Schadet Kaugummi meiner Gesundheit?
In vielen Kaugummis steckt ein Stoff, der Entzündungen im Darm hervorrufen und verstärken kann, wie US-Forscher in einer aktuellen Studie herausfanden.
Titandioxid heißt der Stoff, dem sich das Forscherteam der Binghamton University im US-Bundesstaat New York in der neuen Studie widmete. Die Substanz, die unter anderem in vielen Zahnpflegekaugummis, aber auch in einigen Zahnpasten enthalten ist, dient gleichzeitig als Farbstoff und Scheuermittel: Sie verleiht dem Produkt seine weiße Farbe und scheuert Ablagerungen von den Zähnen.
Letzteres gelingt dem Titandioxid, weil es aus winzigen Partikeln besteht, die den Belag von den Zähnen „schubbern“. Die meisten dieser Partikel befinden sich im Mikrometer-Bereich, aber es sind immer auch einige der noch kleineren Nanopartikel darunter. Und das könnte den Stoff in Kaugummis gefährlich machen, wie die Forscher schreiben.
Titandioxid schädigt Darmzellen im Labor
Sie untersuchten im Labor, wie sich Titandioxid auf den Darm auswirkt. Dazu setzten sie Zellen der Dünndarmwand Nanopartikeln aus Titandioxid aus, und zwar entweder für vier Stunden (akute Exposition) oder für fünf Tage (chronische Exposition).
Bei der „akuten“ Belastung mit Titandioxid-Partikeln zeigten sich keine negativen Auswirkungen auf die Zellen. Anders sah es bei der „chronischen“ Belastung aus: Die winzigen Titandioxid-Teilchen zerstörten sogenannte Mikrovilli – das sind fadenförmige Fortsätze an den Zellen, die unter anderem die Aufgabe haben, die Zelle beim Stoffaustausch zu unterstützen.
Das Fehlen der Mikrovilli hatte zur Folge, dass die Darmwandzellen schrumpften und Nährstoffe wie Eisen, Zink und verschiedene Fettsäuren schlechter aufnehmen konnten. Die kleinen Verletzungen an der Darmwand lösten zudem Entzündungsreaktionen aus.
Titandioxid kann Darmentzündungen verstärken
Die Forscher können aus diesen Ergebnissen noch keine Handlungsanweisung ableiten – denn die Studie kann nicht zeigen, welche Mengen an Kaugummi man kauen müsste, bis die geschilderten Prozesse eintreten.
Dennoch: In einer 2017 veröffentlichten Studie konnten Schweizer Forscher zeigen, dass Titanoxid durchaus schädlich für die Darmwand sein kann – und zwar bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). In einem Versuch mit Mäusen führte die Titanoxid-Exposition bei Tieren mit CED dazu, dass sich die Entzündungen verstärkten.
Der Grund: Bei Mäusen (und Menschen) mit chronischen Darmentzündungen ist die Schleimhaut, die die Darmwand auskleidet, stark verdünnt. Die Nanopartikel schaffen es darum, diese Schutzschicht zu durchdringen – das löst eine Reaktion des Immunsystem in Form verstärkter Entzündungen aus. Bei den gesunden Mäusen hingegen war die Schleimhaut so dick, dass die Nanopartikel sie nicht durchdringen konnten.
Zumindest für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen kann es also Sinn machen, Produkte mit Titanoxid zu meiden. Der Farbstoff muss auf der Zutatenliste gekennzeichnet sein – entweder unter dem vollen Namen oder unter der Bezeichnung E 171. Enthalten ist der Stoff außerdem in einigen Zahnpasten und Kosmetika.