Plötzliche Herzrhythmusstörungen

Plötzliche Herzrhythmusstörungen
Bei häufigem Herzstolpern kann es sich auch um eine Herzrhythmusstörung handeln – suchen Sie bei diesen Beschwerden unverzüglich einen Arzt auf Foto: shutterstock

Kleine Extrahüpfer ab und zu sind noch kein Grund zur Sorge. Doch wenn Herzrhythmusstörungen immer wieder kommen, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen. Praxisvita verrät, welche Therapien am besten helfen.

Ein Mann wird mit lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen in die Notaufnahme gebracht. Eine typische Szene aus „Emergency Room", der bekannten amerikanischen Arzt-Serie, die für Martina Bernau aus Fulda vor wenigen Jahren erschreckende Realiät wurde. Die 48-Jährige Verkäuferin hatte einen grippalen Infekt so lange verschleppt, bis eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) sie so schwächte, dass sie lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen bekam und nur durch eine intensivmedizinische Maßnahme gerettet werden konnte.

Ähnlich dramatisch auch der Fall von Königin Rania von Jordanien. Wegen akuter Rhythmusstörungen wurde die 40-jährige Monarchin in einem New Yorker Krankenhaus am Herzen operiert. Auch Thorsten Dargatz aus Berlin wurde vor einiger Zeit mit der Diagnose konfrontiert. Dass es ihm heute wieder gut geht, verdankt auch er den Fortschritten der modernen Therapie.

Immer mehr Menschen sind von Herzrhythmusstörungen betroffen

Herzrhythmusstörungen können jeden treffen, wie unsere drei Beispiele zeigen. Nach Schätzungen von Experten leiden weltweit mindestens 5,5 Millionen Menschen darunter, allein in Deutschland sind über eine Million Patienten betroffen. Auslöser ist in der Regel eine Herzerkrankung, z. B. ein durch Bluthochdruck geschädigtes Herz, eine Herzmuskelentzündung, Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße, ein Herzklappenfehler. Auch eine Schilddrüsenüberfunktion oder ein Mineralstoffmangel (z. B. Kalium- und Magnesiummangel) kann das Herz aus dem Takt bringen. Dabei ist das Vorhofflimmern, die häufigste Herzrhythmusstörung, zwar grundsätzlich nicht lebensbedrohlich, aber mit einem erhöhten Schlaganfall-Risiko verbunden. So zeigen Untersuchungen, dass etwa jeder vierte Hirninfarkt-Patient vorher unter Vorhofflimmern litt. Denn eine Hauptgefahr des Flimmerns ist, dass Blutgerinnsel entstehen, die ins Gehirn wandern und dort den Gefäßverschluss auslösen können. Daher sollten Warnzeichen (z. B. anhaltendes Herzstolpern oder -rasen, Schwindel, Schlafstörungen) ernst genommen und vom Kardiologen oder Internisten abgeklärt werden.

Risikopatienten individuell behandeln

Meist führt schon ein Elektrokardiogramm (EKG) auf die richtige Spur. Damit können Ärzte die elektrischen Impulse des Herzens messen. Eine neuartige Diagnostik ist die intrakoronare Druckmessung. Dabei schieben Kardiologen mittels Katheter einen hauchdünnen Draht durch die Leistenvene bis zu den Herzkranzgefäßen vor. An der Spitze ist ein Minichip in Form eines Schmetterlingsflügels angebracht. Damit lasst sich exakt bestimmen, ob der Herzmuskel noch mit ausreichend Sauerstoff versorgt wird. Je nach Schweregrad wird zunächst mit Medikamenten behandelt. Sie können die Rhythmusstörung unterdrücken oder zumindest dafür sorgen, dass sie seltener, kürzer oder erträglicher auftritt. Da jeder unterschiedlich auf die Wirkstoffe anspricht, ist Geduld erforderlich und unter Umständen auch mehrfache Wechsel, bis das richtige Medikament und die richtige Dosierung gefunden sind.

Innovative Wege der Therapie

Wenn die Medikamente nicht erfolgreich sind oder nicht vertragen werden und die Patienten erheblich unter dem Vorhofflimmern leiden, kommt die Katheterablation in Frage. Dabei handelt es sich um ein minimalinvasives Verfahren, bei dem Herzzellen so verödet werden, dass Vorhofflimmern nicht mehr entstehen kann. Bei lebensbedrohlichem Kammerflimmern hilft ein spezieller Herzschrittmacher (Defibrillator, Infos: www.herzstiftung.de), der in den Körper implantiert wird. Durch einen winzigen elektrischen Impuls beendet er das Kammerflimmern und bringt das Herz so wieder in den richtigen Rhythmus. Für betroffene Patienten wie ein „eingebauter Notarzt“.

„Eine Entzündung hatte mein Herz angegriffen"

Thorsten Dargatz (46) aus Berlin litt plötzlich unter Herzrhythmusstörungen

„Vor etwa fünf Jahren traten bei mir plötzlich Herzrhythmusstörungen auf. Sie waren manchmal so schlimm, das mir schwindlig wurde. Die Ärzte diagnostizierten das sogenannte Vorhofflimmern und haben mich von Kopf bis Fuß durchgecheckt. Das Ergebnis: Auslöser der Beschwerden war eine verschleppte Herzmuskelentzündung in meiner Zeit als aktiver Leistungssportler. Außerdem hatte ich ein paar Pfund zu viel auf den Rippen und na ja, Sport habe ich auch nicht viel gemacht. Ich bekam Betablocker verschrieben und ein Antiarhythmika, beides Medikamente, die den Herzschlag beruhigen. Zusätzlich habe ich aber wieder mit Sport angefangen, gehe seither regelmäßig zur Meditation und Akupunktur. Schon nach kurzer Zeit konnte ich die Medikamente wieder absetzen. Mein Herz schlägt nun wieder im Takt, und so soll es auch bleiben."