Schaufensterkrankheit – die unbekannte Gefahr fürs Herz

Bei der sogenannten Schaufensterkrankheit handelt es sich um gefährliche Durchblutungsstörungen in den Beinen. Zwei Drittel der Betroffenen wissen nichts von ihrer Erkrankung – dabei ist die sie nicht nur für das Herz ein Risiko.
PAVK – die Schaufensterkrankheit in den Beinen
Bemerkbar machen sich diese Durchblutungsstörungen durch Schmerzen in den Beinen beim Gehen. Schließlich werden die Beschwerden so stark, dass Gehpausen eingelegt werden müssen. Das sieht aus wie ein Schaufensterbummel – die Grundlage für den umgangssprachlichen Begriff „Schaufensterkrankheit". Der Fachbegriff dafür lautet „Claudicatio intermittens", das zeitweilige Hinken.
Dieses ist ein Anzeichen für eine „periphere arterielle Verschlusskrankheit" (PAVK). Spätestens jetzt gilt es zu handeln. Denn schreiten diese krankhaften Veränderungen der peripheren Schlagadern, also der Arterien in Armen und Beinen weiter fort, kommt es irgendwann zu Schmerzen – auch in Ruhephasen. Schließlich kann sogar Gewebe absterben. Jährlich müssen in Deutschland 45.000 Amputationen aufgrund der Schaufensterkrankheit durchgeführt werden. Im Durchschnitt verkürzt die Schaufensterkrankheit das Leben um zehn Jahre.
70 Prozent der Betroffenen mit Schaufensterkrankheit erleiden einen Herzinfarkt
Herzinfarkt und Schlaganfall werden in den Medien häufig thematisiert. Was aber eine „periphere arterielle Verschlusskrankheit" ist, und dass diese eng mit beiden zusammenhängt, weiß kaum jemand. Das zumindest ergab eine US-Studie. „Leider können wir nicht davon ausgehen, dass dies in Deutschland anders ist", sagt Prof. Curt Diehm, Gefäßmediziner am SRH-Klinikum Karlsbad-Langensteinbach und Vorsitzender der Deutschen Gefäßliga. „So wird die Schaufensterkrankheit sträflich unterschätzt und unterdiagnostiziert. Wir kennen nur die Spitze des Eisbergs: Zwei Drittel der Betroffenen wissen nichts von ihrer Erkrankung." Dabei schätzen Experten, dass jeder Fünfte über 65 und jeder Vierte über 80 unter der Schaufensterkrankheit leidet.

„PAVK-Patienten sterben nicht an der Schaufensterkrankheit, dem zeitweiligen Hinken oder den Durchblutungsstörungen in den Extremitäten", erklärt Prof. Diehm. „70 Prozent sterben am Herzinfarkt, fünf Prozent bekommen einen Schlaganfall oder eine andere Gefäßkomplikation". Doch warum ist das so?
Ursache der Schaufensterkrankheit: Arteriosklerose
Hauptursache der Verschlusserkrankung ist – ebenso wie für Herzinfarkt und Schlaganfall – die Arterienverkalkung (Arteriosklerose). „Durch Einlagerung von Fettstoffen, Bindegewebe, Kalk und Blutgerinnseln kommt es zu einer Verdickung und Verhärtung der Gefäßwände. Dadurch werden die Arterien unelastisch, ihre Öffnung verengt sich", erläutert Prof. Diehm.
Aber wie kommt es nun zum Beinschmerz? In 90 Prozent der Fälle sind vor allem die Becken- und Beinarterien betroffen. Unter Belastung steigt der Sauerstoffbedarf der Beinmuskulatur. Dieser wird normalerweise durch eine verstärkte Durchblutung gedeckt. Die verengten Gefäße aber können dies nicht leisten. Mit dem Schmerz signalisiert der Muskel, dass ihm Sauerstoff und Nährstoffe fehlen.
Rauchen, Diabetes und Bluthochdruck erhöhen das Risiko für die Schaufensterkrankheit
Risikofaktoren für die Entwicklung der Schaufensterkrankheit sind Rauchen, Diabetes, erhöhte Blutdruck- sowie Blutfettwerte. Aber auch Bewegungsmangel, erhöhte Harnsäurewerte, Übergewicht und Stress spielen eine wichtige Rolle.
Die Diagnose des Arztes erfolgt über eine umfangreiche Aufnahme der Krankengeschichte und Untersuchungen. Beurteilt wird auch der Hautzustand wie Farbe, Temperatur, Behaarung und Verletzungen. Außerdem werden die Strömungsgeräusche der Gefäße abgehört und der Puls ertastet. „Eine ganz wichtige apparative Untersuchung ist die Doppler-Sonografie", sagt Prof. Diehm. „Sie erlaubt eine exakte Messung des systolischen Blutdrucks an Bein und Fuß. Daraus lässt sich dann der Knöchel-Arm-Index errechnen. Er gibt den Schweregrad der Erkrankung an. Dabei gilt: Je kleiner der Index ist, desto schwerer die Erkrankung."
Schaufensterkrankheit – was tun?
Neben medikamentöser Behandlung ist ein kontrolliertes Gehtraining bei der Schaufensterkrankheit wirkungsvoll. „Leider kann etwa ein Drittel dieser Patienten aufgrund zusätzlicher neurologischer, orthopädischer oder kardialer Erkrankungen ein solches nicht durchführen", bedauert Prof. Diehm. „Ein weiteres Drittel wäre geeignet, ist dazu aber nicht bereit."

Warnsymptome der Schaufensterkrankheit
Die Arterien-Verengung entwickelt sich schleichend und bleibt oft über lange Zeit unbemerkt. Jeder zehnte Betroffene hat überhaupt keine Beschwerden. Umso wichtiger ist es, Warnsymptome der Schaufensterkrankheit richtig zu deuten. Dies sind:
- Schmerzen beim Gehen einer bestimmten Strecke, die durch Gehpausen nachlassen
- Kalte Füße und/oder Unterschenkel
- Verlust an Unterschenkel-Behaarung
- Fleckige, bläulich oder bräunlich verfärbte Haut
- Kribbelnde, brennende, schmerzende Beine
- Schlecht heilende Hautrisse, auch Nagelpilze können ein Indiz sein
- Durchblutungsstörungen: Wie sie entstehen und was hilft
- Herzinfarkt
- Durchblutung fördern mit diesen 10 Maßnahmen
- Aufblasbare Manschetten heilten meine Durchblutungsstörung
- Raucherbein: Eine Fernbedienung für die Durchblutung
- Durchblutungsstörung bei Diabetes: „Fast hätte ich meinen Fuß verloren"
- Durchblutungsstörungen der Beine
- Kalte Füße
- Blasenentzündung durch kalte Füße?