Risiko im Alter: Soll ich mich noch operieren lassen?

Operation im Alter – es kann zum Delir kommen
Patienten mit einem postoperativen Delirium sind nach einer Operation verwirrt und können an Bewusstseinsstörungen leiden Foto: Fotolia

Mit zunehmendem Alter steigen die Risiken bei einer Operation. Von Delirium bis Wundheilung: Praxisvita gibt Antworten auf die häufigsten Fragen zur OP im Alter.

Soll ich mich mit 78 noch für ein neues Kniegelenk unters Messer legen? Edda B. ist im Zweifel. Zwar könnte sie mit dem neuen Gelenk endlich wieder Rad fahren. Doch sie fürchtet Komplikationen. Fragen, die sich viele vor Eingriffen im Alter stellen:

Kann ich bei der OP aufwachen und alles mitbekommen?

Durch falsche Dosierung der Narkosemittel kann es zu Wachphasen kommen. Das Risiko besteht aber fast nur bei Not-Eingriffen, wenn die Mediziner kaum Vorbereitungszeit haben. Geplante OPs vor allem an älteren Patienten sind sehr sicher.

Besteht die Gefahr, dass ich als alter Mensch aus der Narkose nicht mehr aufwache?

Unwahrscheinlich! Alle Abläufe wie Blutdruck, Puls, Atmen und die Wirkung des Narkosemittels auf das Gehirn werden bei älteren Menschen kontrolliert. Weicht ein Wert ab, werden sofort Maßnahmen wie zum Beispiel Sauerstoffzufuhr eingeleitet. Wichtig: Informieren Sie besonders im höheren Alter vorher den Arzt über Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder auch regelmäßig eingenommene Medikamente. Zusätzlich werden vor der OP Herz, Lunge und Leber untersucht.

Wie gefährlich sind Narkosemittel?

Heutige Medikamente sind gut steuerbar, haben eine kurze Wirkungsdauer. Verabreicht werden ein Hypnotikum (nimmt das Bewusstsein), ein Analgetikum (gegen Schmerz) und ein Relaxan (entspannt Muskeln). Bei älteren Patienten mit Arterienverkalkung oder Venenleiden wird noch eine Spritze gegen Thrombose gegeben.

Gibt es Spätfolgen einer OP unter Narkose?

Rund 40 Prozent der über 60-Jährigen entwickeln nach der Operation ein postoperatives Delirium. Sie sind dann oft apathisch, verwirrt, desorientiert und haben Störungen im Schlaf-Wach-Zyklus und beim Sprechen. Laut neuen Studien kann man Patienten sofort und einfach nach der OP helfen, sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden: Brille reichen, Uhrzeit nennen, Familienfoto geben, Besuch von Angehörigen.

Wie verheilt die Wunde nach der OP?

Ältere Menschen leiden unter verzögerter Wundheilung. Zellen werden nicht mehr so schnell gebildet. Doch dank winziger Spezialinstrumente bleiben nur kleine Wunden. Umso kürzer ist auch der Aufenthalt in einer Reha-Klinik. Er dauert meist drei bis vier Wochen.

Die 7 wichtigsten OPs: So hoch ist das Risiko

Hohes Risiko:

Bypass-OP: Es kann zu einem Delirium, Thrombosen und Lungenembolien kommen. Die Risiken nehmen mit dem Alter zu. Alternative: Gefäßstützen (Stents).

Mittleres Risiko:

Wirbelkörper-OP: Meist ist der Eingriff weitaus größer als eine Bandscheiben-OP. Delirium, Wundheilungsstörungen, Infektionen, Lähmungen, sind möglich.

Knie-/Hüft-OP: Blutverlust, Wundinfektionen, Lungenentzündung durch das Liegen, Thrombosen und Lungenembolien sind mögliche Risiken. Bei Patienten mit Herzschwäche besteht ein hohes Risiko!

Beckenboden-OP: Thrombosen/Embolien möglich.

Geringes Risiko:

Herzkatheter-Untersuchung: Bei Bedarf kann bei der Gefäßuntersuchung problemlos selbst 90-Jährigen ein Stent eingesetzt werden.

Bandscheiben-OP: Nur bei Lähmungen oder Inkontinenz wirklich nötig, sonst sollte man mit Medikamenten und Krankengymnastik behandeln.

Gallenblasen-OP: Ein kleiner risikoarmer Eingriff, der schon in der Tagesklinik möglich ist.