Was ist eine Schlafstörung? Symptome, Ursachen und Behandlung

Wer kennt es nicht: Man ist müde, kann aber nicht einschlafen oder wacht nachts auf und wälzt sich gedankenversunken umher. Klar ist: Schlafprobleme sind belastend und wirken sich auf die Stimmung und Leistung aus. Doch ab wann handelt es sich um eine Schlafstörung? Welche Symptome und Ursachen gibt es und wie kann man Schlafstörungen behandeln?

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Schlafstörungen sind weit verbreitet. Der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) zufolge leiden hierzulande 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung unter gelegentlichen Schlafstörungen, etwa sechs Prozent (rund 4,8 Millionen Menschen) unter chronischen. Dabei sind sowohl Kinder als auch Erwachsene betroffen.

Doch wieso gibt es so viele Betroffene? Bei Schlafstörungen sind die Ursachen individuell – welche oft vorkommen, wie die Symptome ausfallen, welcher Arzt bei Schlafstörungen hilft und wie man Schlafstörungen behandelt.

Was ist eine Schlafstörung Grafik
Foto: PraxisVITA/Vivian Mule

Schlafstörung: 3 Fragen an einen Experten

Während sich der Körper im Schlaf erholt, finden lebenswichtige Prozesse statt. Ist der Schlaf gestört, werden es diese auch – und das hat negative Auswirkungen auf die körperliche und psychische Gesundheit. Trotz der hohen Zahl an Betroffenen, gibt es medizinisch gesehen kaum andere Behandlungsarten als Schlafmittel zu verabreichen. An dieser Stelle setzt Dr. Tilmann Müller an – der Somnologe (Schlafexperte) und psychologische Psychotherapeut möchte über nichtmedikamentöse Behandlungsverfahren aufklären und Betroffenen wieder zu einem erholsamen Schlaf verhelfen.

1. Warum werden wir so oft nachts wach und fangen an über Probleme nachzudenken?

„Nachts ist es dunkel und man hat wenig Ablenkung. Dadurch werden selbst kleine Dinge als besonders groß wahrgenommen. Zusätzlich bedingt das körperliche Milieu in der zweiten Nachthälfte, dass wir zu einem besonders depressiv getönten Denken neigen. In der zweiten Nachthälfte werden nämlich im Körper die meisten Stresshormone im Laufe des 24-h-Tages ausgeschüttet. Gleichzeitig ist der Schlafdruck durch die vorausgehenden drei bis vier Stunden Schlaf schon weitgehend reduziert. Doch der biologische Rhythmus ist noch ‚im Keller'. Man ist also gleichzeitig ausgeschlafen, inaktiviert und gestresst.“

2. Was kann ich selbst tun, um dem Gedankenkarussell zu entkommen?

„Der Versuch, die Gedanken zu stoppen, bewirkt meist das Gegenteil. Besser ist es, zu den eigenen Gedanken eine innere Distanz aufzubauen, etwas abzurücken und die eigenen Gedanken nicht ganz so ernst zu nehmen. Halt wie lästige Bekannte, die einen immer dann besuchen, wenn man sie gerade nicht gebrauchen kann. Sogenannte Achtsamkeitstrainings können helfen, diese innere Gelassenheit einzuüben. Außerdem hilfreich: Abends ein Tagebuch führen, in dem Sie festhalten: ‚Was war heute schlecht?', ‚Was war heute gut?' und ‚Was muss ich morgen bedenken?'. Das reduziert den Einfluss der Tageserlebnisse auf das vegetative Nervensystem und kann helfen, nachts besser abzuschalten. Und wenn alles nicht hilft und die Gedanken trotzdem hartnäckig kreisen: Licht an und zum Beispiel durch Lesen ablenken.“

3. Ist zu wenig Schlaf eigentlich lebensgefährlich?

„Jein! Wenn Sie völlig übermüdet und schläfrig Auto fahren, dann ist das Risiko für tödliche Unfälle bekanntlich groß. Ein chronischer Schlafmangel als solcher, ohne zusätzliche Belastungsfaktoren wie das krankhafte Schnarchen, ist aber für sich allein genommen körperlich gesehen harmlos, psychisch allerdings eine Qual.“

Was ist eine Schlafstörung?

Die meisten Menschen hatten schon einmal Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen. Oft sind es aufregende Erlebnisse am Tag oder bevorstehende Ereignisse, die uns vom Schlafen abhalten. Treten Schlafprobleme nur vereinzelt oder kurzfristig auf, besteht normalerweise kein Grund zur Sorge. Dauern sie jedoch über einen längeren Zeitraum an, kann hinter dem nicht schlafen können eine Krankheit stecken: die Schlafstörung Insomnie.

Dabei wird zwischen Ein- und Durchschlafstörungen unterschieden sowie den folgenden zwei Fällen:

  1. Eine kurze Schlafenszeit führt zu einer ungenügenden Erholung.

  2. Trotz ausreichend langer Schlafzeit besteht ein nicht erholsamer Schlaf.

Welche Schlafstörung-Symptome treten typischerweise auf?

Wer gelegentlich nachts nicht zur Ruhe findet, leidet noch nicht gleich unter einer Schlafstörung. Erst wenn die Beschwerden über mindestens vier Wochen andauern, handelt es sich um eine krankhafte Insomnie. Die häufigsten Schlafstörung-Symptome sind dabei folgende:

  • Man ist müde, aber kann nicht schlafen – Schwierigkeiten können sowohl beim Ein- als auch beim Durchschlafen auftreten

  • Gedanken kreisen um ein bestimmtes, oft belastendes Thema

  • Angst vor einer weiteren schlaflosen Nacht

  • Erhöhter Puls

  • Vermehrtes Schwitzen

  • Bluthochdruck

  • Bei bestimmten Krankheiten als Ursache: Schmerzen und/oder ein Unruhegefühl (z.B. beim Restless-Legs-Syndrom)

  • Am Tag: Extreme Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsschwankungen

Zudem sind Betroffene einer Schlafstörung oft infektanfälliger, weil ihr Immunsystem nicht ideal funktioniert. Der Grund: Das System arbeitet hauptsächlich nachts, die Körperabwehr ist dann am effektivsten. Eine Wundheilung oder die Ausschüttung von Wachstumshormonen findet zum Beispiel nur während der Tiefschlafphase statt. Wenn man unter einer Schlafstörung leidet, steigt Studien zufolge die Gefahr, sich einen Infekt einzuhandeln, um das Dreifache.

Manche Menschen leiden außerdem so stark unter den Symptomen, dass sie zu den Schlafstörungen Depressionen entwickeln.

Schlafstörungen: Welche Ursachen gibt es?

Bei Schlafstörungen können die Ursachen aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Sie werden in drei Kategorien eingeteilt:

  1. Primären Schlafstörungen liegen keine körperlichen oder psychischen Erkrankungen zugrunde. Oft sind es Sorgen, ungelöste Konflikte oder Ängste, die zur Schlaflosigkeit führen. In seltenen Fällen haben Betroffene eine idiopathische Insomnie: Eine seltene Form der Schlafstörung, die bereits in der Kindheit beginnt und lebenslang bleibt. Die Ursachen sind nicht eindeutig geklärt, vermutlich handelt es sich um eine Störung in den Hirnbereichen, die für die Schlaf-Wach-Regulation verantwortlich sind.

  2. Hinter sekundären Schlafstörungen stecken zahlreiche körperliche und psychische Erkrankungen, z.B. Demenz oder Parkinson. Aber auch Medikamente wie Antidepressiva, Appetitzügler oder Schilddrüsenhormone können zu Schlafstörungen führen, genauso wie Alkohol und Drogen.

Schnarchen als Ursache für Schlafstörungen

Eine körperliche Ursache von Schlafstörungen können Atmungsstörungen sein, bei der starkes Schnarchen auftritt. Dem Schlafexperten Dr. Tilmann Müller zufolge wird sogar die Lebenserwartung verkürzt, je stärker ein krankhaftes Schnarchen ausgeprägt ist: „Bildlich gesprochen: Wenn Sie über mehrere Monate und Jahre jede Nacht zehnmal pro Stunde oder mehr für jeweils 10-30 Sekunden im Schlaf gewürgt würden und keine Luft bekämen, dann liegt es auf der Hand, dass Ihr Körper in einen Daueralarmstress umschaltet.

Erste Anzeichen dafür sind neben der Tagesschläfrigkeit ein zunehmender Bluthochdruck und eine insgesamt verminderte Leistungsfähigkeit und Gesamtbefindlichkeit. Konkret heißt das: Wenn jemand das 50. Lebensjahr überschritten hat und jede Nacht mehr als 20 Atemaussetzer pro Stunde hat, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass er seinen 60. Geburtstag feiert, nur bei 50 Prozent. Häufige Todesursachen sind dann der durch den Dauerstress verursachte Herzinfarkt oder Schlaganfall.“

3. Schlafstörungen können aber auch auf äußere Faktoren zurückgeführt werden. Dazu zählen: Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus (z.B. durch Schichtarbeit), Essgewohnheiten, vor dem Fernseher einschlafen, koffeinhaltige Getränke am Abend, Lärm in der Umgebung oder zu helles Licht im Schlafzimmer, z.B. durch eine Straßenlaterne oder den Wecker.

Wann sollte man mit einer Schlafstörung zum Arzt gehen?

Mal eine Nacht nicht gut oder gar nicht zu schlafen, ist in der Regel kein Problem. Zwar spürt man die Folgen wie Müdigkeit, Erschöpfung und Dünnhäutigkeit gleich am nächsten Tag, aber gesundheitlich schädlich ist das noch nicht. Als Orientierung, wann man mit einer Schlafstörung zum Arzt gehen sollte, dient die sogenannte Dreierregel: Wer öfter als dreimal pro Woche mehr als drei Stunden pro Nacht wach liegt, und das länger als drei Wochen, sollte sich untersuchen lassen.

Bei einer Schlafstörung: Welcher Arzt kann helfen?

Im ersten Schritt können Sie dabei mit Ihrem Hausarzt oder Ihrer Hausärztin über die Schlafprobleme sprechen. Diese:r wird Ihnen Fragen zum Schlafverhalten, zur Schlafsituation und zu schlafstörenden Verhaltensweisen stellen. Besteht der Verdacht auf eine Schlafstörung, werden Sie an die Schlafmedizin oder in ein Schlaflabor überwiesen. Die Diagnose zur Schlafstörung beinhaltet dann mehrere Untersuchungsschritte.

Wie wird die Diagnose bei einer Schlafstörung gestellt?

Zunächst ist es für die Diagnose hilfreich, dass Betroffene ein Schlaftagebuch anfertigen. Über mindestens 14 Tage sollen die folgenden Informationen festgehalten werden:

  • Wann treten die Schlafprobleme auf, zum Beispiel beim Einschlafen oder in den Morgenstunden?

  • Wie oft kommen die schlaflosen Nächte vor?

  • Stehen sie mit bestimmten vorangegangenen oder bevorstehenden Ereignissen im Zusammenhang?

  • Wie sind die Essgewohnheiten am Abend, besteht möglicherweise ein Night-Eating-Syndrom, wie viel Alkohol wird getrunken, wird geraucht?

Ergänzend verwenden Expert:innen wissenschaftlich erarbeitete Fragebögen zur Diagnostik von Schlafstörungen. Hinzukommt eine körperliche Untersuchung, bei der u.a. die Blutwerte gecheckt und innere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Ist die Diagnose nach diesen Untersuchungsschritten noch nicht eindeutig, erfolgt eine Überwachung im Schlaflabor (Somnografie). Der Verlauf der Schlafphasen wird hier beobachtet und wichtige Daten zu den Hirnströmen, Augenbewegungen, der Muskel- und Herzaktivität sowie zur Atemtätigkeit erhoben.

Wie lassen sich Schlafstörungen behandeln – gibt es Hausmittel und Tipps zur Selbsthilfe?

Wie man Schlafstörungen behandeln kann, richtet sich in erster Linie nach der Ursache. Oft liegen mehrere Faktoren gleichzeitig vor, die die Ein- oder Durchschlafprobleme begünstigen. Das bedeutet: Eine einzelne, spezielle Therapie reicht oft nicht aus. Vielmehr sind es unterschiedliche, oftmals fachübergreifende Maßnahmen, die Betroffenen wieder zu einem erholsamen Schlaf verhelfen:

Haben Sie bereits eine schlaflose Nacht hinter sich, helfen die Tipps, um den Tag zu überstehen.

Welche medizinische Schlafstörung-Behandlung gibt es?

Die Schlafstörung-Behandlung sieht jedoch etwas anders aus, wenn ihr psychische oder körperliche Erkrankungen zugrunde liegen. Je nach Ursache wird dann direkt an der Krankheit angesetzt.

Bei psychischen Beschwerden, die zu Problemen beim Ein- oder Durchschlafen führen, kann den Betroffenen eine Verhaltenstherapie helfen. Der Hausarzt oder die Hausärztin kann Ihnen eine Überweisung an eine Psychotherapiepraxis ausstellen.

Liegt der Schlafstörung z.B. ein krankhaftes Schnarchen zugrunde, empfiehlt Somnologe Dr. Tilmann Müller die CPAP-Maskentherapie: „Dabei wird nachts über eine Nasenmaske Luft in den Rachenraum geblasen. Der Luftdruck ‚schient' den Atemweg und hält ihn so offen. In Einzelfällen – wenn Atemaussetzer nur in Rückenlage auftreten – hilft auch schon eine sogenannte Rückenlageverhinderungsweste. Operationen im Rachenraum sollten nur dann durchgeführt werden, wenn anatomisch entsprechende Auffälligkeiten dies rechtfertigen, da ansonsten ein Restrisiko für lebenslange Schluck- und Sprachstörungen besteht.“

Wenn eine Medikamenten-Wechselwirkung ausgeschlossen wird, kann der Arzt oder die Ärztin außerdem Schlafmittel verschreiben. Dabei ist es jedoch wichtig, diese nicht länger als vier Wochen einzunehmen, da sonst das Risiko besteht, abhängig zu werden. Vorsicht: Schlafmittel sollen zudem die Gefahr eines Herzstillstands massiv erhöhen.

Wie kann man Schlafstörungen vorbeugen? Die 7 Regeln der Schlafhygiene

 Im Leben kann es jederzeit zu unerwarteten psychischen (und körperlichen) Belastungen kommen, die mit Schlafstörungen einhergehen. Sicher kann man Schlafstörungen also leider nicht vorbeugen. Dennoch gibt es sieben Regeln der Schlafhygiene, die das Risiko deutlich reduzieren:

  1. Achten Sie auf eine kühle Schlafzimmertemperatur (um 18 Grad).

  2. Vermeiden Sie, so gut es geht, störende Geräusche und überflüssige Lichtquellen.

  3. Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlafrhythmus (auch am Wochenende).

  4. Verzichten Sie auf Koffein, Nikotin oder Alkohol in den Abendstunden.

  5. Vermeiden Sie Fernsehen bzw. generellen Medienkonsum unmittelbar vor dem Zubettgehen.

  6. Verzichten Sie auf einen längeren Mittagsschlaf; ein kurzer Powernap ist hingegen erlaubt.

  7. Versuchen Sie nicht, den Schlaf zu erzwingen. Stehen Sie lieber kurz auf, trinken eine Tasse Milch mit Honig und versuchen es danach noch einmal.

Da Schlaf einen unmittelbaren Einfluss auf unser alltägliches Wohlbefinden und unsere Leistung hat, empfiehlt es sich für jede:n die Regeln der Schlafhygiene zu beachten. Sollten erste Anzeichen einer Schlafstörung auftreten, nehmen Sie diese ernst und suchen Sie rechtzeitig ärztliche Hilfe auf – je früher, desto besser verläuft in der Regel die Behandlung oder Therapie.

Quellen:

Die spannendsten Statistiken zum Thema Schlaf, in: snoozeproject.de

Ein Informationsangebot für alle, die mit Schlafstörungen/Schlafmedizin zu tun haben, in: schlafgestoert.de

Insomnie Diagnostik, in: stiftung-gesundheitswissen.de