Rauchen bei Erkältung: Ist das wirklich schlimm?

Rauchen bei Erkältung – eine Verhaltensweise, die wohl die meisten Raucher:innen kennen. Doch wie sehr schadet das Ziehen an einer Zigarette der Gesundheit bei einem grippalen Infekt? So gefährlich ist rauchen bei Halsschmerzen, Husten und Schnupfen!

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Eine Erkältung (grippaler Infekt) dauert in der Regel eine Woche. In dieser Zeit bekämpft der Körper die Viren und zeigt dies durch Entzündungsreaktionen im Hals oder in der Nase: Halskratzen, Husten und Schnupfen sind die Folge. Ärzt:innen raten in der akuten Krankheitsphase, auf Zigaretten zu verzichten – doch wer Raucher:in ist, kennt das Problem: Die Versuchung, es trotzdem zu tun, ist einfach zu groß. Deshalb die brennende Frage: Ist es wirklich schlimm, bei einer Erkältung zu rauchen?

Eine junge Frau raucht bei Erkältung und hustet
Wer erkältet ist und trotzdem raucht, riskiert einen schwereren Krankheitsverlauf Foto: iStock/DjelicS

Ist es schlimm bei Halsschmerzen und Husten zu rauchen?

Klare Antwort: Ja, denn der inhalierte Tabakrauch kann dazu führen, dass sich Symptome wie Halsschmerzen und Husten verschlechtern oder gar chronifizieren. Das bedeutet, dass das Risiko für eine chronische Bronchitis steigt, wenn man trotz Erkältung zur Zigarette greift.

Doch warum ist das so? Hier spielt der Einfluss des Rauchens auf das Immunsystem eine wesentliche Rolle. Denn die im Tabak enthaltenden Schadstoffe schwächen die körpereigene Abwehr, sodass sie nicht mehr in der Lage ist, effektiv gegen die Krankheitserreger vorzugehen. Aus diesem Grund sind Raucher:innen öfters erkältet haben länger mit den Symptomen zu kämpfen.

Außerdem wird Reizhusten durch das Rauchen verstärkt, weil der Qualm zusätzlich die Schleimhäute reizt und austrocknet – ein idealer Nährboden für Krankheitserreger.

Rauchen bei Erkältung: Wie schwächt Tabakrauch das Immunsystem?

Je länger und intensiver man raucht, desto mehr schadet die Nikotinabhängigkeit der Gesundheit. Die Schafstoffe greifen verschiedene Zellen der angeborenen sowie erworbenen Immunabwehr an, sodass eine effektive Bekämpfung der Krankheitserreger immer schwerer wird. Aus einer harmlosen Erkältung kann sich daher schnell eine ernsthaftere Erkrankung entwickeln.

Dringen Erkältungsviren in die geschädigten Atemwege ein, muss die körpereigene Abwehr auf Hochleistung arbeiten – die Immunantwort kann so stark ausfallen, dass es zu Gewebeschäden in den Atemwegen kommt, wie eine Studie der Yale-Universität (USA) von 2008 vermuten lässt. Eine andere Studie von 2018 kam zu dem Ergebnis, dass der Körper nur einen Eindringling zur Zeit bekämpfen kann. Greifen Nikotin und Viren das Immunsystem gleichermaßen an, ist es nicht in der Lage, sich vor beidem effektiv zu schützen.

So beeinflusst das Rauchen die Immunabwehr:

  • Die Schadstoffe im Rauch beeinträchtigen das angeborene bzw. unspezifische Abwehrsystem. Dazu zählen jene Körperbereiche, die Krankheitserreger daran hindern, tiefer in den Körper einzudringen. Die wohl bekanntesten Verteidigungsvertreter sind die Haut und Schleimhäute. Doch auch die sogenannten Flimmerhärchen in den Bronchien erfüllen diese Aufgabe. Die kleinen Härchen dienen dazu, unerwünschte Keime aus den Bronchien hinauszubefördern – durch Schlucken oder Aushusten. Rauchen zerstört nachweislich die Flimmerhärchen, wodurch der Selbstreinigungsmechanismus beeinträchtigt ist. Der Schleim wird zäher und kann nur schlecht abgehustet werden.

  • Haut und Schleimhäute sind von Bakterien besiedelt. Diese kommen natürlich vor und sind dafür da, die Ausbreitung krankmachender Keime zu unterbinden – bei einer Erkältung betrifft dies vor allem die Mikroflora im Nasen-Rachen-Raum. Bei Raucher:innen kommen sie ihrer Aufgabe jedoch weniger nach: Inhalierter Tabakrauch führt dazu, dass die körpereigenen Krankheitsbekämpfer zurückgedrängt werden, sodass Viren und Co. weiter wachsen können.

  • Dringen Krankheitserreger in den Körper ein, so kommunizieren die Immunzellen der spezifischen Abwehr miteinander – und zwar mithilfe von Botenstoffen. Tabakrauch unterbindet diesen Prozess. Die Folge: Das Immunsystem kann nicht mehr effektiv arbeiten und gesteuert werden.

  • Im Blut von Raucher:innen sind weniger Immunglobine im Vergleich zu Nichtraucher:innen enthalten, weil ihre Produktion in den Immunzellen durch Tabakrauch gehemmt wird. Die körpereigenen, aus Eiweiß bestehenden Antikörper werden gebildet, wenn sie einen Eindringling von außen bemerken. Sie binden sich an das Virus und zerstören es so. Ist diese Abwehr geschwächt, so können sich Viren und Bakterien leichter ausbreiten.

Ist in Zigaretten Hustenstiller enthalten?

Zigaretten und Hustenstiller – eigentlich ein Widerspruch in sich. Doch tatsächlich befinden sich beigesetzte Mittel im Tabak, die einen Hustenreiz während des Rauchens unterdrücken. Das „Schlimmste“, was der Tabakindustrie passieren könnte, ist nämlich, dass Raucher:innen vor lauter Husten gänzlich aufhören. Durch den enthaltenen Hustenstiller ist es möglich, die Giftstoffe bis zur Lunge aufzunehmen, ohne dabei einen Hustenanfall zu erleiden.

Doch Vorsicht: Dieser „Hustenstiller“ ist nicht gleichzusetzen mit der Apotheken-Arznei! Das bedeutet, dass Tabakrauch nicht den Husten bei einer Erkältung verringert – ganz im Gegenteil.

Rauchen bei Erkältung: Wann es gefährlich werden kann

Rauchen gilt als Ursache Nummer eins von COPD, der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit. Bei dieser Erkrankung sind die Atemwege permanent verengt und die Lunge ist nachhaltig geschädigt. Aus diesen Gründen sind COPD-Betroffene besonders anfällig für Infektionen, weil ihr Körper den Viren nicht mehr viel entgegenzusetzen hat.

Durch eine Erkältung kann sich die Grunderkrankung COPD plötzlich verschlechtern. Mediziner:innen sprechen dann von einer sogenannten Exazerbation, bei der die Lungenfunktion und somit die Lebenserwartung weiter abnimmt. Starke Atemnot und Husten mit Auswurf sind Symptome, die auf eine Exazerbation hindeuten.

Ärzt:innen raten COPD-Patient:innen dringend dazu, mit dem Rauchen aufzuhören – egal ob es nur fünf Zigaretten am Tag sind oder 20. Jede weitere Zigarette beeinträchtigt die Lungenfunktion – stellt man das Rauchen ganz ein, so steigt die Prognose und Lebenserwartung.

Nicht nur COPD, sondern auch Asthma bronchiale birgt ein höheres Risiko für eine Verschlechterung der Symptome, wenn Betroffene rauchen. Denn der Tabakrauch reizt die ohnehin schon entzündeten und verengten Atemwege. Erkranken rauchende Asthma-Patient:innen zusätzlich an einer Erkältung, kann dies zu Asthmaanfällen führen, die eine Krankenhauseinweisung mit sich ziehen können.

Wie lange sollte man bei einer Erkältung nicht rauchen?

Sie tun Ihren Atemwegen und Immunsystem einen großen Dienst, wenn Sie während der akuten Krankheitsphase auf das Rauchen verzichten. Denn jede weitere Zigarette stellt eine Doppelbelastung für den Körper dar.

Die schlechte Nachricht ist leider, dass mit dem sofortigen Rauchstop während einer Erkältung die körpereigene Abwehr nicht sofort so leistungsfähig ist wie bei Nichtraucher:innen. Dennoch: Wenn Sie mit dem Rauchen gänzlich aufhören, profitiert Ihr Immunsystem davon. Langfristig können Infekte vom Körper wieder besser verkraftet werden.

Tipp: Wer das Rauchen bei Erkältung sofort einstellt, kann die Entzugssymptome mit Nikotinersatzprodukten verringern, zum Beispiel mit Nikotinpflastern.

Quellen
  • Kang, M. J., Lee, C. G., Lee, J. Y., Cruz, C. S. D., Chen, Z. J., Enelow, R., & Elias, J. A. (2008). Cigarette smoke selectively enhances viral PAMP–and virus-induced pulmonary innate immune and remodeling responses in mice. The Journal of clinical investigation, 118(8), 2771-2784.
  • Mihaylova, V. T., Kong, Y., Fedorova, O., Sharma, L., Cruz, C. S. D., Pyle, A. M., ... & Foxman, E. F. (2018). Regional differences in airway epithelial cells reveal tradeoff between defense against oxidative stress and defense against rhinovirus. Cell reports, 24(11), 3000-3007.
  • Durch Rauchen und Passivrauchen verursachte Atemwegs- und Lungenerkrankungen, in: dkfz.de (Deutsches Krebsforschungszentrum, Heidelberg)