Reiseübelkeit bei Kindern: Warum wird meinem Kind im Auto immer schlecht?
Für Kinder können bereits kurze Autofahrten übelkeitserregend sein. Doch wieso wird einem Kind im Auto eigentlich so schnell schlecht, was hilft dagegen und wie kann man vorbeugen? Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan hat die Antworten.

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Kinder leiden häufig unter Reiseübelkeit und müssen sich bereits übergeben, wenn nur eine kurze Fahrt zum nächsten Supermarkt ansteht. Das Problem: Der Gleichgewichtssinn eines Kindes kommt beim Autofahren schnell durcheinander. Denn die Informationen, die das Auge beim Fahren erhält, passen meist nicht zu dem Gefühl der Fortbewegung des Körpers. Das liegt daran, dass sich Kinder im Auto häufig auf einen Punkt konzentrieren, der sich nicht bewegt: Beispielsweise auf ein Bilderbuch in ihrer Hand. Die Informationen des Gleichgewichtsorgans und der Augen stimmen deshalb nicht überein – und bringen das Gehirn so durcheinander, dass es mit Übelkeit reagiert.
Wenn dem Kind im Auto übel wird
Neben den widersprüchlichen Informationen sorgt aber noch ein weiterer Faktor dafür, dass einem Kind im Auto übel wird: Das Gehirn ist noch nicht vollständig entwickelt und kann die Eindrücke deshalb nicht so gut verarbeiten. Jugendliche und Erwachsene haben dieses Problem nicht und sind von einer Reiseübelkeit beim Autofahren deshalb deutlich seltener betroffen. Allerdings kann auch bei ihnen der Gleichgewichtssinn beim Autofahren durcheinanderkommen – meistens dann, wenn sie beispielsweise ein Buch lesen.
Leidet das Kind im Auto unter Übelkeit, wird es das für gewöhnlich von alleine äußern. Ist neben dem Fahrer noch eine erwachsene Person im Auto, kann diese aber auch auf typische äußere Anzeichen wie Schweißausbrüche oder Blässe achten. So kann besonders bei kleinen Kindern plötzliches Erbrechen verhindert werden. Generell gilt: Wenn dem Kind im Auto schlecht wird, sollten Sie so schnell wie möglich anhalten und den Nachwuchs aussteigen lassen. Ein paar Schritte an der frischen Luft können die Übelkeit bereits vertreiben. Ein kühler Waschlappen im Nacken beruhigt zusätzlich.

Wie kann man Reiseübelkeit bei Kindern vorbeugen?
Damit es gar nicht erst zu Übelkeit oder Erbrechen kommt, sollten Sie Ihr Kind dazu anhalten, beim Fahren aus dem Fenster geradeaus in die Ferne zu schauen, damit das Gehirn keine widersprüchlichen Informationen erhält. Falls das allein dem Nachwuchs zu langweilig ist, lohnen sich besonders bei langen Fahrten entsprechende Spiele. Veranstalten Sie beispielsweise einen Wettbewerb, wer auf der Autobahn die meisten roten Autos zählt. Spielsachen dürfen natürlich mit auf die Reise, aber das aktive Spielen sollten übelkeitsempfindliche Kinder lieber lassen. Gerade für diese Kleinen ist es wichtig, dass sich die Eltern mit ihnen beschäftigen. Sorgen Sie außerdem für eine gute Luftzirkulation im Auto und fahren Sie so gleichmäßig wie möglich. Denn besonders rasante Kurven und plötzliche Bremsmanöver bringen den Gleichgewichtssinn schnell durcheinander. In der Apotheke bekommen Sie außerdem sogenannte Akupressurarmbänder für Kinder, die Übelkeit ebenfalls verhindern können. Extra-Tipp: Manche Kindersitze sind so niedrig, dass das Kind nicht aus dem Fenster schauen kann. Gegen Übelkeit hilft daher oft bereits ein erhöhter Kindersitz. Natürlich geht das nur bei einem Modell, das höhenverstellbar ist – achten Sie außerdem unbedingt darauf, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten.
Essen und Getränke auf der Fahrt
Ein leichter Imbiss ist besonders vor langen Fahrten eine gute Vorbereitung. Gut verdaulich ist beispielsweise Obst. Um eine Dehydrierung während der Fahrt zu vermeiden, eignet sich übrigens Milch als Getränk besser als Wasser – das haben Forscher in einer Studie in Schottland herausgefunden. Alle Ergebnisse der Untersuchung erfahren Sie im Artikel „Welches Getränk eignet sich am besten für lange Autofahrten?“ Allerdings sollte keine Milch getrunken werden, wenn bereits Übelkeit vorhanden ist – denn diese ist etwas schwerer verdaulich und belastet sonst zusätzlich. Greifen Sie in diesem Fall beispielsweise auf Apfelschorle zurück.