RS-Virus: Symptome, Ansteckung und Behandlung
Erkältungen sind meistens harmlos, aber ein bestimmter Erreger, das sogenannte RS-Virus (RSV) kann – insbesondere bei Babys – schwere Komplikationen hervorrufen. In diesem Herbst häufen sich die Fälle von RSV-Erkrankungen und Krankenhauseinlieferungen. Alles zu RS-Virus-Symptomen, Ansteckung und Behandlung.
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Das RS-Virus ist ein sehr häufig vorkommendes Virus. Laut einer Studie aus dem Jahr 2010 ist RSV jährlich für 33 Millionen Infektionen der unteren Atemwege bei Kindern unter fünf Jahren verantwortlich, verursacht 3,4 Millionen Krankenhausaufenthalte und zwischen 66.000 und 199.000 Todesfälle pro Jahr weltweit. In diesem Jahr dürften die Zahlen allerdings deutlich darüber liegen.

Was bedeutet RSV?
Die Abkürzung RSV steht für „Respiratorisches-Synzitial-Virus (RSV)“. Dieses Virus tritt in verschiedenen Formen auf – in der Regel erkranken Kinder zum ersten Mal innerhalb ihrer ersten zwei Lebensjahre daran. Im Laufe des Lebens können sich Kinder und Erwachsene immer wieder mit den unterschiedlichen RS-Viren infizieren; üblicherweise ist der Verlauf dann aber jeweils milder als bei der ersten Infektion.
RSV-Krankheit stellt Gesundheitssystem auf die Probe
In diesem Herbst verzeichnen Mediziner:innen eine besonders hohe Zahl an RSV-Erkrankungen bei Kleinkindern und Säuglingen. Kinderstationen in den Krankenhäusern sind teilweise bereits überlastet, Expert:innen bezeichnen die Lage als katastrophal. Den Grund für diese hohe Erkrankungszahl sehen sie in den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie in den letzten Jahren. Dadurch haben deutlich weniger Kinder als üblich ihren ersten Kontakt mit dem RS-Virus gehabt.
Nun, wo die meisten Maßnahmen weggefallen sind, werden diese Infektionen gleichermaßen „nachgeholt“ – das bedeutet deutlich mehr Infektionen als üblich auf einmal und damit auch deutlich mehr Krankenhauseinlieferungen als in den Jahren zuvor. Das hat zur Folge, dass in vielen Kliniken bereits alle Kinderbetten belegt sind und die kleinen Patient:innen tagelang in der Notaufnahme übernachten müssen oder in weit entfernte Kliniken verlegt werden. Mediziner:innen auf den Kinderstationen fürchten nun, in diesem Herbst und Winter nicht alle Kinder mit RSV behandeln zu können.
RS-Virus: Beim Säugling teils gefährlich
Besonders gefährlich kann das RS-Virus für Babys im ersten Lebensjahr und insbesondere für ehemalige Frühchen werden, aber auch für Kinder mit
angeborenen Herzfehlern,
Immundefekten,
Trisomie 21 (Down Syndrom) und
Muskelerkrankungen.
Bei einer Erstinfektion mit dem RS-Virus im Säuglingsalter, besonders bei oben genannten Risikogruppen, kann es zur schweren Bronchitis bis hin zur Bronchiolitis (Entzündung auch der kleinen Äste des Bronchialbaums) kommen. Auch eine Lungenentzündung (Pneumonie) ist bei RSV möglich.
RS-Virus: Auch Erwachsene erkranken
Für ältere Kinder ohne Vorerkrankungen und Erwachsene ist das RS-Virus in den meisten Fällen ein harmloser Infekt, der insbesondere in den frühen Frühjahrsmonaten und im Winter auftritt. Da das Immunsystem keine Immunität gegen die Erreger entwickeln kann, weil das Virus in mehreren Formen existiert, erkranken Kinder und Erwachsene immer wieder daran, allerdings im Verlauf in deutlich schwächerer Form.
RS-Virus: Symptome
Ob es sich bei der Erkältung tatsächlich um eine Infektion mit RSV handelt, kann nur ein Bluttest oder ein Abstrich mit anschließender Laboranalyse verraten. Bei einem leichten Krankheitsverlauf kommt es zu typischen Erkältungssymptomen wie leichter Schnupfen, Gliederschmerzen und Husten.
Symptome der Bronchiolitis bei RSV
Auf einen schweren Infekt durch das RS-Virus weisen hingegen Atemnot, starker Husten mit Auswurf und Fieber hin. Die Säuglinge atmen in diesem Fall sehr schwer, die Nasenflügel bewegen sich bei der Atmung mit, das Kind hat bei der Einatmung sogenannte „Einziehungen“ zwischen und unterhalb der Rippen, möglicherweise auch oberhalb des Schlüsselbeins – das sind Hinweise auf eine Atemnot. Wer bei seinem Kind diese Symptome beobachtet, die bei jeder schweren obstruktiven Bronchitis oder Lungenentzündung auftreten können, sollte umgehend einen Arzt aufsuchen.
RS-Virus: Ansteckung über Tröpfchen- und Schmierinfektion
Da das Virus über Tröpfchen- und Schmierinfektionen weitergegeben wird, ist die beste Vorbeugung die Einhaltung einfacher Hygieneregeln, beispielsweise regelmäßig sorgfältig die Hände waschen.
RS Virus: Wann ist es überstanden?
In den meisten Fällen hält die RSV-Erkrankung etwa drei bis zwölf Tage an – Symptome wie Husten können aber auch über mehrere Wochen andauern.
RS-Virus: Behandlung soll die Symptome lindern
Wenn Kinder nur leicht erkranken, werden Inhalationen eingesetzt, dazu Nasentropfen, um die Nasenatmung zu verbessern. Zusätzlich sind die üblichen Verhaltensregeln sinnvoll, die auch bei einer Erkältung gelten: Möglichst schonen, viel trinken und die Luftfeuchtigkeit auf einem Niveau von 45 bis 60 Prozent halten.
RS Virus: Antibiotika notwendig?
In schwereren Fällen müssen Antibiotika verabreicht werden, um eine zusätzliche Infektion mit Bakterien (Superinfektion) auf der virusgeschädigten Schleimhaut zu verhindern. Des Weiteren sind Inhalationen mit atemwegserweiternden Medikamenten hilfreich. Ob Kortison zur Entzündungshemmung in diesem Fall sinnvoll ist, wird inzwischen kontrovers diskutiert, aber der Wirkstoff wird in der Behandlung des RS-Virus immer noch häufig angewendet.
RSV-Impfung: Für wen ist sie sinnvoll?
Für Risikogruppen wie Frühgeborene, die vor der 35. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind, ist in vielen Fällen im ersten Lebensjahr eine Impfung mit Palivizumab empfehlenswert.
Diese Prophylaxe ist auch für Kinder mit Herzfehlern zugelassen. Sie wird innerhalb der RSV-Infektsaison von Oktober/November bis März/April über fünf Monate alle vier Wochen intramuskulär gespritzt. Für gesunde Kinder ist die Impfung nicht notwendig – meist überstehen sie eine Infektion mit dem RS-Virus ohne behandlungsbedürftige Beschwerden.
RS-Virus: Diese Hausmittel können Linderung verschaffen
Ist das Kind am RS-Virus erkrankt, der Verlauf recht mild und es treten keine Komplikationen auf, können Hausmittel dabei helfen, die RS-Symptome zu lindern.
Zwiebelsaft bei Husten
Die antibakteriellen Wirkstoffe der Zwiebel (z. B. Quercetin) machen sie zu einem bewährten Helfer bei Husten. Für den Zwiebelsaft eine große Zwiebel in kleine Stücke schneiden und in ein Glas oder eine Schale geben. Nun etwa einen bis zwei Esslöffel Honig dazugeben. Das Ganze mindestens drei Stunden besser noch über Nacht ziehen lassen. In dieser Zeit bildet sich eine Flüssigkeit, die sich über den klein geschnittenen Zwiebeln absetzt. Diese Flüssigkeit wirkt hustenstillend und antibakteriell. Nun den Saft durch ein Sieb abgießen und dem Kind über den Tag verteilt teelöffelweise geben.
Vorsicht: Die Honig-Variante ist nur für Kinder über einem Jahr geeignet. Für Kinder unter 12 Monaten sollte statt zu Honig besser zu Kandiszucker gegriffen werden. Verunreinigter Honig kann bei kleinen Kindern Botolismus auslösen. Dabei handelt es sich um eine seltene Krankheit, die von dem Bakteriengift Botulinumtoxin (Botox) ausgelöst wird. Diese Bakterien können zu lebensbedrohlichen Lähmungen führen. Verunreinigter Honig, aber auch schlecht konservierte Lebensmittel gelten als Ursache der Vergiftung.
Zwiebel-Säckchen bei Ohrenschmerzen
Auch bei Ohrenschmerzen kann die Zwiebel helfen. Hier ebenfalls eine Zwiebel klein schneiden, in ein Stofftuch geben und gut zubinden. Das Säckchen nun über Wasserdampf erwärmen und aufs Ohr legen. Um seine Wirkung voll entfalten zu können, sollte das Zwiebel-Säckchen mindestens 30 Minuten hier verbleiben. Am besten hält das Säckchen auf dem Ohr, wenn es mit einer Mütze oder eine Mullbinde fixiert wird.
Inhalieren bei verstopfter Nase
Erst läuft die Nase, dann ist sie komplett verstopft. Um die Nase wieder freizubekommen, hilft fast nichts zu gut wie zu inhalieren. Durch das Inhalieren werden die Schleimhäute befeuchtet, das festsitzende Nasensekret aufgeweicht und gelöst. Ein freies Atmen ist endlich wieder möglich. Während Erwachsene gerne die klassische Inhaliervariante praktizieren und den Kopf über eine mit heißem Wasser dampfende Schüssel hängen, ist diese Variante für Kinder aufgrund der Verbrühungsgefahr auf keinen Fall anzuraten. Außerdem kann der heiße Wasserdampf in die Augen geraten und die Schleimhäute noch zusätzlich reizen.
Für Babys und Kleinkinder sind sogenannte Ultraschallvernebler oder Düsenvernebler die bessere Wahl. Der Vorteil hier liegt darin, dass keine Hitze entsteht und somit eine Verbrühungsgefahr gar nicht erst aufkommt. Des Weiteren produzieren die Vernebler noch kleinere Tröpfen als Wasserdampf. So können diese besonders gut in die Lunge gelangen und dort den Schleim verflüssigen. Sind die Tropfen zu groß und bleiben quasi in Mund und Luftröhre „stecken“, können sich dort beispielsweise noch Pilzinfektionen bilden. Eltern müssen bei der Verwendung von Verneblern unbedingt darauf achten, dass die Inhalationsmaske perfekt auf Mund und Nase sitzt. Sitzt sie nicht richtig, ist der Wirkungseffekt gleich null. Ab dem dritten Lebensjahr sollten Kinder mit Mundstück inhalieren, da dies laut Medizinern effektiver ist als mit Maske.
Wadenwickel bei Fieber
Wadenwickel sind der Klassiker unter den Hausmitteln bei Fieber. Wichtig ist jedoch, dass Wadenwickel bei Fieber nur angelegt werden, wenn die Beine und Füße des Kindes auch warm sind. Bei kalten Beinen oder Füßen und auch bei Schüttelfrost sollten keine Wadenwickel angelegt werden.
Um das Fieber bei Kindern mit Wadenwickeln zu senken, werden Tücher oder Handtücher mit handwarmem, nicht eiskaltem Wasser angefeuchtet und um die Waden gewickelt. Nicht vergessen, eine wasserdichte Unterlage oder eine große Mülltüte unter die Waden zu legen, damit das Bett oder Sofa nicht komplett durchnässt wird. Der Wickel an sich darf nicht mit Folie o.ä. umwickelt werden, da sich sonst ein Hitzestau bilden kann. Decken Sie die Beine nicht ab, damit die Wärme besser entweichen kann. Nach 10 Minuten die Wadenwickel entweder abnehmen oder erneuern.
Bleiben Sie während der Anwendung unbedingt bei Ihrem Kind. Fühlt es sich mit den Wadenwickeln nicht wohl, brechen Sie die Behandlung ab und probieren Sie eventuell zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal.
Wadenwickel zur Fieberbehandlung bei Kindern sollten laut Kinderärzten und Kinderärztinnen grundsätzlich erst ab sehr hohem Fieber (über 39° Celsius) angewendet werden.
Ruhe und viel Flüssigkeit helfen bei Regeneration
Damit der kleine Kinderkörper die Erkrankung mit dem RS-Virus effektiv bekämpfen kann, ist das oberste Gebot: Schonung und viel trinken. Ruhe und Erholung sind wichtig, damit das Immunsystem Zeit bekommt, sich zu regenerieren. Und ausreichend Flüssigkeit sorgt dafür, dass die Schleimhäute schon feucht bleiben und die Genesung gut voranschreiten kann. Empfehlenswert sind Wasser und entzündungshemmende Tees.
So wirksam Hausmittel auch sind, manchmal stößt auch ihre Wirksamkeit an ihre Grenzen und der Gang zum Arzt oder zur Ärztin ist nicht mehr zu vermeiden. Daher gilt: Sollten die Krankheitsbeschwerden anhalten und trotz der Anwendung von Hausmitteln beim RS-Virus nicht besser werden oder sich sogar noch verschlimmern, sollte unbedingt ein:e Ärtz:tin aufgesucht werden.
Quellen:
Nair, Harish [u.a] (2010): Global burden of acute lower respiratory infections due to respiratory syncytial virus in young children: a systematic review and meta-analysis, in: Lancet
RS-Viren: Besonders gefährlich für Säuglinge, in: Kinderärzte im Netz
Auch „späte“Frühchen sind durch das RS-Virus stark gefährdet, in: Ärztezeitung
Respiratorische Synzytial-Virus-Infektionen (RSV), in: rki.de
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