Plötzlicher Kindstod: Ursache gefunden!

Ein Team von Forschenden aus Australien hat nun herausgefunden, welche Ursache der Plötzliche Kindstod hat. Könnte die Entdeckung in Zukunft Kinder davor bewahren, unerwartet und noch vor ihrem 2. Geburtstag im Schlaf zu sterben?

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Vor 30 Jahren starben in Deutschland 1.000 Kinder im Jahr am Plötzlichen Kindstod. Dank der Entdeckung von Risikofaktoren wie Bauchlage oder Überwärmung sank die Zahl, dennoch waren es 2020 noch immer 84 Fälle – ein traumatisches Erlebnis für die Familien. Die Ursache kannte man bisher nicht, doch nun haben australische Wissenschaftler:innen den Grund entdeckt, wie unter anderem n-tv.de berichtet: Was sie gefunden haben und welche Auswirkungen das haben kann.

Plötzlichen Kindstod: Blut von 60 Kindern untersucht

Das Team um die Schlafforscherin Dr. Carmel Harrington vom Kinderkrankenhaus Westmead in Sydney hat seine Studie jetzt in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht. Für ihre Untersuchungen haben die Wissenschaftler:innen das Blut von 60 Kindern, die am „Sudden Infant Death Syndrome“ (SIDS) – wie der Plötzliche Kindstod international genannt wird – gestorben sind, mit dem Blut gesunder Kinder verglichen. Die Kinder waren zwischen 1 Woche und 2 Jahren alt, als sie unerwartet aufgehört hatten zu atmen.

Biomarker Ursache für Plötzlichen Kindstod

Vor der Studie herrschte in der Fachwelt bereits die Annahme, dass SIDS möglicherweise durch eine Störung im Gehirn ausgelöst wird, so dass die Verbindung von Schlaf und Atmung nicht mehr richtig reguliert wird. Dies hat das Team nun belegt: Den Ergebnissen zufolge ist ein Biomarker, nämlich das Enzym Butyrylcholinesterase (BChE), schuld daran, dass Kinder im Schlaf aufhören zu atmen.

Das Enzym ist für die Übertragung von Signalen im Gehirn mitverantwortlich und wichtiger Teil des Erregungswegs im Gehirn. Dies könnte der Grund sein, warum der Plötzliche Kindstod meistens im Schlaf auftritt. Bei den an SIDS gestorbenen Kindern war die Aktivität dieses Enzyms deutlich niedriger als bei der Vergleichsgruppe.

Forscherin selbst von SIDS betroffen

Carmel Harrington ist die Ursachenforschung ein persönliches Anliegen: Ihr eigener Sohn starb vor 29 Jahren am Plötzlichen Kindstod. Er war 2 Jahre alt, als er im Schlaf unerwartet gestorben ist. Eine Erklärung hatte niemand. „Sie sagten nur, es sei eine Tragödie. Aber es war eine Tragödie, die sich nicht mit meinem wissenschaftlichen Verstand vereinbaren ließ", so Harrington.

Die Wissenschaftlerin begann zu forschen und hat eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, um ihre Arbeit zu finanzieren. Die jetzige Entdeckung ist ein großer Erfolg und ein wichtiger Schritt auf dem Weg dahin, dass kein Kind mehr an SIDS sterben muss.

Risiko für Plötzlichen Kindstod erkennen

Die Ergebnisse eröffneten nun die Möglichkeit, Säuglinge mit SIDS-Risiko rechtzeitig zu erkennen, beispielsweise durch einen Screening-Test, so die Forschenden in ihrer Studie. Darüber hinaus könnten sie einen Ansatz liefern, dieses Risiko zu vermeiden. Dazu müsse aber weiter geforscht werden.

Carmel Harrington ist es auch wichtig, dass die Eltern der an SIDS verstorbenen Kinder nun die Ursache erfahren: „Diese Familien können jetzt mit dem Wissen leben, dass es nicht ihre Schuld war.“ Für sich selbst bezeichnete die Schlafforscherin die Erkenntnisse zur Ursache für den Plötzlichen Kindstod als ein „Geschenk zum Muttertag“ und einen wichtigen Schwerpunkt für ihre zukünftige Forschung.