PTBS-Test: Leide ich an einer posttraumatischen Belastungsstörung?
Ein traumatisches Erlebnis kann eine posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, zur Folge haben. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine psychische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen massiv einschränkt. Wer etwas Schreckliches erlebt hat und Veränderungen an sich bemerkt, fragt sich daher, ob eine PTBS vorliegen könnte. Der PTBS-Test kann bei einer ersten Einschätzung helfen.

- Posttraumatische Belastungsstörung: Test ersetzt nicht den Arztbesuch
- PTBS-Test: Machen Sie den Selbsttest
- Posttraumatische Belastungsstörung: Symptome im Test – ein Überblick
- PTBS ist abzugrenzen von anderen psychischen Erkrankungen
- Komplexe PTBS: Gilt der Test auch dafür?
- Posttraumatische Belastungsstörung: Test fällt positiv aus – was tun?
Sei es ein schwerer Autounfall, eine Naturkatastrophe oder ein Gewaltverbrechen – ein schreckliches und bedrohliches Ereignis kann jedem widerfahren. Für viele Betroffene ist das Leben danach nicht mehr so, wie es vorher war. Quälende Gedankenspiralen, schlaflose Nächte, Albträume bis hin zu sozialer Abschottung können nach dem Trauma auftreten. Dabei kann es sich um eine posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS, handeln. Doch woran erkenne ich, dass ich an einer PTBS leide? Der PTBS-Test ist ein Selbsttest und hilft Betroffenen und Angehörigen bei der ersten Einschätzung.
Posttraumatische Belastungsstörung: Test ersetzt nicht den Arztbesuch
Das Wichtigste vorweg: Wenn Sie die Vermutung haben, an einer PTBS zu leiden, suchen Sie dringend psychiatrische oder psychologische Hilfe. Auch der Hausarzt kann als erster Ansprechpartner dienen, um gegebenenfalls geeignete Anlaufstellen zu nennen. Es ist wichtig, eine PTBS frühzeitig zu erkennen, damit sie erfolgreich behandelt werden kann.
PTBS-Test: Machen Sie den Selbsttest
Es gibt verschiedene Selbstbeurteilungsinstrumente in der Diagnostik, mit deren Hilfe Ärzt:innen eine posttraumatische Belastungsstörung feststellen können. Der Fragebogen „LEC“ befasst sich zum Beispiel mit der Art des Lebensereignisses, die Checkliste „PCL-5“ fragt unter anderem. ab, welche Symptome in welcher Intensität vorliegen.
Der nachfolgende Selbsttest orientiert sich an PCL-5 in vereinfachter Form, ist aber keineswegs als medizinische Diagnose zu werten!
Posttraumatische Belastungsstörung: Symptome im Test – ein Überblick
Es gibt eine Reihe von Symptomen, die im Test abgefragt werden. Dazu zählen unter anderem:
ungewollte und belastende Erinnerungen (Flashbacks, Tagträumen)
Erinnerungslücken
Albträume
Gefühle der Bedrohung, Schuld, Scham, Ohnmacht und Ekel
Depersonalisation (Gefühl, „neben sich zu stehen“, Gefühl, fremdartig und verloren zu sein)
Derealisation (veränderte, fremdartige Wahrnehmung der Umwelt)
körperliche Beschwerden wie Schmerzen
Panikattacken mit Herzrasen, Brustenge, Zittern und Atemnot (beispielsweise, wenn Situationen, Personen oder Gerüche an das Erlebte erinnern)
erhöhte Erregbarkeit, Schreckhaftigkeit, erhöhte Alarmbereitschaft
Reizbarkeit
Vermeidungsverhalten
sozialer Rückzug, Isolation
Interessensverlust an Aktivitäten, die früher Freude bereitet haben
negative Glaubenssätze und Gedanken
verringertes Selbstwertgefühl
gedrückte Stimmung
Gefühl der inneren Leere
selbstzerstörerisches Verhalten, zum Beispiel in Form von Selbstverletzung, übermäßigem Alkoholkonsum oder exzessivem Geschlechtsverkehr
Nicht alle Symptome der PTBS treten zwangsläufig bei allen Betroffenen auf. Nach einem traumatischen Ereignis kommt es in der Regel zunächst zu einer akuten Belastungsstörung, die innerhalb von Minuten nach der Situation eintritt. Betroffene fühlen sich wie betäubt, zeigen Anzeichen einer Depression, sind ängstlich, wütend, verzweifelt oder ziehen sich zurück. Normalerweise klingen diese Beschwerden nach ein paar Tagen ab.
Die akute Belastungsstörung kann in eine posttraumatische Belastungsstörung übergehen. Merkmal der PTBS ist, dass die Symptome innerhalb der ersten sechs Monate nach dem Trauma erstmals auftreten. Als traumatisches Erlebnis gelten zum Beispiel Unfälle, sexueller Missbrauch, Kriegssituationen, Terroranschläge und Naturkatastrophen.
Nicht alle Menschen erleiden nach einem schrecklichen Erlebnis eine PTBS. Das größte Risiko für die Erkrankungen haben Betroffene von sexuellem Missbrauch (ca. 45 bis 90 Prozent, je nach Quelle). Bei Unfällen und Naturkatastrophen erleiden statistisch gesehen rund zehn Prozent eine PTBS. Insgesamt liegt der Anteil derer, die die Störung im Laufe des Lebens entwickelt, bei weltweit etwa acht Prozent.
Ein erhöhtes Risiko gilt für bestimmte Berufsgruppen, die ständig belastenden Situationen ausgesetzt sind. Dazu gehören Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr und Militär. Auch Lokführer:innen werden dazu gezählt.
PTBS ist abzugrenzen von anderen psychischen Erkrankungen
Es gibt verschiedene psychische Erkrankungen, die nach einem einschneidenden, belastenden Lebensereignis auftreten können. Die Symptome ähneln sich teilweise, sodass nur Fachleute eine Abgrenzung vornehmen können.
Hinter den Beschwerden könnte auch eine Anpassungsstörung stecken. Anpassungsstörungen treten ebenfalls als Reaktion auf belastende Lebensereignisse auf, zum Beispiel nach einem Trauerfall, einer schweren Krankheit, dem Jobverlust oder mit Eintritt in die Rente. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich an die neue Lebenssituation anzupassen und entwickeln innerhalb eines Monats nach dem Ereignis eine depressive Verstimmung. Ängste, Sorgen, Wut, Verzweiflung und Verbitterung sowie das Gefühl, dem Alltag nicht mehr bewältigen zu können, sind Merkmale der Anpassungsstörung. Daneben kann es auch zu körperlichen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt oder Muskelverspannungen kommen.
Darüber hinaus kann eine schwere Depression, die mit einer PTBS einhergehen kann, nach einem Trauma auftreten. Auch Angststörungen, Persönlichkeitsstörungen, Suchterkrankungen und affektive und dissoziative Störungen sind Krankheitsbilder, denen belastende Situationen zugrundeliegen können – hier gilt es in der Diagnostik abzuklären, ob eine PTBS und/oder ein anderes psychisches Leiden vorliegt.
Komplexe PTBS: Gilt der Test auch dafür?
Der Selbsttest gilt für die posttraumatische Belastungsstörung, die nach einem einmaligen traumatischen Ereignis auftritt. Wenn das Trauma über einen längeren Zeitraum geht oder wiederholt auftritt, sprechen Psycholog:innen von einer komplexen PTBS. Diese Erkrankung tritt zum Beispiel in Folge von Mobbing, Stalking, sexuellen Übergriffen und Vernachlässigung in der Kindheit auf.
Eine komplexe PTBS besteht, wenn die Beschwerden seit mehr als zwei Jahren anhalten. Die Diagnosekriterien laut der ICD-10 sehen vor, dass mindestens zwei der folgenden Beschwerden vorliegen müssen:
anhaltendes Gefühl der Leere, Hoffnungslosigkeit
anhaltende Nervosität, Gefühl der Bedrohung
anhaltendes Gefühl, sich von anderen Menschen zu entfremden
Misstrauen und Feindseligkeit
soziale Abschottung
Neben diesen Kriterien gibt es noch weitere Symptome, die bei einer komplexen PTBS auftreten können, zum Beispiel Schwierigkeiten in der Gefühlsregulation und damit einhergehend selbstverletzendes Verhalten, Somatisierungsstörungen und eine veränderte, negative Selbstwahrnehmung. Auch hier kann eine Diagnose nur durch einen Arzt bzw. eine Ärztin gestellt werden.
Posttraumatische Belastungsstörung: Test fällt positiv aus – was tun?
Sollte das Testergebnis Hinweise darauf geben, dass Sie womöglich unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, ist es ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen. Erste Anlaufstelle kann Ihre Hausarztpraxis sein, die Sie gegebenenfalls an eine:n Psychiater:in überweist.
Wenn Sie zum Beispiel bei der Bundeswehr oder der Polizei beschäftigt sind, gibt es spezielle Ansprechpartner:innen in diesen Institutionen, an die Sie sich wenden können. Darüber hinaus ist die Telefonseelsorge unter 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 rund um die Uhr erreichbar. Auch der Sozialpsychiatrische Notdienst in Ihrer Nähe kann weiterhelfen.
Wenn Sie auf der Suche nach geeigneten Trauma-Therapeut:innen sind, bietet die Website der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) eine Übersicht. Insbesondere die traumafokussierte kognitive Verhaltenstherapie gilt als wirksame Behandlungsmethode bei einer PTBS. Dasselbe gilt auch für EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), eine speziell für die Traumatherapie entwickelte Technik. Suchen Sie nach EMDR-Therapeut:innen, kann Ihnen zum Beispiel EMDRIA Deutschland e.V. weiterhelfen.
Auch wenn der PTBS-Test darauf hindeutet, dass Sie möglicherweise nicht darunter leiden, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden – denn eine PTBS kann auch unentdeckt bleiben und trotzdem einen hohen Leidensdruck erzeugen.
Quellen:
PCL-5 (8/14/2013) Weathers, Litz, Keane, Palmieri, Marx, & Schnurr — National Center for PTSD
PCL-5 – Fragebogen, in: Zentrum für Psychotraumatologie
PCL-5: Scoring and interpretation, in: comorbidityguidelines.org.au
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), in: gesund.bund.de (Bundesministerium für Gesundheit)
Was ist eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)?, in: Neurologen und Psychiater im Netz
Anpassungsstörungen / Posttraumatische Belastungsstörungen, in: St. Marien Hospital Eickel