Reizdarm mit Durchfall: Das können Sie tun
Zu den häufigsten Symptomen des Reizdarmsyndroms gehören anhaltende Bauchschmerzen und ein veränderter Stuhl, zum Beispiel Durchfall. Darunter leiden vor allem Männer. Was hilft gegen die Beschwerden bei einem Reizdarm mit Durchfall?
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- Verstopfung oder Durchfall: Reizdarmsymptome und -typen
- Untersuchungen bei Reizdarm mit Durchfall
- Reizdarm mit Durchfall: Welche Ursachen können die Beschwerden haben?
- Wie wird ein Reizdarm mit Durchfall behandelt?
- Helfen Probiotika bei Reizdarm mit Durchfall?
- Entspannungstechniken gegen den Durchfall bei Reizdarm
- Psychotherapie als Unterstützung bei einem Reizdarm mit Durchfall
- Medikamente gegen den Durchfall bei einem Reizdarm
Ein Reizdarm ist äußerst unangenehm und schränkt viele Betroffene in ihrem Alltag ein. Während Männer mit Reizdarm häufiger Durchfall haben, kommt es bei Frauen eher zu Verstopfung. Ein Reizdarm ganz ohne Durchfall und Verstopfung kommt ebenfalls vor. Heilbar ist die chronische Darmerkrankung nicht, doch lassen sich die Beschwerden mit verschiedenen Therapieansätzen lindern.

Verstopfung oder Durchfall: Reizdarmsymptome und -typen
Bei einem Reizdarmsyndrom (RDS) handelt es sich um eine Funktionsstörung des Verdauungstrakts, bei der es zu wiederkehrenden Bauchschmerzen, Verstopfung und/oder Durchfall kommt. Auch Blähungen, Übelkeit, Kopfschmerzen, Depressionen oder Muskelschmerzen können mit der chronischen Darmerkrankung einhergehen. Je nachdem, welches Symptom besonders prägnant ist, werden beim Reizdarm die folgenden fünf Krankheitstypen unterschieden:
Durchfall-Typ
Verstopfungs-Typ
Misch-Typ (bei dem sowohl Verstopfung als auch Durchfall vorkommt)
Schmerz-Typ
Bläh-Typ
Reizdarm: Durchfall-Typ
Für diesen Typ von Reizdarm ist wässriger Durchfall charakteristisch. Manche Betroffene müssen mehrmals am Tag zur Toilette (Stuhlgang), können das aber gut kontrollieren. Andere Patient:innen mit Reizdarm leiden zudem unter plötzlich auftretendem Durchfall, der so stark ist, dass sie sich immer in der Nähe einer Toilette aufhalten müssen und dadurch in ihrem Alltag sehr eingeschränkt sind.
Untersuchungen bei Reizdarm mit Durchfall
Wenn Durchfall immer wieder auftritt, erkundigt sich der Arzt oder die Ärztin zunächst genauer nach den Beschwerden. Wann und wie oft tritt der Durchfall auf? Könnte er in einem Zusammenhang mit bestimmten Nahrungsmitteln stehen? Gibt es weitere Beschwerden?
Es folgt eine körperliche Untersuchung, um andere Erkrankungen auszuschließen. Unter anderem wird der Bauchraum abgehört und abgetastet. Ebenso können Laboruntersuchungen von Stuhlproben, Ultraschalluntersuchungen vom Bauch, eine Magen- und Darmspiegelung oder Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten zum Einsatz kommen.
Bei einem Reizdarm mit Durchfall handelt es sich um eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das heißt, sie wird erst gestellt, wenn anderen Erkrankungen als Auslöser für die Beschwerden nicht infrage kommen. Weitere Kriterien für einen Reizdarm sind:
Die Beschwerden dauern über einen längeren Zeitraum (mehr als drei Monate) an.
Der Stuhlgang hat sich auffällig verändert, was sich bei Durchfall auch auf die Häufigkeit beziehen kann.
Die Symptome wirken sich stark auf den Alltag der Betroffenen aus.
Reizdarm mit Durchfall: Welche Ursachen können die Beschwerden haben?
Bislang sind die Ursachen des Reizdarmsyndroms mit Durchfall nicht eindeutig geklärt. So komplex die Darmfunktionen sind, so vielfältig sind auch die Theorien zu den Auslösern eines Reizdarmsyndroms. Eine These besagt, dass überempfindliche Darmnerven, Störungen der Darmmuskulatur und Entzündungen der Darmwand einen Reizdarm mit Durchfall bedingen können. Außerdem wurde beobachtet, dass das Reizdarmsyndrom häufiger bei Menschen vorkommt, die zuvor an einer Darminfektion mit Fieber und Durchfall erkrankt waren.
Ebenso kann das Reizdarmsyndrom mit Durchfall mit der Einnahme von Medikamenten oder psychischen Belastungen zusammenhängen. Vermutlich gibt es zudem eine erbliche Veranlagung. Bei vielen Einflussfaktoren ist jedoch fraglich, ob es sich tatsächlich um die Ursachen oder vielmehr um die Folgen eines Reizdarmsyndroms handelt.
Reizdarm: Durchfall nach dem Essen
Macht sich ein Reizdarm mit Durchfall vorrangig nach dem Essen bemerkbar, kann das ein Hinweis darauf sein, dass der oder die Betroffene auf bestimmte Nahrungsmittel überempfindlich reagiert, etwa auf Süßigkeiten. Welche Lebensmittel zu den Beschwerden führen, ist individuell unterschiedlich. Häufig lösen hochkalorische Mahlzeiten mit einem hohen Energie- und Eiweißgehalt oder eine fettreiche Ernährung die Beschwerden aus. Bei anderen Menschen kommt es bei dem Genuss von bestimmten Kohlenhydraten zu wiederkehrenden Verdauungsproblemen. Ebenso können zu hastiges Essen oder zu große Portionen bei einem Reizdarm mit Durchfall einen Krankheitsschub begünstigen.
Reizdarm: Durchfall durch Medikamente
Die Einnahme von Medikamenten kann ebenfalls ein Reizdarmsyndrom mit ständigem Durchfall begünstigen oder einen Schub auslösen. Denn Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen, die zu Behandlung anderer Erkrankungen eingenommen werden, greifen bei regelmäßiger Einnahme die Darmschleimhaut an und erhöhen damit unter anderem das Risiko für Entzündungen im Darm. Antibiotika wiederum sind höchst wirksam gegen Krankheitserreger, doch dabei zerstören sie gleichzeitig Bakterien, die zur gesunden Darmflora gehören. Damit können Antibiotika im schlimmsten Fall zu langfristigen Schäden führen und einen Reizdarm mit Durchfall bedingen.
Reizdarm: Durchfall durch emotionale Faktoren
Häufig treten die Schübe eines Reizdarms mit Durchfall in Verbindung mit Stress, Angst oder Depressionen auf. Noch ist unklar, wie diese Faktoren mit dem Reizdarmsyndrom zusammenhängen. Es ist jedoch wissenschaftlich bewiesen, dass sich psychische Belastungen auf den Darm auswirken können. Denn der Darm ist von rund 100 Millionen Nervenzellen durchzogen, die wiederum mit dem Gehirn in unmittelbarer Verbindung stehen. Beispielsweise ein dauerhaft stressiges Berufsleben, Geldsorgen oder eine belastende Beziehung können sich daher auf den Darm und die Verdauung auswirken.
Wie wird ein Reizdarm mit Durchfall behandelt?
Aufgrund der vielen möglichen Ursachen gibt es keine allgemeingültige Empfehlung, wie bei einem Reizdarm mit Durchfall die Behandlung aussehen sollte. Vielmehr gilt es für die Patient:innen herauszufinden, wodurch der Durchfall jeweils ausgelöst wird. Treten die Beschwerden häufig nach dem Essen auf? Haben Sie über einen längeren Zeitraum Medikamente eingenommen oder leiden Sie in letzter Zeit vermehrt unter Stress? Je nach Auslöser können verschiedene Maßnahmen helfen.
Angepasste Ernährung bei Durchfall durch einen Reizdarm
Bislang ist die Rolle der Ernährung bei Reizdarmpatient:innen nicht hinreichend erforscht. Daher gibt es keine generelle Empfehlung für bestimmte Lebensmittel. Jedoch merken Betroffene häufig, dass einige Lebensmittel die Beschwerden fördern oder lindern.
Um herauszufinden, welches Essen besonders gut verträglich ist und welches man besser vermeiden sollte, kann es helfen, ein Ernährungstagebuch zu führen. Darin notieren Sie, was Sie am Tag gegessen haben und ob und welche Beschwerden danach aufgetreten sind. Zusätzlich ist es ratsam, Einflussfaktoren wie Stress auf der Arbeit oder Schlafstörungen festzuhalten. Wer unter einem Reizdarm mit Durchfallsymptomen leidet, sollte zudem schwer verdauliche und fettige Speisen vermeiden.
FODMAP-Diät bei Reizdarm und Durchfall
Bei vielen Patient:innen mit einem Reizdarm vom Durchfall-Typ scheinen Nahrungsmittel wie Milchprodukte, Schokolade, Kaffee, Weizen, bestimmte Gemüsesorten (wie Spargel oder Brokkoli) oder Steinfrüchte den Durchfall zu verschlimmern. Es wird vermutet, dass es einen Zusammenhang mit einer bestimmten Art von Kohlenhydraten gibt, den sogenannten FODMAPs (fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole). Lebensmittel, die FODMAPs enthalten, können nur schlecht vom Dünndarm aufgenommen werden und produzieren während der Verdauung (Fermentierung) vermehrt Gase. Zudem gehen Mediziner:innen davon aus, dass durch diese Art von Kohlenhydraten mehr Wasser in den Darm gelangt, was Durchfall begünstigen können.
Bei einer FODMAP-reduzierten Diät verzichten Sie dementsprechend auf alle Lebensmittel, die fermentierbare Kohlenhydrate enthalten. Die Liste ist sehr lang. Darauf stehen unter anderem Weizen, Roggen, Gries, Weichkäse, Frischkäse, Kuhmilch, Joghurt, Linsen, Pilze, Erbsen, Bohnen, Zwiebeln und Sojabohnen. Dabei ist es wichtig, dem Körper trotzdem genügend Vitamine und Mineralstoffe zuzuführen, da ansonsten das Risiko einer Mangelernährung besteht. Für viele Betroffene dürfte es jedoch schwierig sein, eine so strikte Diät in den Alltag zu integrieren. Noch dazu gibt es bisher keine wissenschaftlichen Belege, dass die FODMAP-Diät die Beschwerden tatsächlich lindert. Falls Sie diese Ernährungsweise testen sollten, besprechen Sie den Plan mit Ihrem Arzt oder Ihre Ärztin.
Helfen Probiotika bei Reizdarm mit Durchfall?
Expert:innen vermuten, dass die Darmflora bei Reizdarmpatient:innen mit Durchfall verändert ist. Die Darmflora setzt sich aus rund 1.000 Bakterienarten zusammen, die eine zentrale Rolle bei der Verdauung von Nahrung und der Stärkung des Immunsystems spielen. Probiotische Mittel enthalten lebende Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien oder bestimmte Hefen, die dabei helfen sollen, das Gleichgewicht der Darmflora bei Reizdarmpatient:innen wiederherzustellen. Es gibt einige Übersichtsstudien, die belegen, dass Probiotika typische Symptome des Reizdarmsyndroms reduzieren können. Allerdings ist weitere Forschung nötig, um im Detail zu ermitteln, welche Bakterienstämme gegen welche Beschwerden in welcher Dosierung helfen können.
Trotz der noch nicht ausreichenden Studienergebnisse zu Probiotika empfehlen Fachleute in der aktuellen Behandlungs-Leitlinie für Ärzt:innen ausgewählte Bakterienstämme zur Therapie des Reizdarmsyndroms. Probiotische Mittel können demnach Durchfall vorbeugen und einen Reizdarm beruhigen. Bei Patient:innen mit Reizdarm und Durchfallsymptomen erzielten die folgenden Probiotika positive Effekte:
Lactobacillus brevis KB 290
Lactobacillus gasseri CP2305
Bacillus coagulans MTCC 5856
Entspannungstechniken gegen den Durchfall bei Reizdarm
Häufig lösen psychische Belastungen und Stress bei einem Reizdarm Durchfall-Schübe aus. In diesem Fall können Entspannungstechniken helfen, zum Beispiel Meditation, Yoga oder progressive Muskelentspannung. Ob die Methoden zur Stressbewältigung tatsächlich die Beschwerden der Betroffenen lindern, ist jedoch nicht ausreichend untersucht. Betroffene sollten ausprobieren, was bei ihnen am besten funktioniert.
Psychotherapie als Unterstützung bei einem Reizdarm mit Durchfall
Wenn Entspannungstechniken nicht ausreichen, um seelische Belastungen in den Griff zu bekommen, kann eine Psychotherapie sinnvoll sein. Für Betroffene mit einem sehr ausgeprägten Krankheitsbild wird zudem oftmals eine kognitive Verhaltenstherapie (KVT) empfohlen. Dabei lernen die Patient:innen, besser mit ihren Beschwerden umzugehen.
Medikamente gegen den Durchfall bei einem Reizdarm
Gegen anhaltenden Durchfall bei einem Reizdarm können Patient:innen bei Bedarf Medikamente einnehmen. Durchfallmedikamente (Antidiarrhoika) sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Bei der Einnahme ist jedoch Vorsicht geboten. Bei einer zu hohen Dosierung können Antidiarrhoika zu Verstopfungen führen. Achten Sie daher unbedingt auf die vorgeschriebene Anwendung.
Antibiotika gegen Reizdarm und Durchfall
Gegen Durchfall bei einem Reizdarmsyndrom werden mitunter auch Antibiotika verschrieben. Eine Linderung der Beschwerden zeigte sich in Studien bei der Einnahme des Antibiotikums Rifaximin, das in Deutschland zur Behandlung von Reisedurchfall zugelassen ist. Dennoch können es Ärzt:innen, nach einer ausführlichen Aufklärung, auch bei anderen Krankheiten wie Reizdarmbeschwerden verordnen.
Trotz der positiven Studienergebnisse von Rifaximin sollten Antibiotika sparsam angewendet werden. Es ist unklar, ob die Wirkung langfristig anhält. Außerdem können sie einerseits zu Nebenwirkungen führen und andererseits Resistenzen von Bakterien gegen Antibiotika fördern, sodass die Medikamente in Zukunft nicht mehr wirken. Zudem kann die Einnahme von Antibiotika die Darmflora verändern und somit die Beschwerden unter Umständen noch verstärken. Antibiotika bei einem Reizdarm mit Durchfall werden daher meistens dann verschrieben, wenn andere Maßnahmen nicht helfen.
Quellen:
Was hilft bei Reizdarm - und was nicht?, in: gesundheitsinformation.de
Reizdarmsyndrom - Aufruhr im Darm, in: Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten.
Wie funktioniert der Darm?, in: gesundheitsinformation.de
Update S3-Leitlinie Reizdarmsyndrom, in: Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften