Pilzvergiftung: Anzeichen und Symptome

Ende August bis in den Herbst tummeln sich die Pilze-Sammler in Deutschlands Wäldern. Aber Vorsicht: Eine Pilzvergiftung kann schwere Folgen haben. Das sind die Anzeichen!

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Wer beim Sammeln von Pilzen nicht genau hinschaut, kann unter Umständen eine Pilzvergiftung erleiden. Die Symptome können dabei recht mild, aber auch sehr schwerwiegend sein. Im schlimmsten Fall endet eine Pilzvergiftung tödlich. 

Aber wie merkt man überhaupt, dass es sich um eine Vergiftung durch Pilzverzehr handelt? Und wann tritt sie ein? Diese Anzeichen und Symptome deuten auf eine Pilzvergiftung hin.

Erste Fälle von Pilzvergiftungen gemeldet

Besonders schwerwiegend zeigten sich Pilzvergiftungen bei zwei Patienten aus dem Raum Sachsen. Nach dem Verzehr eines giftigen Pantherpilzes ist ein Patient ins Koma gefallen. Der andere erlitt einen nachhaltigen Leberschaden, nachdem er mutmaßlich einen Knollenblätterpilz verzehrt hat. Es handelt sich um die ersten schweren Pilzvergiftungen, die bei der Notrufzentrale in Erfurt gemeldet wurden, informiert Leiterin Mandy Gollmann gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Dabei sind Pilzvergiftungen keine Seltenheit. Jedes Jahr gehen tausende Notrufe bei der Giftnotrufzentrale ein.

Wann tritt eine Pilzvergiftung ein?

Bei einer Pilzvergiftung handelt es sich nicht um eine klassische Lebensmittelvergiftung, die meist durch schlechte Lebensmittel verursacht wird, sondern um Vergiftungserscheinungen, die nach dem Verzehr von speziell giftigen Pilzarten auftritt. Die ersten Anzeichen können bereits zwei Stunden nach dem Verzehr auftreten.

Hier gilt in der Regel: Eine Vergiftung, bei der sich die Symptome circa zwei Stunden nach dem Verzehr äußern, fällt eher leicht aus. Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen Vergiftungssymptome erst nach circa sechs Stunden auftreten. In diesen Fällen ist mit einem schwereren Verlauf und stärkeren Beschwerden zu rechnen.

Vergiftete Pilze gegessen: Wer ist besonders gefährdet?

Kleinkinder, ältere Menschen sowie Immungeschwächte sind besonders gefährdet, einen schwereren Verlauf zu erleiden, sollte eine Vergiftung durch Pilze vorliegen. Diese Personengruppen sollten daher besonders vorsichtig sein und im besten Falle auf selbst gesammelte Pilze auf dem Speiseplan verzichten.

Was ist eine unechte Pilzvergiftung?

Spricht man von einer Pilzvergiftung, ist in der Regel von den Auswirkungen des Verzehrs von giftigen Pilzen die Rede. Es gibt jedoch auch eine sogenannte "unechte Pilzvergiftung", auch sekundäre Pilzvergiftung genannt.

Diese tritt auf, wenn Beschwerden auftreten, die einer echten Pilzvergiftung ähneln, jedoch von essbaren Speisepilzen verursacht werden. Die Symptome sind auf keine giftigen Inhaltsstoffe zurückzuführen.

Hierbei handelt es sich daher im eigentlichen Sinne eher um eine Unverträglichkeitsreaktion, einhergehend mit verschiedenen allergischen Reaktionen.

Eine unechte Pilzvergiftung zeigt sich unter anderem nach dem Essen von

  • verdorbenen Pilzen (Schimmelbildung)

  • stark eiweißhaltigen Pilzen

  • falsch zubereiteten Pilzen

Aufgrund der schweren Verdaulichkeit löst besonders der Verzehr von rohen Speisepilzen oft Symptome einer unechten Pilzvergiftung aus.

Wie merkt man eine Pilzvergiftung? Anzeichen und Symptome

Pilzgift äußert sich beim Verzehr je nach Pilzart auf unterschiedliche Weise. Es gibt jedoch Anzeichen und Symptome, die bei einer Erkrankung durch den Verzehr großer Mengen Giftpilze besonders häufig auftreten. An diesen Symptomen und Anzeichen erkennt man eine Pilzvergiftung:

  • Übelkeit und Erbrechen

  • Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall (ggf. auch blutig und wässrig) und Bauchschmerzen

  • Kopfschmerzen

  • Gliederschmerzen

  • Allgemeine Ermüdungserscheinung

  • Schweißausbrüche

  • Herz-Kreislauf-Beschwerden wie plötzlicher Blutdruckabfall

  • Schwindel

  • Starkes Hitzegefühl

  • Sehstörungen

  • Krampfanfälle

  • Halluzinationen

  • Bewusstseinsstörung

  • Vermehrtes Augentränen und Speichelfluss

Leichte oder starke Pilzvergiftung: Was kann ich tun?

Das Problem bei einer Pilzvergiftung: Die Symptome können zwar auf eine Pilzmahlzeit zurückzuführen sein, müssen sie aber nicht. Und auch die Differenzierung zwischen leichten und starken Symptomen fällt hier eher schwer. Daher gilt: Sollten ein oder gleich mehrere Symptome beobachtet werden, nachdem Pilze gegessen wurden, ist schnelles Handeln gefragt.

  • Sollten Sie sich über längere Zeit unwohl fühlen, kontaktieren Sie eine/n Ärzt:in.

  • Sind Sie sich sicher, dass ein Pilz die Symptome ausgelöst haben könnte, alarmieren Sie den Rettungsdienst (112) oder den Giftnotruf

  • Sichern Sie die Pilzreste oder das Erbrochene, um herauszufinden, welcher Pilz die Vergiftungserscheinungen verursacht.

  • Ist der/die Betroffene nicht mehr ansprechbar, sollten umgehend Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden.

Vergiftung mit Pilzen: Wann zum Arzt und wie wird behandelt?

Tritt eine Magen-Darm-Symptomatik sowie Erbrechen auf, ist ein Arztbesuch zur Abklärung der Diagnose immer ratsam. Dabei ist es wichtig, den/die Ärzt:in darüber zu informieren, welche Pilzart und in welchen Mengen diese verzehrt wurde. Dieser kann anhand der Symptome einordnen, ob es sich tatsächlich um eine Pilzvergiftung oder eine andere Unverträglichkeit handelt. Abfälle oder übrig gebliebene Pilze helfen bei der Diagnose. 

Die Behandlung einer Pilzvergiftung richtet sich nach der Ausprägung der Symptomatik. Folgende Maßnahmen können ergriffen werden:

  • Einnahme von Kohletabletten (Keine Selbstmedikation)

  • Einnahme von Gegengift: Beispielsweise das Gift der Tollkirsche

  • Magen auspumpen

  • Verabreichung von Herz-Kreislauf-Medikamenten

  • bei Nierenschäden eine Dialyse

  • Bei starkem Erbrechen und Durchfall: Elektrolyte-Einnahme

In der Regel bleiben durch frühes Handeln schwere Spätfolgen nach einer Vergiftung durch Pilze aus. Hat der Körper die Giftstoffe über den Magen-Darm-Trakt ausgeschieden, erholen sich die Patient:innen schnell wieder. Bei hochgiftigen Pilzen kann der Verzehr jedoch bleibende Schäden hinterlassen.

Tödliche Pilzvergiftung durch Knollenblätterpilze

Zu den gefährlichsten Auslösern einer Pilzvergiftung zählt der Knollenblätterpilz. Der Verzehr dieses Giftpilzes kann sogar tödlich enden. Grund dafür ist das in ihm enthaltene sogenannte α-Amanitin. Es ist das Hauptgift des Knollenblätterpilzes und behindert die Stoffwechselprozesse im Körper. Vor allem die Leber wird durch die Aufnahme des Gifts enorm geschädigt.

Die ersten Symptome zeigen sich jedoch erst 24 Stunden nach dem Verzehr. Während sich Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen kurz zu bessern scheinen, treten darauf folgend schwere Leberschäden und Gerinnungsstörungen auf, die tödlich enden können. Eine Therapie muss hier so schnell wie möglich erfolgen. Je kleiner die Pilzmahlzeit mit dem gefährlichen Gift, desto besser die Heilungschancen.

Pilzvergiftung durch Fliegenpilz und Co.: Die häufigsten Verursacher

Eine Vergiftung durch Pilze tritt in Deutschland ziemlich häufig auf. Zu Todesfällen kommt es dabei jedoch eher selten. Zu den häufigsten Verursachern gehören dabei unter anderem giftige Pilzarten wie

  • Grüne Knollenblätterpilze

  • Kegelhütige Knollenblätterpilze

  • Karbol-Egerling (auch Gift-Champignon genannt)

  • Orangefuchsiger Raukopf

  • Spitzbuckelter Raukopf

  • Gifthäubling

  • Fliegenpilz

  • Pantherpilz

  • Frühjahrs-Lorchel

  • Kahler Krempling

  • Erd-Ritterling

Pilzvergiftung vorbeugen: Das können Sie tun

der häufigste Grund einer Pilzvergiftung ist schlicht und einfach eine Verwechslung. Die beste Vorbeugung ist also einfach sicherzustellen, dass es sich bei den gesammelten Pilzen wirklich um Speisepilze handelt. Dabei helfen können zum Beispiel diverse Apps zur Pilzerkennung oder Bücher zur Pilzbestimmung. Als Laie sollte man das Pilzgut im besten Fall einem Pilzberater zur Bestimmung vorlegen.

Um eine "unechte Pilzvergiftung" vorzubeugen, sollten die Pilze richtig aufbewahrt und schnell verzehrt werden. Lassen Sie die Pilze nicht zu lange liegen und bewahren Sie sie an luftigen, kühlen Orten auf. Essen Sie den Pilz keinesfalls, wenn faulige oder schimmlige Stellen zu sehen sind. Der Verzehr von rohen Pilzen sollte zudem aufgrund der schweren Verdaulichkeit vermieden werden.

Eine Pilzvergiftung kann schwere Folgen haben und erfordert ein schnelles Handeln. Daher gilt: Vorsicht bei diesen Anzeichen.

Quellen:

Pilzvergiftung in Deutschland, in: Bundesinstitut für Risikobewertung

Pilzvergiftung, was tun?, in: Deutsche Gesellschaft für Mykologie e.V.

Mann im Koma: Erfurter Giftnotruf registriert erste schwere Pilzvergiftungen, in: swr.de