verursachen ebenfalls Schmerzen am gesamten Körper. Meist werden sie in Form von Gliederschmerzen empfunden. Aber auch Muskelschmerzen im Nacken, Oberkörper, Rücken und an den Beinen kommen häufig vor. Zudem leiden die Erkrankten unter Kopfschmerzen. Diese Schmerzen sind klar auf die verursachende Krankheit zurückzuführen und verschwinden meist nach Abklingen der Infektion von allein.
Schmerzen am ganzen Körper wie Muskelkater: Ist es Fibromyalgie?
Ungefähr 650 Muskeln gibt es im menschlichen Körper, kein Wunder, dass diese Schmerzen verursachen können. Den Muskelkater durch Sport hat jeder schon einmal erlebt und weiß, wie schmerzhaft das sein kann. Es gibt aber auch Krankheiten, die Schmerzen wie Muskelkater hervorrufen. Dazu zählen genetisch bedingte Myopathien, Krankheiten, die durch Viren, Bakterien oder Parasiten verursacht werden oder auch Folgen von Autoimmunerkrankungen oder Stoffwechselstörungen. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zum Beispiel Muskelschmerzen hervorrufen.
Eine weitere Erkrankung, die schwer zu diagnostizieren ist, aber immerhin drei Prozent der Deutschen betrifft, ist die Fibromyalgie. Dabei handelt es sich um chronische Muskelschmerzen am ganzen Körper. Eine äußerst belastende Krankheit, denn die anhaltenden Schmerzen in den Muskeln und Sehnenansätzen können im Tagesverlauf oder bei Stress und Kälte sogar zunehmen. Fibromyalgie ist eine Sonderform des Weichteilrheumatismus. Bei der Erkennung können Begleitsymptome Aufschluss geben. Häufig wird Fibromyalgie von Morgensteifigkeit, Schlafstörungen und Depressionen begleitet.
Druckschmerzen am ganzen Körper sind keine Simulation
Betroffene mit dem Fibromyalgiesyndrom leiden meist unter Druckschmerzen am ganzen Körper. Da sich keine klare Ursache, wie ein entzündetes Gelenk oder eine Verletzung ausmachen lässt, wird Fibromyalgie oft lange nicht erkannt. Menschen, die unter dieser Krankheit leiden, haben vielfach eine Odyssee an Untersuchungen und Arztbesuchen hinter sich, bevor die Diagnose gestellt wird. Lange galten diese Patienten als „Psychos“, „Drückeberger“ und „Simulanten“. Heute gibt es zahlreiche Studien und ein verändertes Bewusstsein, dass es sich tatsächlich um eine Krankheit mit einem immensen Leidensdruck handelt.
Schmerzen am ganzen Körper durch die Psyche?
Was viele nicht wissen: auch die Psyche kann Schmerzen am gesamten Körper verursachen. Wenn Schmerzen länger als sechs Monate anhalten, also bei chronischen Schmerzen, sollte man auch an psychische Gründe denken. Wenn Menschen zum Beispiel ständig unter Stress stehen und versuchen die negativen Folgen für ihre Psyche auszublenden, kommt es häufig dazu, dass sich der angestaute Stress durch körperliche Schmerzen äußert. Man spricht dann von einer Somatisierung. Besonders bei Burn-out und bei Depressionen leiden die Betroffenen oft unter Schmerzen am Körper.
Schmerzen am ganzen Körper durch die Wechseljahre nicht selten
Bei den Wechseljahren denken viele Menschen an Frauen mit Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen. Gar nicht so selten sind aber auch Muskelschmerzen in dieser Lebensphase. Da meist Frauen ab 50 Jahren von den Wechseljahren betroffen sind, denken diese bei Schmerzen am ganzen Körper nicht unbedingt an die Wechseljahre als Verursacher, sondern glauben an eine Alterserscheinung, die mit dem Bewegungsapparat zusammenhängen könnte.
Die Ursache für die gehäuft auftretenden Muskelschmerzen in den Wechseljahren ist wissenschaftlich noch nicht eindeutig geklärt. Fest steht, dass der Abfall des Hormons Östrogen für eine schlechtere Durchblutung und für eine schlechtere Aufnahme von Flüssigkeit ins Gewebe sorgt. Damit sinkt die Elastizität der Muskeln, sie verkleben und verhärten leichter. Das kann zu Schmerzen führen.
Schmerzen im ganzen Körper: Was tun?
Bei der Behandlung von chronischen Schmerzen im Körper geht es zunächst darum, die Schmerzwahrnehmung zu reduzieren. Denn der Körper kann ein sogenanntes Schmerzgedächtnis ausbilden. Die Schmerzen bleiben dann auch bestehen, wenn es gerade keine Ursache gibt, oder der Schmerz geht nicht mehr unter ein bestimmtes Level. Die gestörte Schmerzwahrnehmung muss also behandelt werden. Bei klar erkennbaren Verursachern der Schmerzen wie Grippe, Corona oder Muskelkater durch Sport kann man symptomatisch mit Schmerzmitteln oder Wärmeanwendungen behandeln.
Bei Erkrankungen wie Rheuma oder Fibromyalgie sollten neben Hausärzt:innen auch Schmerztherapeut:innen oder Psycholog:innen hinzugezogen werden.
Darüber hinaus hilft:
- Bewegung: Bewegungsmangel kann den Schmerz verstärken. Auch wenn der Anfang bei Bewegung ebenfalls schmerzhaft sein kann: Gerade sanftes Ausdauertraining wie Walking hat sich als effektiv erwiesen. Bewegung hilft dabei, das Gewebe zu durchbluten und Abbauprodukte abzutransportieren. Elastische Muskeln schmerzen weniger als unbewegte.
- Entspannungsübungen: Sie setzen Stress herab und helfen, dass der Muskel- und Bewegungsapparat weniger verkrampft und steif ist. Autogenes Training, Atemtherapie, Meditation, Tai Chi oder Yoga gehören zu solchen Übungen.
- Wärmebehandlungen: Wärme weitet die Gefäße und macht Muskeln elastischer. Zuhause mit der Wärmflasche oder als Therapie, zum Beispiel mit Fangobehandlungen.
- Ernährung: Vor allem pflanzliche Nahrungsmittel wirken entzündungshemmend. Gemüse, Obst und grüner Tee etwa stärken den Körper mit Antioxidantien. Entzündungsfördernde Lebensmittel wie Fleisch, Zucker, Weizen und Kuhmilchprodukte sollten nur in Maßen konsumiert werden.
- Heilfasten: Auch das Fasten oder Intervallfasten kann helfen, die Schmerzen zu reduzieren. Es regt den Selbstreinigungsprozess der Zellen an (Autophagie) und transportiert Entzündungen aus dem Organismus.
Wer die Ursache für seine Beschwerden gefunden hat, dem geht es meist schon besser. Unklare Schmerzen führen bei vielen Betroffenen oft zu Verzweiflung, denn kein anderer kann nachvollziehen, unter welchen Qualen sie leiden müssen. Körperliche Schmerzen am ganzen Körper lassen sich meist nicht heilen, wie es bei der Fibromyalgie der Fall ist, aber eine Linderung durch Bewegung, Psychotherapie oder Wärmebehandlungen kann die Lebensqualität deutlich erhöhen.
Quellen:
Schmerzen im Bewegungsapparat, in: msdmanuals.com
Muskelschmerzen (Myalgie), in: biocarn.de