Psychosomatische Bauchschmerzen: Was hilft?
Bauchschmerzen können quälend sein. Wird für sie kein körperlicher Grund gefunden, ist das für die Betroffenen besonders belastend. Dabei sind psychosomatische Bauchschmerzen gar nicht so selten. Was können Sie tun?
Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.
Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.
- Psychosomatischen Bauchschmerzen: Welche Symptome sind typisch?
- Bei psychosomatischen Bauchschmerzen sind Stresshormone der Auslöser
- Welche Situationen führen zu psychosomatischen Bauchschmerzen bei Erwachsenen?
- Psychosomatische Magenschmerzen: Was tun?
- Psychosomatische Bauchschmerzen: Medikamente gegen die Symptome
- Magenschmerzen psychosomatisch: Diese Hausmittel helfen
- Psychosomatische Bauchschmerzen bei Kindern
- Behandlung psychosomatischer Magenschmerzen bei Kindern
Stress im Job oder Streit in der Beziehung – schon zieht es im Bauch. Der Zusammenhang zwischen Seele und Beschwerden ist allerdings nicht immer so offensichtlich. Viele Betroffene leiden regelmäßig unter den Symptomen und wissen lange Zeit nicht, dass es sich um psychosomatische Bauchschmerzen handelt. Ist die Ursache erstmal klar, gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Behandlung. Dabei sollte zwischen Beschwerden bei Erwachsenen und bei Kindern unterschieden werden.

Psychosomatischen Bauchschmerzen: Welche Symptome sind typisch?
Meistens handelt es sich um Oberbauchschmerzen. Die psychosomatischen Symptome äußern sich also hauptsächlich im Bereich zwischen den Rippenbögen und dem Bauchnabel. Innerer Stress wegen bevorstehenden Terminen und Aufgaben führt oftmals dazu, dass morgens Bauchschmerzen auftreten. Mitunter sind die Beschwerden so stark, dass es zusätzlich zu psychosomatischen Bauchkrämpfen kommt. Oftmals werden sie von weiteren Problemen begleitet, etwa von Sodbrennen, Konzentrationsstörungen, Übelkeit, Herzrasen, Schwindelgefühlen, Ohrgeräuschen oder Durchfall. Möglicherweise bestehen zusätzlich psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen.
Es ist nicht leicht, psychosomatische Bauchschmerzen von Bauchschmerzen zu unterscheiden, die einen organischen Auslöser haben und unter anderem durch eine ungeeignete Ernährung oder eine körperliche Erkrankung entstehen können. Betroffene sollten daher unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen, wenn Magenschmerzen über einen längeren Zeitraum bestehen. Die Fachleute führen zunächst verschiedene Untersuchungen durch, um eine organische Ursache auszuschließen. Dazu können Magenspiegelung, die Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe und eine Untersuchung des Bluts im Labor gehören.
Bei psychosomatischen Bauchschmerzen sind Stresshormone der Auslöser
Gehirn und Verdauungsorgane haben einen heißen Draht zueinander. Dieser Draht spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Stress zu begegnen. Denn bei Stress reagiert der Körper wie in einer Gefahrensituation. Das heißt, dass Gehirn produziert Botenstoffe, um den Körper auf einen Angriff oder eine Flucht vorzubereiten. Diese Botenstoffe sorgen unter anderem dafür, dass der Herzschlag ansteigt und die Muskeln mehr Blut aufnehmen können.
Für diese Abwehrbereitschaft brauchen Herz, Lunge und Muskeln sehr viel Energie. Doch im Normalfall verbraucht der Verdauungsprozess einen großen Teil der zur Verfügung stehenden Ressourcen. Deswegen reagieren im Magen -Darm- Trakt Millionen Nervenzellen auf Belastungsreaktionen, indem sie ihre Tätigkeit herunterfahren – die Energie wird den übrigen Organen für den Verteidigungsfall oder die Flucht zur Verfügung gestellt. In der Folge kann bereits relativ wenig Stress Bauchschmerzen und Übelkeit verursachen, im Extremfall kommt es sogar zu Erbrechen oder Durchfall.
Welche Situationen führen zu psychosomatischen Bauchschmerzen bei Erwachsenen?
Die Art der Belastung, spielt dabei für den Körper keine Rolle. Stress im Job, der Tod einer nahestehenden Person, eine Trennung oder der Verlust des Arbeitsplatzes, aber auch Prüfungssituation sind sehr oft die Ursache für Magenschmerzen und Bauchkrämpfe. Dabei unterscheiden Fachleute zwischen einer Stressreaktion auf eine ungewohnte Situation und chronischen Belastungen. Das heißt: Beispielsweise bei einem plötzlichen Verlust oder einem Unfall treten psychosomatische Bauchschmerzen womöglich schnell und heftig auf. Denn die Stresshormone werden plötzlich in großer Zahl ausgeschüttet. Anders ist es bei dauerhaftem, seelischem Stress. Er kann die Tätigkeit des Magen-Darm-Bereichs langfristig einschränken und zu chronischen Beschwerden führen.
Psychosomatische Magenschmerzen sind zwar für den Körper ungefährlich, aber genauso real wie körperliche Bauchschmerzen. Sie verschlechtern die Lebensqualität erheblich.
Psychosomatische Magenschmerzen: Was tun?
Bei psychosomatischen Bauchschmerzen sollte die Therapie sich – wie bei herkömmlichen Magenbeschwerden – auf die Ursache konzentrieren. In diesem Fall also auf den Abbau von Stress und seelischen Belastungen. Welche Behandlung notwendig ist, hängt von den genauen Auslösern ab: Mitunter ist es sinnvoll, sich an Therapeut:innen zu wenden, um seelische Belastungen zu bewältigen.
Entspannungsübungen und Sport in der Behandlung von psychosomatischen Magenschmerzen
Ziel der Behandlung ist es, den Stress abzubauen, um die psychosomatischen Bauchschmerzen zu lindern. Gerade bei chronischem Stress, der beispielsweise durch eine Arbeitsüberlastung entsteht oder durch die Doppelbelastung von Familie und Beruf, können spezielle Entspannungstechniken helfen. Zum Beispiel Progressive Muskelentspannung, Meditation, autogenes Training oder Yoga können dazu beitragen, psychosomatische Bauchschmerzen dauerhaft zu lindern. Eine Alternative ist Sport. Er trägt dazu bei, dass die Hormone wieder ins Gleichgewicht kommen.
Ob Sport oder Entspannungsmethoden – wichtig ist eine gewissen Regelmäßigkeit. Detaillierte Vorgaben gibt es dafür nicht. Die Übungen sollten sich nur gut in den Alltag integrieren lassen. Sie können beispielsweise jeden Morgen zehn Minuten meditieren oder zweimal in der Woche für eine halbe Stunde joggen gehen, um psychosomatische Bauchschmerzen zu behandeln.
Psychosomatische Bauchschmerzen: Behandlung durch soziale Kontakte
Unsichere, ängstliche Person neigen eher zu psychosomatischen Bauchschmerzen als robustere Persönlichkeiten. Der Charakter lässt sich kaum verändern, aber Sie können Maßnahmen ergreifen, die einen Ausgleich schaffen. Ein stabiles soziales Netzwerk von Freunden und Familie bietet bei Problemen Halt und schafft Entlastung. Nachweislich schütten Menschen, die gute Freunde haben, in belastenden Situationen weniger Stresshormone aus.
Psychotherapie zur Behandlung von psychosomatischen Magenschmerzen
Reichen diese Maßnahmen nicht aus oder ist den Betroffenen nicht klar, wo die Wurzel ihrer Probleme liegt, können Fachleute helfen. In Gesprächen mit Therapeut:innen werden die Ursachen für den Stress erforscht und Strategien entwickelt, um die Probleme, die zu psychosomatischen Magenschmerzen führen, zu lösen. Ziel der Therapie gegen Bauchschmerzen mit psychosomatischen Ursachen ist es zudem, zu lernen grundsätzlich mit seelischen Belastungen und Stress besser umzugehen. Dadurch können die Beschwerden langfristig verschwinden. Verhaltensweisen, die sich über Monate oder Jahre hinweg eingeschlichen haben, lassen sich allerdings nicht auf die Schnelle ändern – nur mit Geduld und der angemessenen Zeit nehmen die Beschwerden ab.
Psychosomatische Bauchschmerzen: Medikamente gegen die Symptome
Medikamente können nur die Beschwerden der psychosomatischen Magenschmerzen und Bauchkrämpfe bekämpfen, nicht die eigentliche Ursache. Zudem bringen sie nur kurzfristig eine Erleichterung. Dennoch kann es sinnvoll sein, vorübergehend im begrenzten Maß Medikamente einzusetzen, da auch Schmerzen selbst ein starker Stressfaktor sind und zudem die Lebensqualität erheblich einschränken.
Die medikamentöse Therapie orientiert sich an der Art der Beschwerden. Sodbrennen, das häufig mit psychosomatischen Bauchschmerzen einhergeht, kann zum Beispiel mit sogenannten Säurehemmern (Antazida) gelindert werden. Sie neutralisieren überschüssige Magen- und Gallensäure. Bei psychosomatischen Bauchkrämpfen könnten unter anderem Medikamente mit dem Wirkstoff Butylscopolaminiumbromid helfen.
Magenschmerzen psychosomatisch: Diese Hausmittel helfen
Neben Entspannungsübungen und Sport gibt es weitere Maßnahmen, die bei akuten Beschwerden sinnvoll sein können:
Wärme: Eine Wärmflasche oder ein warmes Körnerkissen auf den Bauch sowie ein warmes Bad wirken entspannend und können psychosomatische Bauchkrämpfe und-schmerzen lindern.
Tee trinken: Speziell Pfefferminz, Kümmel und Fenchel sind dafür bekannt, den Bauch zu beruhigen.
Bauchmassage: Mit der flachen Hand den Bauch kreisförmig im Uhrzeigersinn sanft massieren. Das löst Verkrampfungen.
Grundsätzlich sollten Sie zudem darauf achten, genug zu schlafen. Denn Schlaf steigert die Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Auch eine gesunde Ernährung hilft dabei, den gestressten Organismus zu entlasten. Kleine, fettarme Mahlzeiten mit wenig Ballaststoffen belasten den Magen und Darm in Stresssituationen deutlich weniger.
Psychosomatische Bauchschmerzen bei Kindern
Auch Kinder können Bauchschmerzen bekommen, ohne dass es eine organische Ursache gibt. Die Auslöser sind aber meist andere als bei Erwachsenen. Wichtig ist, dass Eltern die Beschwerden ernst nehmen. Denn zum einen können Erkrankungen wie eine sogenannte soziale Phobie, Angststörungen oder Depressionen dahinterstecken. Außerdem führen permanente Schmerzen dazu, dass auf der anderen Seite das Risiko für psychische Erkrankungen steigt.
Hervorzuheben ist bei Kindern die soziale Phobie, die aus Unsicherheit erwachsen kann. Dabei handelt es sich um die ausgeprägte Angst davor, in sozialen Situationen im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen oder sich peinlich oder beschämend zu verhalten. Oft äußern sich solche Ängste bei Kindern über psychosomatische Magenschmerzen. Je länger sie jedoch bestehen und sich über Magenbeschwerden äußern, desto schwieriger ist es, sie in den Griff zu bekommen.
Konkrete Ursachen der psychosomatischen Bauchschmerzen bei Kindern
Was bei Kindern psychosomatische Bauchschmerzen auslöst, ist für Eltern oft schwer auszumachen. Meistens sind es mehrere Faktoren, die hier eine Rolle spielen. Besonders Stresssituationen, die über einen langen Zeitraum regelmäßig auftreten und denen die Kleinen kaum aus dem Weg gehen können, belasten sie so sehr, dass sich psychosomatische Beschwerden entwickeln können. Solche Stresssituationen können beispielsweise sein:
Kritische Lebenssituationen wie ein Umzug (Verlust der Freunde), die Scheidung der Eltern oder der Tod einer nahestehenden Person
Mobbing durch Schulkameraden oder Freunde
Leistungsdruck durch zu hohe Erwartungen an das Kind durch die Eltern oder durch Lehrer: Gerade die Schulsituation kann für manche Kinder mit großer Angst besetzt sein. Der Vergleich mit anderen besseren Schülern mindert das Selbstwertgefühl. Lern- und Entwicklungsdefizite verstärken den Schulstress oft zusätzlich. Die Anspannung behindert die Konzentration und senkt die schulische Leistung – ein Teufelskreis beginnt.
Stress in der Familie belastet Kinder ganz besonders. Trennung oder Streit zwischen den Eltern, Geschwisterrivalität, schwierige Lebenssituationen der Eltern (etwa Arbeitslosigkeit) oder der Mangel an Aufmerksamkeit können zu psychosomatischen Bauchschmerzen führen.
Weitere Symptome begleiten psychosomatische Bauch- und Magenschmerzen bei Kindern
Psychosomatische Bauchschmerzen treten selten allein auf. Verhaltensänderungen (aggressiv, zurückgezogen), Konzentrationsschwäche, Kopfschmerzen, Übelkeit, Essstörungen (etwa Appetitlosigkeit) oder Schlafstörungen deuten bei Kindern neben den Schmerzen auf eine psychosomatische Ursache hin. Auch der Verlauf der Beschwerden ist oft auffällig. Beispielsweise Magenschmerzen morgens vor der Schule, die verschwinden, wenn das Kind zuhause bleiben darf, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit psychosomatische Bauchschmerzen. In jedem Fall ist es wichtig, Kinderärzt:innen einzubeziehen. Sie können klären, ob die Schmerzen körperlicher oder psychosomatischer Natur sind.
Behandlung psychosomatischer Magenschmerzen bei Kindern
Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe zeigen Kindern, dass Eltern ihre Beschwerden ernst nehmen. Zudem geben sie dem Kind ein Gefühl der Sicherheit. Außerdem sollten Eltern, eventuell zusammen mit weiteren Bezugspersonen wie Lehrer:innen oder Sporttrainer:innen klären, woher die psychosomatischen Bauchschmerzen kommen und versuchen, Probleme wie Mobbing oder Leistungsdruck zu lösen. Bei ausgeprägten Beschwerden kann es sinnvoll sein, Kinder- und Jugendtherapeut:innen einzubeziehen. Eine Therapie hilft dem Kind, die Ursachen für seine Magenschmerzen zu finden und mit dem zugrundeliegenden Belastungen besser umzugehen
Bei akuten Beschwerden helfen im Prinzip die gleichen Hausmittel wie bei Erwachsenen, etwa ein heißer Tee, eine Wärmflasche oder eine sanfte Massage. Eltern können auch gemeinsam mit ihren Kindern Entspannungsübungen machen oder sie zu mehr Sport anregen, damit sich die psychosomatischen Bauchschmerzen bessern.
Quellen:
Wenn die Psyche auf die Verdauung schlägt, in: neurologen-und-psychiater-im-Netz.org
Ursachen, Anzeichen und Behandlungsmöglichkeiten von Schulangst, in: neurologen-und-psychiater-im-Netz.org Neurologen und Psychiater im Netz
Definition-Pathophysiologie-Diagnostik-Therapie-Reizdarmsyndroms_2022-02.pdf, in: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Mayer, Emeran (2021): Das zweite Gehirn. Wie der Darm unsere Stimmung, unsere Entscheidungen und unser Wohlbefinden beeinflusst. München: riva Verlag