Rohkost-Diät: Wie gesund ist Abnehmen mit Rohkost?

Kalorien zählen und der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel gehören zu fast jeder Diät dazu. Die Rohkost-Diät hingegen verspricht Schlemmen ohne lästiges Kalorienzählen. Die einzige Bedingung: die Lebensmittel müssen roh sein. Kann man tatsächlich mit Rohkost abnehmen? Und ist diese Diät-Form überhaupt gesund?

Eine Schale mit Rohkost
Abnehmen mit der Rohkost-Diät funktioniert gut, ist auf Dauer aber nicht zu empfehlen Foto: iStock_Fattyplace

Diäten können kräftezehrend sein – nicht nur, weil man vieles nicht essen darf und dadurch ständig hungert, sondern auch, weil man sich an spezielle Diät-Pläne und aufwändige Rezepte halten muss. Mit der Rohkost-Diät ist alles anders: Man muss keine Kalorien zählen und darf so viel essen, bis man satt ist. Abnehmen mit Rohkost klingt einfach, allerdings hat es auch seine Tücken.

Was ist die Rohkost-Diät – und braucht man einen Plan?

Die Rohkost-Diät umfasst alles, was nicht in irgendeiner Weise verarbeitet wurde. Dazu zählen:

  • Obst und Gemüse in roher Form 

  • unverarbeitete Nüsse

  • Fleisch (etwa Mett, Tatar und Carpaccio) und Fisch, solange beides roh ist

Tabu sind dagegen folgende Lebensmittel:

  • Brot

  • Milch (wird pasteurisiert)

  • Nudeln

  • Reis

  • Müsli 

  • Süßigkeiten 

Einen Rohkost-Diät-Plan braucht es nicht. Da man nicht kocht, brät und auch sonst nichts verarbeitet, ist das Ernährungsprinzip dieser Diät sehr einfach: das Gemüse oder Obst waschen, bei Bedarf schälen und verzehren, ohne aufwändige Zubereitung. Spezielle Rohkost-Diät-Rezepte werden damit hinfällig.

Abnehmen mit Rohkost: Funktioniert das wirklich?

Die Rohkost-Diät ist sehr effektiv: Wird sie konsequent durchgehalten, purzeln schnell die Pfunde. Die Vorteile liegen auf der Hand. Abnehmen mit Rohkost geht zügig – und dabei sind keine Einschränkungen bei Anzahl der Mahlzeiten und Größe der Portionen notwendig. Da Rohkost sehr sättigend wirkt, werden ohnehin kleinere Portionen und damit auch weniger Kalorien verzehrt.

Rohkost fördert zudem gutes Kauen. Dadurch beginnt die Verdauung schon im Mund und der Magen braucht weniger Energie zur Verarbeitung.

Was sind die Nachteile der Rohkost-Ernährung?

Die Rohkost-Ernährung hat aber auch Nachteile: Sie erfordert einen starken Willen. Auch wenn man faktisch gesehen eine große Bandbreite an Lebensmitteln zur Verfügung hat, kann schon bald das Verlangen nach Gebratenem und Gekochtem wachsen.

Dieses Verlangen hat seine Ursache: Im Laufe der Evolution hat sich der menschliche Körper an gegarte Speisen gewöhnt. Viele Forschende gehen sogar davon aus, dass unser Gehirn nur die heutige Größe und Effektivität erreichen konnte, weil wir anfingen, Speisen zu erhitzen. Denn bei gebratenen oder gekochten Lebensmitteln steigt der Kohlenhydratanteil, was für den Körper in erster Linie Energie bedeutet. Energie, mit der das Gehirn versorgt werden kann – und die beim Abnehmen mit der Rohkost-Diät in dieser Form fehlt.

Droht Mangelernährung durch die Rohkost-Diät?

Die Rohkost-Diät kann auch zu einem Nährstoffmangel führen. In der sogenannten Gießener Rohkoststudie begleiteten Forschende von 1996 bis 1998 über 700 „Rohkostler“, also Personen, die ihren Ernährungsstil komplett auf Rohkost umgestellt hatten. Die Studie ergab: 57 Prozent der Teilnehmer hatten Untergewicht.

  • Im Schnitt hatten diese Personen fast zehn Kilogramm Körpergewicht verloren, unabhängig vom Anfangsgewicht. 

  • Viele Personen hatten einen erheblichen Mangel an Kalzium, Zink und Jod.

  • Rund ein Drittel der weiblichen Teilnehmerinnen unter 45 Jahren hatten keine Menstruation mehr. 

Abnehmen mit Rohkost ist also nur über einen kurzen Zeitraum empfehlenswert, da eine dauerhafte Umstellung auf die Rohkost-Diät das Risiko für gesundheitliche Nachteile birgt.

Quellen:

Strassner, C. (1998): Die Gießener Rohkost-Studie: Ernährungs-und Gesundheitsstatus von Rohköstlern unter besonderer Berücksichtigung von Protein und Energie. In: Verlag für Medizin und Gesundheit

Sandjon, Chantal (2015): Rohkost für Einsteiger, München: Gräfe und Unzer Verlag

Bedeutung von Obst und Gemüse in der Ernährung des Menschen, in: dge.de (Deutsche Gesellschaft für Ernährung)