Sanft heilen mit der Marmatherapie

Marmatherapie
Gelenkschmerzen? Rückenprobleme? Halsweh? Diese und viele andere Beschwerden lassen sich mit der Marmatherapie leicht und schnell beheben – ohne Nebenwirkungen Foto: alamy

Die ayurvedische Akupressurmethode ist bei uns noch ein Geheimtipp – völlig zu unrecht, denn sie kuriert Gelenkschmerzen, Verspannungen und Co. auf ganzheitlicher Ebene mit wenigen Handgriffen.

Mit der Marmatherapie lassen sich Beschwerden, die vor allem beim Sport häufig auftreten, leicht und schnell beheben. Ähnlich wie bei der Akupressur kann man einzelne Punkte, die sogenannten Marmas, am Körper selbst behandeln. Dr. Ernst Schrott, Ayurveda-Experte und Arzt für Naturheilkunde, hat die alte indische Lehre wiederbelebt. Auch wenn Ayurveda bei uns schon sehr bekannt ist, die Marmatherapie ist es nicht. Selbst in Indien ging das Wissen fast verloren, erklärt Dr. Schrott. Gemeinsam mit seinem indischen Kollegen Dr. J. Ramanuja Raju entwickelte er auf der Basis alter Texte die Marmatherapie. Er wendete sie in seiner Praxis an und sah sofort Erfolge. Zwar decken sich einige Punkte mit den klassischen Akupressurpunkten, aber die Marmatherapie wirkt bei vielen Menschen besser und vor allem unmittelbar. Wer das nicht glaubt, sollte gleich einen kleinen Test machen. Es genügt, sanft zu massieren, denn die Marmas sind sehr sensibel und reagieren schon auf kleinste Berührungen. Und es ist wichtig, immer beide Körperseiten zu behandeln und im Uhrzeigersinn zu arbeiten, wenn es in der Übungsbeschreibung nicht anders gefordert wird (wie z. B. beim Wadenmarma). Wie oft man diese Therapie anwenden muss, stellt man am besten selbst fest. Manchmal reicht es, die Punkte einmal täglich für fünf Minuten zu massieren, ein anderer dagegen braucht möglicherweise drei dieser Behandlungen. Die Massage der Marmas beeinflusst aber nicht nur unseren Körper, sondern auch unsere Psyche. So stärkt zum Beispiel die Berührung des Wadenmarmas Indrabasti unsere Entschlusskraft. Mit einem warmen Bad bereiten Sie den Körper optimal auf die Marmamassage vor, die Gefäße weiten sich durch das angenehm temperierte Wasser, die Haut wird empfänglicher für Berührungen. Die positiven Effekte der Marmatherapie erklärt sich der Experte folgendermaßen: Die Marmas sind Punkte, an denen viele Nervenbahnen entlanglaufen, eine sanfte Stimulation wird von uns instinktiv als angenehm empfunden. Auch im Alltag berühren wir diese Stellen oft, um Beschwerden zu lindern, so Dr. Schrott: Wenn sich jemand mit Kopfschmerzen die Schläfen reibt, dann ähnelt das der Marmatherapie. Oder wenn eine Mutter ihrem Kind über den Kopf streichelt, um es zu beruhigen auch das zeigt die heilsame Wirkung. Nur, dass das unbewusst geschieht. Mit den folgenden Übungen können Sie dagegen ganz bewusst für lockere, entspannte Beine, schmerzfreie Schultern und Knie sorgen.

Frau nimmt Vollbad
Ein warmes Bad bereitet den Körper optimal auf die Marmatherapie vor Foto: alamy

Handgelenksmarma „Manibandha“

Anwenden bei: Gelenkschmerzen, Arthrose, Konzentrationsstörungen

Bedeutung und Lage: Dieses Marma durchziehen sechs Energiebahnen, die z. B. für Herz, Lunge, Hormonsystem und Gelenkfunktionen zuständig sind. Wenn Sie es berühren, reduzieren Sie Gelenkschmerzen und fördern die Konzentration. Der Punkt umfasst das ganze Handgelenk, Innen- und Außenseite.

So geht’s: Das Handgelenk so umgreifen, dass der Daumen quer über den Handgelenksfalten liegt. Nun die Mitte mit der Daumenkuppe leicht massieren und das Gelenk dann etwas nach links und rechts drehen, so wird das Marma von jeder Seite stimuliert.

Handgelenksmarma
Beim Handgelenksmarma wird das Handgelenk so umgriffen, dass der Daumen quer über den Handgelenksfalten liegt Foto: alamy

Handmarma „Talahridaya“

Anwenden bei: Schmerzen in der Hand, Abgespanntheit, Sorgen

Bedeutung und Lage: Über diesen Punkt geben wir Gefühle und Lebensenergie an unsere Umwelt weiter. Alle Handmeridiane laufen durch ihn hindurch. Seine Stimulation lindert Schmerzen in der Hand, beruhigt den Geist und unterstützt die Nasenatmung. Das Marma liegt in der Mitte des Handtellers.

So geht’s: Bequem und aufrecht sitzen, die zu behandelnde Hand umgreifen, sodass der Daumen auf dem Marma liegt. Die Finger unterstützen den Gegenpunkt auf dem Handrücken. Sanft massieren.

Zwischenfingermarma „Kshipra“

Anwenden bei: Schulter- und Nackenschmerzen, Erschöpfung

Bedeutung und Lage: Wenn Sie das Kshipra massieren, aktivieren Sie Ihre Abwehrkräfte und steigern die Vitalität. Zudem werden Schultern und Nacken gelockert. Das Marma liegt auf der Schwimmhaut zwischen Daumen und Zeigefinger.

So geht’s: Den Daumen auf diese Fläche legen, der Zeigefinger stützt dabei sanft von der Rückseite. Kreisend den Daumen bewegen.

Zwischenfingermarma
Das Zwischenfingermarma hilft bei Schulter- und Nackenschmerzen Foto: alamy

Ellenbogen-Marma „Kurpara“

Anwenden bei: Tennisellenbogen, zitternden Händen, Niedergeschlagenheit

Bedeutung und Lage: Behandeln Sie Kurpara bei schmerzenden Armen und Händen, die Massage verbessert außerdem Ihre Stimmung. Das Marma umfasst das ganze Areal um den Ellenbogen, auf der Innen- und der Außenseite.

So geht’s: Den Ellenbogen von innen zur Außenseite umfassen. Sanft kreisend die Innenseite des Gelenks massieren und anschließend die Hand in dieser Position liegen lassen.

Ellenbogen-Marma
Das Ellenbogen-Marma umfasst das ganze Areal um den Ellenbogen, auf der Innen- und der Außenseite Foto: alamy

Halsmarma „Nila“, „Manya“ und „Sira Matrika“

Anwenden bei: Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Wut

Bedeutung und Lage: Das Halsmarma besteht aus den drei Punkten Nila, Manya und Sira Matrika. Der Hals wird bei ayurvedischen Behandlungen immer von unten Richtung Kopf massiert, so lindern Sie Halsschmerzen und besänftigen den Geist. Der Punkt Nila liegt unterhalb der Schilddrüse, Sira Matrika auf Höhe des Kehlkopfes und Manya am Kieferwinkel.

So geht’s: Abwechselnd die linke und die rechte Seite von der Halsgrube aus bis zur Kieferbeuge massieren.

Halsmarma
Das Halsmarma besteht aus den drei Punkten Nila, Manya und Sira Matrika Foto: alamy

Großes Herzmarma „Hridaya“

Anwenden bei: Erhöhter Infektanfälligkeit, Selbstzweifeln

Bedeutung und Lage: Hridaya ist das wichtigste Marma, es beeinflusst daher die gesamte Gesundheit und das Immunsystem. Seine Stimulation stärkt die Abwehrkräfte und macht selbstbewusster. Es liegt über dem Brustbein nach links unten verlagert. Der Bereich ist etwa so groß wie eine Hand.

So geht’s: Die linke Hand berührt den Nabel. Der kleine Finger zeigt nach unten. Die rechte Hand ruht auf dem Brustbein und bewegt sich kreisend.

Kniemarma „Janu“

Anwenden bei: Knieschmerzen, -verletzungen und Arthrose, Angst

Bedeutung und Lage: Janu steht für die Standhaftigkeit im Leben und ausgeglichene Gefühle. Wenn Sie es berühren, reduzieren Sie Knieschmerzen und Angstzustände. Das Zentrum des Marmas ist der untere Rand der Kniescheibe und die entsprechende Lage in der Kniekehle.

So geht’s: Mit angewinkelten Beinen sitzen. Je eine flache Hand auf die Kniekehle, eine auf die Kniescheibe legen. Die obere Hand kreisend bewegen.

Waden-Marma „Indrabasti“

Anwenden bei: Rücken- und Beinbeschwerden, mangelnder Entschlusskraft

Bedeutung und Lage: Neben der Linderung von Kreuz- und Wadenschmerzen macht die Indrabasti-Massage entscheidungsfreudiger. Das Marma liegt mittig am unteren Ansatz der Wadenmuskeln.

So geht’s: Sanft den Punkt am unteren Muskelansatz der Wade massieren, am rechten Bein im Uhrzeigersinn, links entgegengesetzt.

Zwischenzehenmarma „Kshipra“

Anwenden bei: Fuß- und Wadenkrämpfen, nervöser Unruhe

Bedeutung und Lage: Die Berührung von Kshipra sorgt für eine souveräne Einstellung zum Leben. Die Massage beeinflusst nicht nur den Fuß, sondern auch das Lymphsystem und den Rücken. Das Marma befindet sich im weichen Zwischenraum vom ersten und zweiten Zeh.

So geht’s: Mit der Handfläche den Vorfuß von unten halten. Der Daumen der anderen Hand bewegt sich an der Stelle zwischen den Zehen leicht auf und ab.

Zwischenzehenmarma
Das Zwischenzehenmarma wird bei Fuß- und Wadenkrämpfen angewandt Foto: Fotolia

Unser Experte

Dr. med. Ernst Schrott ist Arzt für Naturheilverfahren und Homöopathie mit eigener Praxis in Regensburg. Mit seinem Kollegen Dr. J. Ramanuja Raju entwickelte er die Marmatherapie und verfasste das Buch Marmatherapie (Mosaik Verlag, 17,95 )