Plötzlicher Kindstod – neue Ursache gefunden

Schlafendes Baby
Das Schlafen in Rückenlage hat sich als effektive Vorbeugemaßnahme gegen den Plötzlichen Kindstod erwiesen Foto: iStock/AGrigorjeva

Babys mit einer bestimmten Genmutation haben ein erhöhtes Risiko für den Plötzlichen Kindstod, wie eine britische Studie zeigt. Ein Gentest könnte demnach Leben retten.

Von einem Plötzlichen Kindstod (SIDS für „Sudden Infant Death Syndrom“) sprechen Mediziner, wenn ein Säugling oder Kleinkind ohne erkennbare Ursache (meist im Schlaf) stirbt.

Dank einer guten Aufklärung der Eltern sind die SIDS-Fallzahlen in den vergangenen Jahren immer weiter zurückgegangen – dennoch ist der Plötzliche Kindstod immer noch die dritthäufigste Todesursache bei Säuglingen in Deutschland.

Wissenschaftler um Dr. Roope Männikkö am University College London sind nun auf einen Weg gestoßen, Kinder mit einem erhöhten Risiko besser zu identifizieren und damit besser schützen zu können. In ihrer aktuellen Studie analysierten sie die DNA 278 an SIDS verstorbener Kinder und stellten sie einer Gruppe mit 729 gesunden Erwachsenen gegenüber.

Suche nach genetischen SIDS-Ursachen

Bei der DNA-Analyse interessierten sie sich speziell für eine Mutation des Gens mit dem Namen SCN4A. Der Hintergrund: Vor jedem Atemzug sendet das Gehirn den Befehl „atmen“ an die dafür zuständige Muskulatur. Das Signal wird unter anderem durch sogenannte Natriumkanäle von Zelle zu Zelle weiteregegeben – und diese Natriumkanäle funktionieren bei Menschen mit einer SCN4A-Mutation nicht einwandfrei.

„Normales“ Atmen ist Betroffenen möglich. Doch ist ein Säugling beispielsweise erkältet, muss er seine Atmung beschleunigen, um seinen Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Bei einem Baby mit einer SCN4A-Mutation kann die Fehlfunktion der Natriumkanäle dazu führen, dass der Befehl „schneller atmen“ die Atemmuskulatur nicht erreicht. Der Hypothese der britischen Forscher zufolge kann das zu einem erhöhten SIDS-Risiko führen.

Genmutation erhöht Risiko für Plötzlichen Kindstod

Tatsächlich beobachteten die Wissenschaftler: Während bei vier der untersuchten Kinder eine Mutation des SCN4A-Gens vorlag, kam sie in der Kontrollgruppe kein einziges Mal vor. Die Wissenschaftler wollen ihre Untersuchungen mit größeren Probandengruppen wiederholen, um ihre Ergebnisse zu sichern – doch sie gehen davon aus, dass eine solche Genmutation das Risiko für den Plötzlichen Kindstod erhöht.

Sollten die weiteren Studien zu dem gleichen Schluss kommen, können sich die Forscher neben einem Gentest und einer verstärkten Überwachung betroffener Kinder auch eine medikamentöse Behandlung für Risikokinder vorstellen.

Dennoch gilt: Die Prädisposition (genetisch bedingte Anfälligkeit) ist nicht die einzig mögliche Ursache für den Plötzlichen Kindstod. Kinderärztin Dr. Nadine Hess erklärt, mit welchen Maßnahmen Eltern das Risiko minimieren können.