Productivity Anxiety: Was steckt dahinter?

„Ich hab heute nicht so viel geschafft.“ Hand aufs Herz, wie viele von uns haben das am Ende eines Tages schon gesagt? Wenn dieses unbefriedigende Gefühl aber zum Dauerzustand wird, spricht man von Productivity Anxiety. Welche Anzeichen gibt es und was kann man dagegen tun? Alle Infos!

Frau am PC hält sich müde die Augen zu
Bei Productivity Anxiety leiden die Betroffenen unter Produktivitätsangst Foto: iStock/Charday Penn

Wenn der Tag nicht so gelaufen ist, wie man es sich vorgestellt hat, weil man nicht das geschafft hat, was man wollte, dann kann das Gefühl sehr frustrierend sein. Wer sich aber ständig in diesem Zustand befindet, der könnte unter Productivity Anxiety leiden. Aber was steckt dahinter?

Productivity Anxiety: Was ist das?

Unter Productivity Anxiety versteht man Produktivitätsangst. Besonders junge Leute der sogenannten Generation Y leiden unter Productivity Anxiety. Sie setzen sich selbst starkem Druck aus, immer produktiv sein zu müssen, ihre Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten oder sogar noch zu steigern. Haben sie mal einen Ruhemoment, so plagt sie oftmals das schlechte Gewissen. Menschen, die unter Productivity Anxiety leiden, verspüren dieses Gefühl nicht nur in der Arbeitszeit, sondern auch in der Freizeit. Das Gefühl, möglichst viel aus dem Tag herausholen zu müssen, begleitet sie buchstäblich rund um die Uhr.

Was ist die Genertation Y?

Generation Y steht für die Personen, die zwischen 1981 und 1995 geborenen wurden. Das ständige Hinterfragen von Umständen spiegelt sich im Namen der Generation wider. (why = Y). Da die Personen dieser Generation um die Jahrtausendwende die prägenden Teenager- oder Kindheitsjahre hatten, werden sie auch als sogenannte Millennials bezeichnet.

Woher kommt Productivity Anxiety?

Vor allem junge Menschen scheinen unter Productivity Anxiety zu leiden. In Zeiten, in denen sie gerade zum Berufseinstieg mit Langzeitpraktika und befristeten Arbeitsverträgen abgespeist werden, haben sie das Gefühl, nicht hart genug zu arbeiten und deshalb von anderen abgehängt zu werden. Die Folge: Mehr arbeiten, besser sein als andere, sich keine Ruhepause gönnen. Dass sie diese Arbeitsweise aber geradewegs auf einen Burnout zusteuern lässt, nehmen sie nicht wahr.

Eine US-Studie aus dem Jahr 2019 zeigte auf, dass etwa die Hälfte der Millennials und 75 Prozent der Generation Z (geboren ab 1997), die 2018 in den USA ihren Job gekündigt haben, dies taten, weil bei ihnen psychische Probleme auftraten. Laut der Studie waren bei ihnen Depressionen, Burnout und finanzielle Unsicherheiten die Hauptgründe.

Productivity Anxiety: Das sind die 3 Anzeichen

Productivity Anxiety kann sich bei jedem Menschen anders äußern. Es gibt jedoch 3 Anzeichen, die sehr häufig bei Productivity Anxiety-Betroffenen wahrzunehmen sind:

1. Perfektionismus

Productivity Anxiety und krankhafter Perfektionismus gehen häufig Hand in Hand. Das Stecken von extrem hohen Zielen und das Streben nach absoluter Fehlerlosigkeit ist typisch für Menschen, die von Productivity Anxiety betroffen sind. Sie sind extrem streng mit sich selbst, üben enorme Selbstkritik und auch das Beste vom Besten ist ihnen nicht genug. Soziale Medien, in denen andere Menschen vorleben, wie schön, reich und erfolgreich sie sind, verstärken diesen Drang, perfekt zu sein, nur noch mehr. Denn nur wer ständig arbeitet und beschäftigt ist, hat einen erstrebenswerten Status erreicht.

2. Schlechtes Gewissen

Typisch für Productivity Anxiety ist das ständige Gefühl des schlechten Gewissens, wenn man sich einmal eine Ruhepause gönnt. Der innere Druck und das Gefühl, in diesem Moment nichts Sinnvolles zu leisten, ist einfach zu groß und verursacht bei den Betroffenen Versagensängste.

3. Nicht mehr abschalten können

Menschen mit Productivity Anxiety haben große Schwierigkeiten abzuschalten und Abstand von der Arbeit oder dem Gefühl, etwas tun zu müssen, zu gewinnen. Das gilt für den Job, aber auch für die Freizeit. Die Personen mit Productivity Anxiety, die gar nicht mehr abschalten können, laufen große Gefahr, in einen chronischen Erschöpfungszustand zu gelangen, der oftmals mit Schlafstörungen und/oder Burn-out verbunden ist.

„Der Körper muss Pausen machen, in denen das physiologische System einmal runter- und wieder hochfahren kann.“
Helen Heinemann, Gründerin des Instituts für Burn-out-Prävention

Was kann man nun gegen „Productivity Anxiety“ tun?

Bei „Productivity Anxiety handelt es sich um eine Angststörung, die, wenn sie schwere Ausmaße annimmt, durch therapeutische Hilfe behandlungsbedürftig ist.

Wenn die Angststörung jedoch noch nicht so stark ausgeprägt ist, können Sie versuchen, sich selbst Distanz zu Stresssituationen zu schaffen.

Planen Sie Pausen ein, diese können Sie gezielt einfordern, z.B. in dem Sie sich über den Tag verteilt mehrere Wecker stellen, die sie dann beim Klingeln daran erinnern, sich mal von Ihrem Schreibtisch zu entfernen. Trinken Sie einen Kaffee, schauen Sie aus dem Fenster oder gehen Sie eine Runde Spazieren.

Quellen:

Niemals gut genug?, in: myself.de

Jeder Zweite täglich unter Druck, in: faz.net

Maslach, C., & Leiter, M. P. (2013). Die Wahrheit über Burnout: Stress am Arbeitsplatz und was Sie dagegen tun können. Springer-Verlag.