Rauschen im Ohr: Kann der Blutdruck schuld sein?

Hört man ein Rauschen im Ohr, steckt möglicherweise der Blutdruck dahinter. Diese Form von Tinnitus ist eher selten, bedarf aber einer Abklärung. Denn ein erhöhter Blutdruck erhöht auch das Risiko für verschiedene Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

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Bei einem permanenten Rauschen im Ohr sollten Betroffene ihren Blutdruck überprüfen lassen. Eventuell ist er erhöht und löst so den Tinnitus aus. Bluthochdruck sollten Betroffene unbedingt behandeln lassen, weil er unter anderem ein Risikofaktor für Herzinfarkt und Schlaganfall ist. Umgekehrt kann auch ein sehr niedriger Blutdruck Ohrgeräusche verursachen. Sie zeigen sich aber nur kurzfristig in bestimmten Situationen.

Frau mit Tinnitus hält sich die Ohren zu
Wer Rauschen in den Ohren wahrnimmt, sollte seinen Blutdruck überprüfen lassen Foto: iStock/fizkes

Tinnitus: Erhöhter Blutdruck als Auslöser

Unangenehme Ohrgeräusche können viele verschiedene Auslöser haben. Sehr oft schädigt starker Lärm die Sinneszellen im Innenohr. Auch Probleme mit dem Kiefermuskel, ein verstopfter Gehörgang oder Krankheiten wie etwa eine chronische Mittelohrentzündung können dahinterstecken. Eher selten ist Ohrenrauschen ein Anzeichen für Bluthochdruck. 

Typisch für einen Bluthochdruck-Tinnitus ist, dass Betroffene ein Geräusch im Ohr oder Kopf wahrnehmen, das an den Herzschlag angepasst ist. Häufig beschreiben Betroffene es auch als rhythmisches Pochen oder Klopfen. Fachleute sprechen hier vom sogenannten pulssynchronen oder pulsierenden Tinnitus. Er gehört zu einer besonderen und sehr seltenen Form des Tinnitus, den Ärzt:innen von außen ebenfalls hören können, meist mit einem Stethoskop (objektiver Tinnitus). Im Gegensatz dazu steht der sogenannte subjektive Tinnitus, den nur die Betroffenen selbst wahrnehmen.

Ohrenrauschen durch zu hohen Blutdruck: Was steckt dahinter?

Ein pulssynchroner Tinnitus ist eigentlich ein natürliches Geräusch. Es entsteht in der Nähe des Innenohrs: Verwirbelungen in den Gefäßen führen dort zu Strömungsgeräuschen des Blutes. Eine mögliche Ursache von Bluthochdruck ist wiederum eine verminderte Elastizität der arteriellen Gefäße. Strömungsgeräusche können dadurch verstärkt sein, sodass sie im Ohr wahrgenommen werden. 

Doch ein pulssynchroner Tinnitus kann nicht nur durch Bluthochdruck ausgelöst werden. Beispielsweise Fehlbildungen von Blutgefäßen oder Funktionsstörungen in den Hörorganen führen mitunter zu dem typischen Pulsieren im Ohr. Ob tatsächlich ein erhöhter Blutdruck hinter den Ohrgeräuschen steckt, können daher nur Ärzt:innen beurteilen.

Blutdruck und Tinnitus: Welche Rolle spielt Stress?

Ein erhöhter Blutdruck ist Teil der normalen Stressreaktion. Die Stresshormone Adrenalin und Kortisol, die der Körper in belastenden Situationen ausschüttet, vermitteln eine Verengung der Blutgefäße und eine Erhöhung des Blutdrucks. Die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes steigt an, das Herz pumpt schneller und die Betroffenen hören dadurch den Pulsschlag sehr viel deutlicher. In einer belastenden Situation, wie beispielsweise bei einer Prüfung, kann es daher zu einem vorübergehenden Rauschen im Ohr durch einen stressbedingten erhöhten Blutdruck kommen. 

Handelt es sich um Stress, der über mehrere Wochen oder Monate anhält und dementsprechend chronisch ist, kann sich daraus auch dauerhafter Bluthochdruck entwickeln. Er kann die Entwicklung eines anhaltenden pulssynchronen Tinnitus fördern beziehungsweise das Rauschen im Ohr verstärken.

Bluthochdruck und Tinnitus: Wer ist besonders gefährdet?

Ein pulsierender Tinnitus kann also ein Anzeichen für Bluthochdruck sein. Das ist dann besonders wahrscheinlich, wenn die betroffene Person ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck hat. Das trifft für folgende Faktoren zu:

  • chronischer Stress

  • Bewegungsmangel

  • Übergewicht

  • Übermäßiger Alkoholgenuss

  • salzreiche Ernährung (mehr als sechs Gramm pro Tag)

  • familiäre Veranlagung zu Bluthochdruck

     

Zudem gibt es Erkrankungen, die Bluthochdruck begünstigen können, etwa eine Schilddrüsenüberfunktion oder Nierenprobleme.

Ohrenrauschen durch zu hohen Blutdruck: Wann zum Arzt?

Nahezu jeder Mensch kennt Ohrgeräusche: Für einige Sekunden oder Minuten dröhnt, klopft, brummt oder summt es im Ohr. So plötzlich diese Töne kommen, so schnell verschwinden sie in der Regel auch wieder. Halten die Symptome aber über mehr als zwei Tage an oder tauchen über mehrere Wochen immer wieder auf, sprechen Fachleute von Tinnitus. 

In diesem Fall ist es wichtig, ärztlichen Rat einzuholen, um die Ursache zu klären und schwerwiegende Erkrankungen wie Bluthochdruck auszuschließen. Denn das Rauschen im Ohr selbst ist zwar nicht gefährlich, aber ein Bluthochdruck als mögliche Ursache wäre es sehr wohl. Denn Bluthochdruck erhöht das Risiko für weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie eine sogenannte Arteriosklerose, bei der sich Ablagerungen in den Gefäßen bilden, die wiederum die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erhöhen. Zudem kann Bluthochdruck auf Dauer den Herzmuskel schädigen und zu einer chronischen Herzmuskelschwäche führen.

Tinnitus und hoher Blutdruck: Was tun?

Tinnitus, der durch Bluthochdruck ausgelöst wird, ist normalerweise gut behandelbar. Ziel der Therapie ist es, die Blutdruckwerte auf ein normales Maß zu bringen. Sinkt der Blutdruck, nimmt die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes in den Gefäßen ab. Dadurch lassen in der Regel auch die Symptome des pulsierenden Tinnitus nach. 

Bei vielen Betroffenen hilft es schon, den Lebensstil konsequent zu ändern, vor allem durch:

  • den Abbau von Übergewicht

  • mehr Bewegung

  • ausgewogene Ernährung mit viel Obst und Gemüse, möglich nach mediterraner Art mit Olivenöl und Fisch, dafür weniger Fleisch und Butter

  • salzarme Ernährung (höchstens fünf Gramm am Tag)

  • Verzicht auf Nikotin

  • Alkohol nur in Maßen 

Außerdem ist es wichtig, eventuellen Stress zu reduzieren. Das kann nicht nur den Blutdruck normalisieren, sondern hilft auch dabei, gelassener mit dem Tinnitus umzugehen. Geeignet dafür sind unter anderem verschiedene Entspannungsmethoden wie etwa Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung oder Yoga. Auch moderater Ausdauersport wie Nordic Walking oder Rad fahren kann zur Entspannung beitragen.

Sind diese Maßnahmen nicht erfolgreich, können Medikamente den Blutdruck senken und dadurch das Rauschen im Ohr lindern.

Rauschen im Ohr: Kann ein niedriger Blutdruck der Grund sein?

Ursache für einen Tinnitus kann auch niedriger Blutdruck sein. Betroffene nehmen das Rauschen im Ohr vor allem wahr, wenn sie sich zu schnell bücken oder aus dem Sitzen oder Liegen rasch aufstehen. Denn dabei sammelt sich das Blut aufgrund der Schwerkraft in den Beinen, der Körper kann nicht schnell genug gegensteuern und die Gefäße verengen. Die Folge: Kurzzeitig gelangt zu wenig Blut zum Herzen zurück, der Blutdruck fällt ab und das Gehirn wird nicht ausreichend durchblutet. Das äußert sich durch Beschwerden wie Schwindel, Schwarzwerden vor den Augen, Herzklopfen und Ohrgeräusche. Diese verschwinden in der Regel nach einigen Sekunden wieder, sobald der Körper den Blutdruck stabilisiert hat.

Rauschen im Ohr und niedriger Blutdruck: Was tun?

Gut für den Blutdruck ist es zum Beispiel, täglich zwei bis drei Liter Wasser zu trinken, sich regelmäßig zu bewegen und die Anpassungsfähigkeit der Blutgefäße zu trainieren (zum Beispiel durch Wechselduschen). 

Wer vor allem morgens Probleme mit einem niedrigen Blutdruck hat, sollte nicht unmittelbar nach dem Aufwachen aus dem Bett springen, sondern erst einmal auf der Bettkante sitzen bleiben. So lässt sich das Rauschen im Ohr durch niedrigen Blutdruck oft verhindern.