Rätselhafte Pickel beim Baby

Mein kleiner Patient war gerade sieben Wochen alt, das Neugeborenenexanthem (Exanthema neonatorum), das viele Neugeborenen in den ersten ein bis zwei Lebenswochen haben, war schon seit längerem verschwunden. Und nun stellte die Mutter das Kind mit Pickelchen vor allem im Gesicht und auch ein wenig am Rumpf vor. Was konnte das sein?

Dr. Nadine Hess
Expertin Dr. med. Nadine McGowan: „Keinesfalls bedeutet die vorübergehende Verschlechterung der Haut, dass man Impfungen nicht durchführen sollte.“ Foto: privat

Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Die betroffenen Hautbereiche waren leicht gerötet, beim Darüberfahren mit dem Finger fühlte es sich leicht sandpapierartig an. Mitesser (Komedonen) wie bei einer Neugeborenenakne fanden sich nicht. Das Kind hatte keine sichtbaren Kratzspuren, der Mutter war auch sonst nichts Besonderes aufgefallen.

Bis auf diese Hautveränderungen entwickelte sich das kleine Männlein prächtig. Er wurde voll gestillt, nahm gut an Gewicht zu und schlief schon sieben Stunden am Stück durch.

„Haben Sie oder Ihr Mann Allergien, Asthma oder Neurodermitis?“, fragte ich die Mutter. Sie verneinte. „Wieso? Denken Sie, das ist eine Neurodermitis?“ – „Nein, das kann man jetzt noch nicht sagen. Aber es ist ein Ekzema infantum, also ein Säuglingsekzem. Das heißt noch lange nicht, dass sich daraus eine Neurodermitis entwickelt, mit all den Szenarien von völlig zerkratzen Kindern, die schwer betroffen sind, vor Augen. Es kann gut sein, dass wir das mit ein bisschen zusätzlicher Pflege in den Griff bekommen“.

Mann hält Baby im Arm
Nach einem Bad mit spreitendem Öl gegen das Säuglingsekzem sollten Sie Ihr Baby nur vorsichtig trockentupfen, um den pflegenden Film auf der Haut zu schützen Foto: shutterstoc

Creme und Badezusatz gegen Pickel beim Baby

Und so war es dann auch. Ich verordnete eine angemischte Creme mit Nachtkerzensamenöl und Glycerin (das Glycerin hält die Feuchtigkeit in der Haut) sowie einen Badezusatz, der seifenfrei, dafür aber mit einem spreitenden Öl ausgestattet ist. Spreitend bedeutet, dass sich das Öl nicht in wenigen Klecksen auf der Wasseroberfläche befindet, sondern sich ganz viele, feine, kleine Ölpunkte bilden, die sich beim Herausnehmen aus dem Badewasser wie ein Film über die gesamte Haut legen. Vorsichtig, das Kind kann dann ganz schön glitschig werden! Anschließend sollte die Haut nicht trockengerubbelt, sondern nur abgetupft werden. Sonst landet der ganze schöne Ölfilm statt auf der Haut im Handtuch.

Säuglingsekzem – mögliche Ursachen

Mit diesen Maßnahmen war der pickelige Ausschlag, der ein Säuglingsekzem war, schnell Geschichte. Allerdings brauchte mein kleiner Patient, wie in den meisten Fällen von Säuglingsekzemen, dauerhaft ein bisschen mehr Hautpflege als andere Kinder. Also ein bis zweimal täglich eincremen und beim Baden oder Duschen auf rückfettende, seifenfreie Zusätze achten.

Zusätzlich klärte ich die Mutter auf, dass es in Infektphasen, nach Impfungen oder auch beispielsweise während des Zahnens zu einer plötzlichen Verschlechterung des Hautbefundes kommen kann. Dies ist nicht schlimm und dem sollten Sie mit einer erhöhten Pflegefrequenz (also noch häufiger eincremen) begegnen. Keinesfalls bedeutet die vorübergehende Verschlechterung der Haut, dass man Impfungen nicht durchführen sollte.