Phobischer Schwankschwindel: Symptome, Ursachen und was hilft
Ein phobischer Schwankschwindel hat keine organischen Ursachen, sondern wird von der Psyche ausgelöst. Was können Betroffene tun, um den Schwindel loszuwerden?
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Phobischer Schwankschwindel zählt zu den sogenannten somatoformen Störungen. Damit sind körperliche Beschwerden gemeint, die von der Psyche hervorgerufen werden. Häufig versuchen Betroffene Situationen zu meiden, in denen der Schwankschwindel auftritt. Das kann jedoch die Lebensqualität beeinträchtigen.

Was ist ein phobischer Schwindel?
Schwindel hat nicht immer körperliche Ursachen. Werden die Attacken durch seelische Belastungen oder Konflikte ausgelöst, sprechen Mediziner:innen vom psychogenen Schwindel. Die häufigste Form ist der phobische Schwankschwindel, der auch als Angstschwindel bezeichnet wird.
Er tritt meist im mittleren Lebensalter auf, bei Frauen ungefähr zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr, bei Männern liegt der Höhepunkt der Diagnosen etwa zehn Jahr später. Oftmals können die Betroffenen im Gespräch mit Ärzt:innen Auslöser identifizieren, etwa Beziehungsprobleme, Ärger im Job, den Verlust eines nahen Angehörigen oder starker Stress.
Mitunter geht eine organische Erkrankung mit Schwindelgefühlen dem phobischen Schwankschwindel voraus: Die Erkrankung ist ausgeheilt, die Betroffenen haben aber Angst davor, dass es erneut zu Attacken kommen könnte – diese Angst löst den psychogenen Schwindel aus.
Besonders häufig leiden Menschen darunter, die eine geringe psychische Belastbarkeit aufweisen. Überdurchschnittlich oft stellen Ärzt:innen Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen fest.
Phobischer Schwankschwindel: Das sind die Symptome
Phobischer Schwankschwindel kommt in Attacken. Die Betroffenen haben das Gefühl zu schwanken oder dass sich der Boden unter ihren Füßen bewegt. Das ist verbunden mit einer großen Unsicherheit beim Stehen und Gehen, weshalb die Sturzgefahr erhöht ist. Hinzu kommt meist ein Gefühl von Benommenheit oder Abgeschlagenheit.
Die Anfälle dauern meist nur wenige Sekunden, können aber auch länger anhalten. Ein typisches Begleitsymptom ist Angst. Sie kann sich als diffuses Gefühl äußern oder zielgerichtet sein, etwa die Angst vor einem Sturz.
Zusammen mit dem phobischen Schwankschwindel können weitere Beschwerden auftreten. Kommen Herzrasen, Schweißausbrüche, Atemnot und sehr starke Angst hinzu, handelt es sich womöglich um eine Panikattacke. Viele Betroffenen leiden häufig auch unter Schlafstörungen.
Phobischer Schwankschwindel zeigt sich in bestimmten Situationen
Die Schwindelattacken entstehen einerseits in Situationen, die als herausfordernd oder belastend wahrgenommen werden, etwa ein Meeting, eine Präsentation oder ein Streitgespräch mit dem:der Partner:in. Andererseits tritt der Schwindel häufig dann in Erscheinung, wenn die Betroffenen große Angst vor einem Anfall haben, weil die Schwindelattacke auffalen oder gefährlich sein könnte, zum Beispiel:
in einer Menschenmasse oder in der Schlange vor der Kasse
bei einem Restaurantbesuch, im Konzert oder im Theater
beim Fahrrad- oder Autofahren oder im Flugzeug
beim Überqueren einer Brücke oder eines großen Platzes
In der Folge versuchen Betroffene, entsprechende Situationen zu vermeiden. Das erhöht jedoch das Risiko dafür, dass phobischer Schwankschwindel dauerhaft auftritt, da Angst als Auslöser und Verstärker wirkt.
Phobischer Schwankschwindel: Helfen Übungen?
Es gibt für einen phobischen Schwankschwindel keine Übungen, um eine akute Attacke zu beenden, da die Ursachen nicht organisch sind. Haltungsänderungen beeinflussen den Schwindel kaum. Expert:innen raten jedoch dazu, sich hinzusetzen oder hinzulegen, um das Risiko für einen Sturz zu minimieren. Dabei sollten die Betroffenen ruhig und tief atmen, bis die Schwindelattacke vorübergeht.
Bei Bedarf können im Akutfall Medikamente, sogenannte Antivertiginosa, gegen den Schwindel eingenommen werden. Eine langfristige Lösung sind sie nicht. Viele Betroffene berichten zudem davon, dass sich bei ihnen der phobische Schwankschwindel durch leichten Alkoholgenuss bessert. Mediziner:innen warnen jedoch davor, Alkohol gezielt gegen Schwindel einzusetzen. Gerade bei psychischen Ursachen ist die Gefahr für eine Abhängigkeit zu groß. Zudem tritt Schwindel nach Alkohol häufig auf. Besser ist es daher, den Angstschwindel ursächlich zu behandeln.
Was hilft gegen psychogenen Schwankschwindel?
Körperliche Aktivität hat positive Auswirkungen auf das Wohlbefinden. Helfen können schon regelmäßige Spaziergänge an der frischen Luft. Noch besser sind Ausdauersportarten wie Joggen, Nordic Walking und Schwimmen – sie tragen zum Stressabbau bei und wirken stimmungsaufhellend.
Auch Entspannungstechniken können zur Besserung beitragen. Gut geeignet sind unter anderem Yoga, Meditation, progressive Muskelentspannung, autogenes Training und Achtsamkeitstraining. Die entsprechenden Übungen sollten möglichst regelmäßig durchgeführt werden, im Idealfall täglich – zumindest für einige Minuten.
Bei einem phobischen Schwankschwindel kann eine Therapie helfen
In der Regel ist eine Psychotherapie bei einem phobischen Schwankschwindel wichtiger Teil der Behandlung. Sie unterstützt die Betroffenen dabei, den Ursachen des Schwindels auf die Spur zu kommen. Verschiedene Ansätze sind möglich, um die Belastbarkeit zu verbessern und innere Konflikte zu lösen, etwa eine Verhaltenstherapie oder eine tiefenpsychologische Psychotherapie.
Ein wichtiger Aspekt ist zudem die sogenannte psychoedukative Aufklärung. Dabei geht es darum, Zusammenhänge zwischen dem eigenen Verhalten und Denkmustern und den Schwindelanfällen zu erkennen. Betroffene sollen dadurch lernen, auf Vermeidungsverhalten zu verzichten und sich Schritt für Schritt wieder Situationen auszusetzen, denen sie zuvor womöglich aus Angst vor einer Schwindelattacke aus dem Weg gegangen sind.
Phobischer Schwankschwindel: Medikamente können sinnvoll sein
Eventuell werden bei einem phobischem Schwankschwindel Medikamente eingesetzt. Das ist vor allem dann ratsam, wenn die Betroffenen sich durch die Attacken stark beeinträchtigt fühlen oder wenn Ärzt:innen Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen diagnostiziert haben. Die wichtigste Medikamentengruppe sind sogenannte Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Dabei handelt es sich um Antidepressiva, die auch gegen Angstsymptome und damit auch gegen den phobischen Schwankschwindel helfen können.
Quellen:
Häufigste Schwindelform im mittleren Alter, in: springermedizin.de
Leitsymptom Schwindel: Diagnose und Therapie, in: uniklinikum-jena.de
Den sollten Sie kennen: Phobischer Schwankschwindel, in: springermedizin.de