Reizblase bei Frauen: Symptome und 7 Wege, den Harndrang zu behandeln

Eine Reizblase bei einer Frau kann die Lebensqualität erheblich einschränken. Umso wichtiger ist es, die Beschwerden zu behandeln. Verschiedene Maßnahmen können dabei helfen. Wichtig sind vor allem Übungen, die regelmäßig durchgeführt werden sollten.

Frau mit Reizblase fasst sich in den Schritt
Frauen leiden im Vergleich zu Männern häufiger unter einer Reizblase Foto: iStock/Natalya Trofimchuk

„Wo ist die nächste Toilette?” – um diese Frage kreisen sich die Gedanken, wenn eine Reizblase den Alltag bestimmt. Dabei sind Frauen viel häufiger betroffen als Männer. Welche Ursachen eine Reizblase bei Frauen haben kann und was hilft, um den Harndrang wieder besser kontrollieren zu können.

Reizblase bei Frauen: Was ist damit gemeint?

In der Blase sammelt sich Harn aus den Nieren. Bis zu einem halben Liter fängt die Blase auf, bis ihr Fassungsvermögen ausgeschöpft ist. Ist die Blase voll, entsteht ein Harndrang – es wird Zeit, sie zu entleeren.

Normalerweise meldet sich die Blase alle paar Stunden. Die meisten Menschen gehen zwischen vier- und sechsmal am Tag auf die Toilette, abhängig davon, wie viel sie trinken und wie viel Flüssigkeit sie über die Nahrung aufnehmen. Wenn Frauen unter einer Reizblase leiden, müssen sie mindestens alle zwei Stunden auf die Toilette, manchmal sogar stündlich. Dabei entsteht der Harndrang, obwohl die Blase nicht richtig gefüllt ist. Mediziner:innen sprechen auch von einer überaktiven Blase.

Reizblase: Symptome bei Frauen

Typischerweise haben Frauen mit einer Reizblase sehr plötzlich das Gefühl, auf die Toilette zu müssen – auch wenn sie gerade erst vor einer Stunde ihre Blase entleert haben. Obwohl sie so dringend „müssen”, kommt nur eine geringe Menge Urin heraus. Trotzdem kann es passieren, dass Frauen mit einer Reizblase den Urin nicht mehr halten können, falls sie es nicht rechtzeitig auf die Toilette schaffen. Fachleute sprechen dann von einer sogenannten Dranginkontinenz.

Besonders ungünstig: Dadurch, dass die Betroffenen ihre Blase so häufig entleeren, besteht die Gefahr, dass die Blase allmählich kleiner wird und es noch schwerer wird, Urin eine längere Zeit zu halten. Die Folge: Die Betroffenen müssen noch häufiger auf die Toilette.

Harndrang bei einer überaktiven Blase der Frau: So entsteht die Reizblase

Verschiedene Faktoren oder Erkrankungen können die Entstehung einer Reizblase bei Frauen vermutlich begünstigen, auch wenn die genauen Mechanismen noch nicht genaustens erforscht sind. Eine Reizblase kann bei einer Frau zum Beispiel als Folge einer anderen Erkrankung wie einer Blasenentzündung oder eines gestörten Zuckerstoffwechsels (Diabetes mellitus) auftreten. Bei anderen Frauen entsteht sie durch die Hormonumstellung während einer Schwangerschaft oder durch einen Östrogenmangel, der während oder nach den Wechseljahren auftritt. Auch eine Gebärmuttersenkung kann die Wahrscheinlichkeit für eine Reizblase erhöhen.

Mit zunehmendem Alter verändert sich außerdem bei vielen Frauen der Harntrakt, insbesondere die Harnröhre und die Blase, wodurch das Risiko für eine Reizblase bei einer Frau ebenfalls steigt. Zudem können Verstopfung sowie anhaltender Stress, Ängste oder Nervosität in einigen Fällen zu einer Reizblase führen – zumindest vermuten Fachleute einen Zusammenhang.

Reizblase bei Frauen: 7 Möglichkeiten, den ständigen Harndrang zu behandeln

Viele Wege führen zum Ziel: Dies trifft für die Behandlung einer Reizblase bei Frauen zu. Denn hierfür gibt es verschiedene Therapiemöglichkeiten – von Verhaltensmaßnahmen über Tabletten gegen den Harndrang bis hin zu einer Operation. Die Behandlung startet in der Regel mit speziellen Übungen, um die Blasenmuskulatur zu trainieren.

Reizblase bei Frauen trainieren – dranbleiben lohnt sich!

Eine Reihe von Maßnahmen kann jede Frau selbst ergreifen, um eine überaktive Blase besser in den Griff zu bekommen. Ein Erfolg tritt allerdings erst ein, wenn Frauen die Reizblase-Übungen konsequent und regelmäßig über einen längeren Zeitraum durchführen. Es ist also wichtig, dranzubleiben, wenn sich nicht sofort positive Ergebnisse einstellen.

1. Blasentraining bessert eine Reizblase bei Frauen

Die Blase ist ein Organ, das sich trainieren lässt, um Reizblasen-Symptome zu lindern. Ziel dieses Blasentraining ist es, die Entleerung der Blase so weit hinauszuzögern, dass sie sich wieder an einen normalen Entleerungsrhythmus gewöhnt.

Um dies zu erreichen, gehen Frauen mit einer Reizblase, wenn sie Harndrang verspüren, nicht sofort auf die Toilette, sondern warten beim ersten Mal zum Beispiel eine Viertelstunde, bevor sie die Blase entleeren. Dann werden diese Wartezeiten Stück für Stück ausgeweitet. Alternativ hilft es einigen Frauen auch, wenn sie feste Toilettenzeiten einplanen, zum Beispiel alle drei Stunden.

Reizblase bei Frauen: SOS-Tipp

Druck auf den Damm und die Klitoris kann die Blase beruhigen. Das erreichen Sie zum Beispiel, wenn Sie Ihre Hand gegen den Schambereich drücken, die Beine übereinanderschlagen oder beim Sitzen ein Hohlkreuz machen, damit die Hosennaht in die Klitoris drückt.

2. Mit Beckenbodenübungen können Frauen bei einer Reizblase die Muskeln trainieren

Eine starke Beckenbodenmuskulatur unterstützt den Schließmuskel der Harnwege und hilft, die Kontinenz zu stärken. Spezielle Übungen, bei denen der Beckenboden zum Beispiel durch einen Wechsel zwischen An- und Entspannen trainiert wird, kräftigen diese Muskeln. Dies hilft zu verhindern, dass sich die Blase unwillkürlich entleert.

3. Biofeedback hilft Frauen mit einer Reizblase

Mithilfe der Biofeedback-Methode lernen Frauen mit Reizblase, ihren Körper besser wahrzunehmen und dahingehend zu beeinflussen, dass sie starken Harndrang besser verarbeiten können. Um dies zu trainieren, werden elektrische Sensoren am Körper angebracht, die Informationen des Körpers messen und Impulse an ihn weitergeben.

Dabei wird die Spannung der Muskulatur auf einem Bildschirm sichtbar gemacht, sodass die Frauen erkennen, wann der Schließmuskel angespannt wird – und somit lernen, ihn wieder zu kontrollieren.

4. Gestresste Reizblase bei Frauen: Entspannungsübungen beruhigen die Blase

Anhaltender Stress, ständige Sorgen und psychische Belastungen stehen im Verdacht, sich negativ auf die Blase auszuwirken. Wichtig ist es daher, für ausreichend Entspannungsphasen im Alltag zu sorgen. Zur Stressreduktion zeigen autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder auch Meditation eine sehr gute Wirkung.

Auch diese Übungen gegen Stress helfen:

5. Tabletten gegen Harndrang bei Frauen

Helfen die Trainingsmethoden nicht, können auch Medikamente gegen Harndrang bei Frauen zum Einsatz kommen. Tabletten aus der Gruppe der sogenannten Anticholinergika drosseln die Wirkung eines bestimmten Nervenbotenstoffs (Acetylcholin). Der Wirkstoff entspannt den Harndrang und verhindert, dass sich der Blasenmuskel zu stark zusammenzieht.

Auch diese Arzneimittel können bei einer Reizblase zum Einsatz kommen:

  • Zum gleichen Zweck wie Anticholinergika wird manchen Betroffenen auch das Nervengift Botulinumtoxin (Botox) gespritzt, welches ebenfalls die Muskulatur entspannt. Etwa sechs Monate lang kann der Effekt anhalten.

  • Ist die Ursache der Reizblase auf einen Östrogenmangel zurückzuführen, kann eine lokale Östrogentherapie in Erwägung gezogen werden, beispielsweise in Form von Salben oder Zäpfchen.

  • Kleinere Studien deuten darauf hin, dass pflanzliche Arzneimittel wirksam bei Reizblase sein könnten, wie zum Beispiel Kürbissamen (Cucurbita pepo) oder Kalanchoe (ein Dickblattgewächs).

6. Elektrische Impulse bei der Reizblasen-Therapie für Frauen

Über verschiedene Wege kann Strom eingesetzt werden, um die Beckenbodenmuskulatur zu stimulieren. Das ist beispielsweise möglich über leichten Reizstrom, der über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten eingesetzt wird. Führt das nicht zum Erfolg, testen Ärzt:innen eventuell die sogenannte sakrale Neuromodulation, bei der ein kleiner Generator regelmäßig gezielte Impulse setzt. Klappt das über ein externes Gerät, wird eine Art Blasenschrittmacher implantiert.

7. Operationen bei einer Reizblase der Frau

In schweren Fällen, wenn sich die Beschwerden nicht bessern, kommt ein chirurgischer Eingriff infrage. Hierbei wird im Rahmen einer Operation ein Teil der Blase ersetzt und dadurch ihr Fassungsvermögen vergrößert. Sehr selten wird es notwendig, dass eine Reizblase bei einer Frau operativ entfernt wird, um sie durch eine Blase aus natürlichem Material des Darms zu ersetzen.

Quellen:

Reizblase: Ursache, Symptome und Behandlung einer aktiven Blase, in: alta-klinik.de

Reizblase: Symptome, Ursachen & Therapie, in: Kontinenzzentrum.ch

Sakrale Neuromodulation, in: uniklinikum-leipzig.de