Phubbing: Wenn das Smartphone die Beziehung zerstört
Beim Phubbing beschäftigen sich Leute lieber mit dem Handy – und das, obwohl sie in Gesellschaft sind. Welche negativen Folgen das auf Beziehungen haben kann und was hinter dem Phänomen steckt.

Ein romantisches Dinner mit Kerzenlicht und Wein – und das Date wischt nur am Handy herum. Beim Phubbing schauen Leute lieber auf ihr Smartphone, als sich mit ihrem Gegenüber zu unterhalten. Das kann nicht nur ein schlechtes Zeichen beim Kennenlernen, sondern auch in längeren Beziehungen und Freundschaften sein. Aber was hat es damit genau auf sich?
Phubbing Definition: Was ist das?
Das Wort "Phubbing" setzt sich aus den englischen Wörtern "phone" (das Handy) und "snubbing", beziehungsweise "to snub somebody" (jemanden brüskieren, vor den Kopf stoßen), zusammen. Damit wird auf das unangenehme Gefühl, das beim Gegenüber durch das Phubbing ausgelöst wird, angespielt, wenn die andere Person während der gemeinsamen Zeit lieber auf dem Handy rumwischt.
Doch das konstante Klingeln von unzähligen Apps und Nachrichten bringt uns immer wieder in Versuchung, mal "kurz" aufs Handy zu schauen, um ja nichts zu verpassen: Die Deutschen verbringen laut einer Studie im zweiten Pandemiejahr jeden Tag durchschnittlich zehn Stunden am Bildschirm.
Dabei ist Phubbing keine neue Entwicklung: Bereits im Jahr 2013 wurde die "Stop Phubbing"-Kampagne ins Leben gerufen, auf die der Begriff Phubbing zurückgeht. Dabei handelte es sich um eine Marketing-Kampagne des australischen Wörterbuchs Macquarie. Die Wortneuschöpfung Phubbing wurde dabei verwendet, um die Veröffentlichung eines neuen Wörterbuchs zu bewerben.
Phubbing: Das sind die Ursachen
Mit der Einführung des Smartphones wurde dieses zu unserem ständigen Begleiter: Anrufe, Nachrichten, Emails, Social Media und Kalender – theoretisch könnte unser komplettes Leben online stattfinden und das von überall. Wer sich im Alltag stark auf das Handy verlässt, hat möglicherweise selbst mehr damit zu kämpfen, das Gerät wegzulegen.
Weitere Ursachen für Phubbing können sein:
Gesteigerter Handykonsum infolge der Pandemie oder sogar eine Smartphone-Sucht.
Die Angst, ein anderes befriedigendes Erlebnis zu verpassen oder nicht mehr auf dem Laufenden zu sein. Das Phänomen ist als "FOMO" (fear of missing out) bekannt.
Belohnungsreize, die vor allem auf Social Media oder bei Games ausgelöst werden und uns zur vermehrten Nutzung der Apps verleiten sollen.
Wenig oder kein Interesse am Gegenüber.
Unsicherheit in Bezug auf die soziale Situation oder auch die eigene Persönlichkeit.
Das Phubbing kann dabei unbewusst (wie z. B. durch eine Smartphone-Sucht) oder bewusst (z. B. bei fehlendem Interesse) stattfinden. Doch auch, wenn die Ursachen für Phubbing sehr unterschiedlich sein können, äußert es sich meist auf die gleiche Art und Weise.
Phubbing: An diesen Merkmalen können Sie es erkennen
Folgende Merkmale weisen darauf hin, dass Ihr:e Gesprächspartner:in Sie phubbt und nicht nur kurz eine wichtige WhatsApp-Nachricht beantwortet:
Das Handy liegt dauerhaft auf dem Tisch oder wird ständig in der Hand gehalten.
Die Aufmerksamkeitsspanne Ihres Gegenübers ist sehr gering und die Person lässt sich leicht von äußeren Reizen (wie z. B. Handytönen) ablenken.
Ihr Gegenüber zeigt kein oder kaum Interesse, stellt keine Gegenfragen und es entsteht kein Gesprächsfluss.
Es wird immer wieder zum Handy gegriffen und längere Zeit wahllos rumgescrollt.
Stellen Sie diese Anzeichen auch bei sich selbst fest, sollten Sie üben, Ihr Smartphone auch mal wegzulegen. Studien zeigen nämlich, dass Phubbing Ihren Beziehungen extrem schadet.
Phubbing: Diese Bedeutung hat es für Ihre Beziehung
So ergab eine Studie, dass sich Phubbing negativ auf die Zufriedenheit in der Beziehung auswirkt und sogar ein Anzeichen für ein allgemein geringes Wohlbefinden sein kann. Auch in Beziehungen deren Bindungsstil eher von Angst und Unsicherheit geprägt ist, konnte mehr Konfliktpotenzial in Bezug auf Phubbing festgestellt werden, als in Beziehungen, in denen sich beide sicher fühlten.
Diese Erkenntnisse lassen sich aber auch auf Freundschaften übertragen. Durch "Phubbing" vermitteln Sie Ihrem Gegenüber, dass er:sie Ihnen nicht wichtig ist und das Gespräch keine Priorität hat.
Phubbing: Das können Sie dagegen tun
Wenn Sie merken, dass Sie selbst oft am Handy hängen, können Ihnen diese Tipps helfen, nicht mehr zu phubben:
Feste Handyzeiten festlegen und die Bildschirmzeit am Handy tracken. Auch Apps (wie z. B. Forest) können helfen, die Zeit am Smartphone zu reduzieren.
Zeitbegrenzungen in Social Media-Apps oder über die Einstellungen im Smartphone (geht bei iOS und Android) festlegen.
Unnötige Apps, die sie kaum oder nicht mehr verwenden, vom Smartphone löschen.
Handy bei Treffen in der Tasche lassen und nur wichtige Nachrichten und Anrufe entgegennehmen.
Oder sogar das Handy auf lautlos oder in den Flugmodus stellen.
Sollten Sie Phubbing bei Ihrem:Ihrer Partner:in oder Ihren Freund:innen beobachten, helfen Ihnen vielleicht diese Sätze, das Problem direkt anzusprechen:
"Ich fühle mich nicht wertgeschätzt, wenn du bei unserem Treffen am Handy bist."
"Mich stört, dass du so viel auf dein Handy schaust. Würdest du es bitte weglegen?"
"Es verletzt mich, dass du mir keine Aufmerksamkeit schenkst."
Überlegen Sie sich außerdem, wie Sie Ihre Verbindung offline wieder stärken und mehr Intimität herstellen können. Denn auch, wenn Smartphones fester Bestandteil unseres Alltags sind, ist es nicht nur für Ihre Beziehungen, sondern auch für Sie selbst gut, mal wieder im Moment anwesend zu sein.
Text: Anabel Paa