Reparaturkünstlerin Leber – so bleibt sie gesund

Früher verorteten die Gelehrten in der Leber den Sitz von Gefühlen und Temperament. "Dir ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen" oder "frei von der Leber reden" – an Redewendungen wie diesen zeigt sich der Gedanke noch heute. Mittlerweile wissen wir aber, dass Emotionen vor allem im Gehirn entstehen.
Top-Kliniken für Leber-Erkrankungen
Leber- und Spezialambulanz: Medizinische Klinik und Poliklinik, Johannes Gutenberg Universität MainzTel.: 06131/17 26 24
Leberzentrum Klinikum EsslingenTel.: 0711/31 03 24 70
Medizinische Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)Tel.: 040/74 10 58 33
Spezialsprechstunde für Lebererkrankungen, Charité BerlinTel.: 030/4 50 55 31 79
Doch die Bedeutung der Leber ist trotzdem immens: Sie ist unser größtes und mit rund zwei Kilogramm Gewicht auch schwerstes inneres Organ.
Werden Teile entfernt, wachsen sie wieder nach
Und sie hat viel zu tun: Sie ist an der Regulierung des Fett- und Zuckerstoffwechsels sowie des Mineral- und Vitaminhaushalts beteiligt. Sie filtert Schadstoffe aus dem Blut und sondert mit der Galle Stoffwechselprodukte über den Darm ab. Sie produziert täglich fast einen Liter Gallensaft, der für die Fettverdauung und die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K notwendig ist. Als "Eiweißfabrik" bildet die Leber zahlreiche lebensnotwendige Stoffe, wie etwa Blutgerinnungsfaktoren. Nicht zuletzt ist die Leber eine Reparaturkünstlerin: Werden Teile entfernt, wachsen sie innerhalb weniger Wochen wieder nach.
Keine Nerven für das Schmerzempfinden
Trotzdem braucht unsere Leber Schutz: In Deutschland sind fünf Millionen Menschen von Lebererkrankungen betroffen, oft lange unerkannt. Zum einen, weil Erkrankungen an der Leber fälschlicherweise als ein Problem gelten, das nur Alkoholiker betrifft. Dabei ist einer der wohl häufigsten Gründe Übergewicht. Aus einer Fettleber kann sich eine chronische Leberentzündung (Hepatitis) entwickeln. Erst dann folgt Alkohol als Ursache. Angeborene und erworbene Stoffwechselstörungen, Immunerkrankungen und Virusinfektionen können die Leber ebenfalls krank machen. Probleme werden oft erst spät erkannt, denn in der Leber gibt es keine Nerven für das Schmerzempfinden. Das Organ tut also nie weh. "Müdigkeit ist der Schmerz der Leber", sagt Professor Stefan Zeuzem von der Deutschen Leberstiftung in Hannover. Die Betroffenen fühlen sich oft rätselhaft abgeschlagen und appetitlos. Auch ständiger Juckreiz ist typisch für eine Lebererkrankung.
Bei Verdacht kontrolliert der Arzt mit einer Blutabnahme die Leberwerte. Eine vergrößerte Leber, etwa bei einer Entzündung durch Hepatitis-Viren, kann er gut ertasten. Mit Ultraschall lassen sich Fettablagerungen erkennen. Die Behandlung ist abhängig von der Art der Erkrankung: Bei einigen Hepatitis-Erkrankungen lassen sich die Beschwerden mit Bettruhe, fettarmer Kost und dem Verzicht auf Alkohol in den Griff bekommen.
Bei Hepatitis B und C verschreibt der Arzt Medikamente. Eine Fettleber bildet sich zurück, wenn die Betroffenen abnehmen, gesünder essen, sich mehr bewegen und keinen Alkohol mehr trinken. Drastische Hungerkuren sind jedoch nicht zu empfehlen: Sie fördern die Entzündung. Bei einer Leberzirrhose ist der Prozess nicht umkehrbar, aber eine weitere Verhärtung des Gewebes kann aufgehalten werden.
Drei Tassen Kaffee am Tag sind gut für die Leber
Durch unseren Lebensstil können wir selbst viel dazu beitragen, dass die Leber gar nicht erst krank wird. Wir sollten nicht zu fettreich essen, aber auch bei Süßigkeiten und natürlich bei Alkohol maßvoll bleiben. Empfehlung für Männer: höchstens ein halber Liter Bier oder ein viertel Liter Wein. Bei Frauen gilt als maximale Tagesdosis: ein viertel Liter Bier oder ein achtel Liter Wein. Ansonsten ist gut für die Leber, was dem gesamten Organismus wohltut: regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene, vollwertige Ernährung mit viel Gemüse, Obst und Ballaststoffen. Und Kaffee, das belegen internationale Studien, hat eine schützende Wirkung für die Leber. "Viel hilft viel", urteilt die Deutsche Leberstiftung. Drei bis vier Tassen pro Tag können die Leberwerte deutlich verbessern.