Pille gegen Wochenbettdepression: Erste Zulassung macht Betroffenen Hoffnung
In den USA ist eine Pille zur Behandlung von Wochenbettdepression zugelassen worden. Das Medikament ist das erste seiner Art, das in Tablettenform eingenommen wird. Kommt es bald auch in Deutschland?
Eine Pille gegen Wochenbettdepression, die ohne Aufwand oral eingenommen werden kann, könnte zahlreichen Betroffenen weltweit helfen. In den USA wurde nun ein entsprechendes Medikament zugelassen, das in zwei Studien gute Wirksamkeit erzielt hat. Könnten die Zurzuvae™ Kapseln bald auch in Deutschland erhältlich sein?
Pille gegen Wochenbettdepression: 14 Tage, einmal täglich
Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA stuft Wochenbettdepressionen, auch postpartale Depressionen genannt, als ernsthafte Erkrankung ein. Auch deswegen ist die Zulassung der Zurzuvae™ Kapseln so vielversprechend.
Die Pillen werden über 14 Tage einmal täglich – am besten abends in Kombination mit einem fettreichen Essen – eingenommen.
Orale Einnahme als Pluspunkt
Die FDA ist in den USA unter anderem für die Zulassung, Kontrolle und Überwachung von Arzneimitteln, Impfungen und Medizinprodukten zuständig.
2019 hatte die Behörde bereits ein Medikament gegen postpartale Depressionen zugelassen. Dieses muss allerdings per Infusion verabreicht werden – eine Hürde, die für manche depressive Menschen kaum zu überwinden ist. Hier bieten die Zurzuvae™ Kapseln einen deutlichen Vorteil.
"Der Zugang zu einem oralen Medikament wird für viele dieser Frauen eine nützliche Option sein, die mit extremen und manchmal lebensbedrohlichen Gefühlen zu kämpfen haben", sagte Tiffany R. Farchione von der FDA.
Pille gegen postpartale Depression: Placebo-Studien bescheinigen Wirksamkeit
Bisher haben die Zurzuvae™ Kapseln zwei medizinische Studien durchlaufen. In beiden verbesserten sich die Depressionssymptome durch die Einnahme des Medikaments deutlich schneller als in der Kontrollgruppe, die ein Placebo erhalten hatte. Untersucht wurden insgesamt 350 Frauen, bei denen vorher eine postpartale Depression diagnostiziert worden war.
Zu den am häufigsten genannten Nebenwirkungen der Tabletten gehörten:
Schläfrigkeit
Schwindel
Durchfall
Müdigkeit
Harnwegsinfektionen
Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe entwickeln rund 10 bis 15 Prozent der Frauen nach der Geburt eine postpartale Depression. Während bei einer Wochenbettdepression umgangssprachlich häufig von Babyblues gesprochen wird, ist das nicht das gleiche. Wie Babyblues und Wochenbettdepression sich unterscheiden, erfahren Sie hier.
Tablette gegen Wochenbettdepression nicht für alle geeignet
Die FDA-Zulassung der Zurzuvae™ Kapseln bedeutet nicht, dass die Tabletten sofort auf den Markt kommen. Dazu sind weitere Prüfungen notwendig. Deswegen ist auch noch nicht bekannt, wie teuer die Behandlung werden wird.
Expertinnen und Experten weisen außerdem darauf hin, dass die Pille gegen Wochenbettdepression nicht für jede Patientin geeignet ist. Bei Schwangeren, die bereits eine postpartale Depression entwickelt haben, und bei stillenden Müttern wurde das Medikament noch nicht getestet.
Zurzuvae™ bald auch in Deutschland?
Die Zurzuvae™ Kapseln wurden von Sage Therapeutics in Kooperation mit dem Biotechnologiekonzern Biogen entwickelt. Das Medikament beinhaltet den Wirkstoff Zuranolon. Für diesen liegt bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) noch kein Zulassungsantrag vor. Ob und wann die Pille gegen Wochenbettdepression in Deutschland auf den Markt kommt, ist also noch vollkommen unklar.
Quellen:
FDA Approves First Oral Treatment for Postpartum Depression, in: U.S. Food & Drug Administration (FDA)
In der Schwangerschaft und nach der Geburt, in: Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention