Reich der Mitte – 6 Fragen an die Gebärmutter
Die Gebärmutter arbeitet meist unauffällig im Verborgenen. Aber wenn sie stresst, wird es unangenehm. Welche Probleme in unserer Mitte auftreten können – und was dagegen hilft.
Sie führt scheinbar ein Schattendasein in unserem Körper. Wenn es normal läuft, macht sie nur einmal pro Monat auf sich aufmerksam – mit der Periode. Dabei ist die Gebärmutter in unserem Unterleib eigentlich ständig in Aktion. Und sie hat es sich nicht zur einzigen Aufgabe gemacht, auf ein Super-Spermium zu warten und eine befruchtete Eizelle einzunisten. Der sogenannte Uterus ist viel mehr als nur ein Fortpflanzungssystem und ein Airbag fürs Baby: Er ist der Schlüssel für unsere Lust, eine zentrale Stütze für den Beckenboden und eine mächtige Hormonfabrik. Lästig wird es nur, wenn das kleine Organ in unserer Mitte aus der Balance gerät – und mit Lageveränderung, Blutungsstörungen und Schmerzen reagiert. Wie wir die SOS-Signale aus dem Untergrund richtig deuten – und auf welche Krankheiten sie hinweisen können.
1 Warum kommen meine Tage so unregelmäßig?
Mal bleibt sie aus, mal kommt sie als Überraschungsgast, mitunter gewaltig, dann wieder nur tröpfchenweise – bei unserer „Regel“ ist der Name nicht unbedingt Programm. Ein unregelmäßiger Zyklus ist gar nicht so selten – die wenigsten Frauen bekommen ihre Menstruation wie ein Uhrwerk im 28-Tage-Takt. Auffallend ist aber, dass hinter einer ungewohnten, längeren Blutungspause oft seelische Belastungen oder einschneidende Veränderungen stecken. So können Stress, Klimawechsel und Probleme im Job oder Privatleben das hormonelle Gleichgewicht aus dem Lot bringen. Auch Leistungssport, Crash-Diäten, Übergewicht, Medikamente oder das Absetzen der Pille sorgen unter Umständen zeitweise für ein Riesenchaos im Körper. Faustregel: Warten Sie längere Zeit vergeblich auf die Periode, hält die Blutung länger als zehn Tage an oder fällt sie zu heftig aus, ist ein Gang zum Frauenarzt sinnvoll. Denn dahinter können sich ernsthafte Leiden wie Hormonstörungen, Erkrankungen der Eierstöcke oder Tumore verbergen.

2 Warum habe ich so starke Regelschmerzen?
Krämpfe, Zwicken, Spannen – Schmerzen während der Periode kennt fast jede Frau. Doch manche fühlen sich dabei so elend, dass sie im Bett liegen und starke Schmerzmittel nehmen müssen. Hinzu kommen oft Blasen- und Verdauungsprobleme. Normal? Ist das nicht! Im Schnitt leiden Frauen sieben Jahre, bis sich der Verdacht auf eine Endometriose erhärtet. Dabei wächst Gewebe der Gebärmutterschleimhaut an Stellen, wo es eigentlich nicht hingehört: z. B. auf den Eierstöcken und Eileitern, in der Darmwand oder am Bauchfell. Die Wucherungen sind zwar gutartig, sie verursachen aber oft chronische Schmerzen – und führen in über 50 Prozent der Fälle zu Unfruchtbarkeit. Leichte Beschwerden bekommen Patientinnen oft mit der Pille (hoher Gestagen-Anteil) in den Griff. Sind die Endometriose-Herde schon sehr groß oder tief in den Organen verwachsen, hilft nur noch eine OP (Bauchspiegelung).
3 Warum tut es beim Sex weh?
Wenn wir im Bett Schmerzens- statt Lustschreie von uns geben, kann ein Myom schuld daran sein. Dabei handelt es sich um Muskelwucherungen in der Gebärmutter. Manche bleiben so klein wie eine Haselnuss, andere werden so groß wie eine Honigmelone – zum Glück sind sie fast alle immer harmlos. Unschön wird es nur, wenn Myome auf die Blase oder den Darm drücken – oder uns den Sex vermiesen. Bei diesen Beschwerden kommen wir oft um einen Eingriff nicht herum. Lange galt die Entfernung der Gebärmutter als Standardmethode zur Therapie von Myomen. Inzwischen gibt es aber ein Verfahren, das die Geschwulst gezielt zerstört – und dabei die Gebärmutter erhält. Gebündelte Ultraschallwellen vernichten schmerzfrei die gutartigen, aber störenden Tumore. Die Kassen können die Kosten von 5.000 Euro auf Einzelantrag übernehmen.
4 Seit der Geburt meines Kindes spüre ich beim Sex kaum etwas – wie kann ich das ändern?
Schon die Schwangerschaft ist ein echter Härtetest für die Gebärmutter: Unser Uterus vergrößert sich bis kurz vor der Geburt auf die Größe von zwei Fußbällen. Bei der Entbindung müssen sich die Beckenbodenmuskeln so sehr dehnen, bis sie fast papierdünn sind, um das Baby durchzulassen. Dadurch verliert die Gebärmutter in der Mitte an Festigkeit – das wirkt sich leider auch aufs Sexleben aus. Der geschwächte Beckenboden weitet die Vagina, das Lustempfinden leidet. Auch die Lage der Gebärmutter kann sich dadurch verändern, sie senkt sich ab und drückt womöglich auf die Blase. Das geht mit eher peinlichen Momenten einher: Beim Husten, Niesen oder Lachen verlieren die Betroffenen unfreiwillig Urin. Gegenmittel: Beckenboden-Workout. Durch Training werden diese Muskeln gezielt gekräftigt und besser durchblutet – und wir kommen leichter zum Höhepunkt!

5 Was bedeutet ein auffälliger Krebsabstrich bei der Vorsorge?
„Ich habe Ihren Pap-Befund erhalten. Kommen Sie doch bitte noch mal vorbei“ – so ein Anruf vom Gynäkologen führt schnell mal zu Schweißausbrüchen. Dabei gibt es erst einmal keinen Grund zur Sorge. Ein verdächtiger Pap-Test, der zur Früherkennung von Gebärmutterhalstumoren dient, heißt noch lange nicht Krebs. Was aber steckt genau dahinter? Der Frauenarzt macht einen Abstrich der Schleimhaut von Muttermund und Gebärmutterhals, der im Labor auf Veränderungen untersucht wird. Die Ergebnisse werden in fünf Stadien eingeteilt: Pap I heißt: alles paletti! Pap II: Es liegen einzelne, leicht entzündete Zellen vor – aber kein Verdacht auf Krebs! Pap III: noch mal zum Frauenarzt. Der Befund ist unklar – es bestehen Zellveränderungen. Kontrollen in Abständen von jeweils drei oder sechs Monaten sind erforderlich. Auch bei Pap IIId handelt es sich noch nicht um Krebs – die Zellveränderungen können sich immer noch von allein zurückbilden. Bei IVa besteht der Verdacht auf eine Tumor-Vorstufe. Häufig muss eine OP (Konisation) durchgeführt werden – dabei entfernt der Chirurg das veränderte Gewebe kegelförmig aus dem Muttermund und Gebärmutterhals. Erst bei Pap V ist Krebs sehr wahrscheinlich – aber dieser Befund ist ganz selten.
6 Ausfluss – nur nervig oder auch gefährlich?
Wer spricht schon gern über seinen Ausfluss (jede Frau hat ihn übrigens und das ist völlig normal!). Wenn unser Scheidensekret jedoch plötzlich bröckelt und eine weißliche Farbe annimmt, sollten wir das aber schleunigst tun. Und zwar gleich mit unserem Frauenarzt. Denn oft verbirgt sich dahinter eine Scheidenpilzinfektion, die sich gut mit Salben (z. B. mit dem Wirkstoff Clotrimazol) behandeln lässt. Fällt der Ausfluss durch üblen Geruch auf und bekommt dazu noch ein gelblich-grünes Aussehen, können tückische Feinde dahinterstecken: Chlamydien. Diese Bakterien fangen wir uns in der Regel beim Sex ein. Sie siedeln sich bevorzugt am Gebärmutterhals oder an der Harnröhre an. Breitet sich die Infektion über die Gebärmutter zu den Eileitern aus, können diese verkleben – und das kann zu Unfruchtbarkeit führen. Vor allem Teens und Twens sind gefährdet für eine Ansteckung: Bei ihnen sind die Schleimhäute des Muttermundes noch durchlässiger – die Bakterien setzen sich leichter im Körper fest. Doch selbst wenn wir uns Chlamydien zugezogen haben, ist das noch kein Grund zur Panik. Denn sie lassen sich – vor allem in der Anfangsphase – gut mit Antibiotika behandeln. Wichtig: Wer sich infiziert hat, sollte auch seinen Liebsten zum Arzt schicken. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass beide sich die Erreger geholt haben, ist ziemlich groß. Dann muss der Partner gleich mitbehandelt werden – sonst droht der Pingpongeffekt. Dabei steckt sich das Paar immer wieder gegenseitig mit den Bakterien an!
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- Myome (Gebärmuttergeschwulst)
- Was ist Endometriose und was hilft dagegen?
- Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom)
- Die 20 wichtigsten Frauenfragen – Teil 1
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- Was ist Ausfluss und wann muss er behandelt werden?