Paracetamol – die 10 häufigsten Fragen

Aus der Serie: Paracetamol – der ultimative Wirkstoff gegen Fieber

Bei Paracetamol handelt es sich um den beliebtesten Schmerzwirkstoff der Deutschen. Doch in den letzten Jahren ist der Wirkstoff immer weiter in Verruf geraten. Wie schädlich ist Paracetamol wirklich?

Unser Experte Prof. Dr. Hartmut Göbel, Facharzt für Neurologie und spezielle Schmerztherapie von der Schmerzklinik Kiel, beantwortet die zehn häufigsten Fragen zum Wirkstoff Paracetamol.

Für was nimmt man Paracetamol?

Der Wirkstoff Paracetamol wird hauptsächlich bei leichten bis mäßig starken Schmerzen eingesetzt, sowie zur Fiebersenkung. Besonders häufig kommt Paracetamol auch bei Erkältungskrankheiten zum Einsatz. Zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen, die meist entzündungsbedingt sind, ist Paracetamol dagegen nicht geeignet.

Paracetamol gehört nach Ibuprofen zu den meistverkauften rezeptfreien Schmerzwirkstoffen in Deutschland.

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In welchem Abstand sollte man Paracetamol einnehmen?

Die Dosierungsempfehlung für Paracetamol lautet: Erwachsene nehmen maximal 4-mal täglich etwa 500-1000 mg des Wirkstoffs ein. Der Zeitabstand zwischen den Einzeldosen sollte sechs bis acht Stunden betragen. Meistens nehmen die Patienten die nächste Einzeldosis etwa nach sechs Stunden ein.

Paracetamol Saft ist besonders für Kinder geeignet
Paracetamol in Saft-Form eignet sich besonders zur Schmerz- oder Fieberbehandlung bei Kindern Foto: Fotolia

Bei Kindern ist die richtige Dosierung vom Körpergewicht abhängig. Mediziner empfehlen pro Einzeldosis 10–15 mg / kg Körpergewicht. Die Tageshöchstdosis für Kinder liegt bei 60 mg / kg Körpergewicht.

Welche Wirkstoffstärken gibt es bei Paracetamol?

Bei Paracetamol gibt es viele Wirkstoffstärken. Sie reichen von 75 mg über 250 und 500 mg bis hin zu 1000 mg. Diese große Auswahl an Wirkungsstärken liegt daran, dass selbst schon kleine Kinder mit dem Wirkstoff behandelt werden dürfen. In diesem Fall müssen bei einem kleinen Kinderkörper die Dosierungen natürlich entsprechend geringer sein als bei einem Erwachsenen.

Paracetamol-Zäpfchen gibt es bereits ab einer Dosierung von 75 mg und Paracetamol-Saft ab 40 mg / ml. Das macht es für Eltern oft einfacher, die richtige Dosierung – dem Körpergewicht entsprechend – für ihr Kind zu finden.

Um eine Überdosierung zu vermeiden, ist seit Juli 2008 Paracetamol in größeren Packungen mit einem Wirkstoffgehalt von mehr als 10 g verschreibungspflichtig.

Wann tritt die Wirkung von Paracetamol ein?

Nach Einnahme des Wirkstoffs über den Mund dauert es gut 30 Minuten bis zu einer Stunde, bis das Paracetamol zu wirken beginnt. Es hängt ganz davon ab, ob die Tablette oder Kapsel auf nüchternen Magen eingenommen wird oder nach einer Mahlzeit. Die Einnahme nach den Mahlzeiten kann den Wirkungseintritt des Wirkstoffs verzögern. Deswegen wird empfohlen, Paracetamol auf nüchternen Magen mit einem großen Glas Wasser einzunehmen.

Ab wann darf man dem Baby Paracetamol geben?

Paracetamol ist einer der wenigen Wirkstoffe, der bereits Babys und Säuglingen verabreicht werden darf. Gerade wenn Säuglinge Zähne bekommen oder Fieber haben, ist Paracetamol meist ein Mittel der ersten Wahl. Paracetamol kann unabhängig vom Alter bereits ab einem Körpergewicht von 3 kg eingesetzt werden.

Warum ist Paracetamol leberschädigend?

Prof. Dr. Hartmut Göbel
Experte Prof. Dr. Göbel: "Paracetamol-Saft wirkt relativ schnell, da der Wirkstoff hier bereits in gelöster Form vorliegt und so schneller vom Körper aufgenommen werden kann." Foto: privat

Auch wenn Paracetamol für die Selbstmedikation rezeptfrei erhältlich ist, so ist es längst nicht so harmlos, wie man vielleicht glauben mag. In Deutschland waren in einer Untersuchung Überdosierungen des Wirkstoffs in 16 Prozent der Fälle für ein akutes Leberversagen verantwortlich.

Der Grund, dass Paracetamol leberschädigend wirkt, ist, dass der Wirkstoff in der Leber über bestimmte Enzyme abgebaut wird. Während dieses Prozesses wandelt sich Paracetamol zum giftigen und leberschädigenden N-Acetyl-p-benzochinonimin (NAPQI) Abbau-Produkt. Normalerweise wird dieser schädigende Stoff sofort durch die körpereigene Aminosäure Glutathion aufgefangen und schließlich über die Nieren ausgeschieden. Jedoch kommt diese Aminosäure in der Leber nur in begrenztem Umfang vor. Wird nun zu viel Paracetamol eingenommen, vielleicht sogar noch über einen längeren Zeitraum, dann ist dieser Aminosäure-Vorrat irgendwann erschöpft und der Giftstoff kann nicht mehr abgebaut und ausgeschieden werden. Die Folge: Die Leberzellen sterben nach und nach ab und die Leber stellt schließlich ihre Arbeit ein. Was daraus folgt ist ein akutes Leberversagen. Im schlimmsten Falle und ohne Lebertransplantation endet dies leider meist tödlich.

Gerade weil Paracetamol sich durch die Verstoffwechselung in der Leber in ein giftiges Abbauprodukt verwandelt, sollten besonders alkoholkranke Personen auf die Einnahme von Paracetamol verzichten, da Alkohol ebenfalls über die Leber abgebaut wird. Muss die Leber nun zeitgleich mit dem Abbau von Alkohol und Paracetamol kämpfen – und dafür ist nicht einmal eine Überdosierung des Wirkstoffs notwendig – ist sie einer solchen Doppelbelastung ausgesetzt, der sie nicht lange standhalten kann und auch hier früher oder später zerstört wird.

Was ist besser: Paracetamol-Saft oder Tabletten?

Paracetamol ist sowohl als Saft als auch in Tablettenform sehr wirksam. Von der Wirkung her gibt es keinen großen Unterschied. Denn ob nun 500 mg Paracetamol in Tabletten- oder die gleiche Wirkstoffmenge in Saft-Form eingenommen werden, macht von der Wirkungsstärke her keinen Unterschied.

Gerade bei Kindern ist Paracetamol in Saft-Form wesentlich leichter zu verabreichen als eine Tablette. Kinder haben manchmal Schwierigkeiten, diese zu schlucken, Saft hingegen „rutscht“ einfach den Hals hinunter. Ein weiterer Vorteil bei der Einnahme von Saft ist der schnellere Wirkungseintritt. Das liegt daran, dass der Wirkstoff hier bereits in gelöster Form vorliegt.

Was darf man bei der Einnahme von Paracetamol essen?

Mit Ausnahme von Alkoholgenuss gibt es keine Einschränkungen was Essen und Trinken bei gleichzeitiger Anwendung von Paracetamol betrifft.

Frau bekommt vom Arzt eine Impfung
Paracetamol sollte nicht vor oder direkt nach einer Impfung eingenommen werden, sondern erst wenn Symptome, wie z.B. Fieber auftreten Foto: Fotolia

Wann ist Paracetamol im Körper abgebaut?

Wann der Wirkstoff im Körper abgebaut ist, lässt sich nicht so einfach sagen. Viele verschiedene Faktoren hängen davon ab, wie z.B. ob es sich um einen großen und schweren Mann handelt oder um eine kleine, zarte Frau. Bislang war es so, dass für viele Medikamente, die es schon länger auf dem Markt gibt, die Dosierung noch auf männliche Patienten abgestimmt ist. Weil jedoch der weibliche Körper oft anders reagiert, kann genau das Folgen haben. Untersuchungen zeigen: Nebenwirkungen treten bei Frauen insgesamt häufiger auf. Das hat vor allem drei Gründe: Während der Durchschnittsmann 80 Kilo wiegt, kommt die Frau nur auf ein Körpergewicht von 65 Kilo. So sind viele Wirkstoffe für weibliche Patienten zu hoch dosiert und die möglichen Nebenwirkungen deshalb stärker. Auch das Körperfett spielt eine wichtige Rolle. Ein gesunder Körperfettanteil liegt bei normalgewichtigen Männern zwischen 10 und 20 Prozent, bei normalgewichtigen Frauen allerdings zwischen 20 und 30 Prozent. In diesem Gewebe reichern sich bestimmte Arzneistoffe an. Das kann zu einer Akkumulation führen, wenn solche Mittel über einen längeren Zeitraum Wochen eingenommen werden. Ein weiterer Unterschied: Der Stoffwechsel arbeitet nicht mit der gleichen Geschwindigkeit. Arzneimittel werden deshalb unterschiedlich vom Körper verarbeitet und auch abgebaut.

Darf ich Paracetamol nach einer Impfung einnehmen?

Viele Kinderärzte empfehlen Eltern ihren Kindern bereits vor oder direkt nach einer Impfung die prophylaktische Einnahme von Paracetamol, um Fieberschübe zu verhindern. Doch darauf sollten Eltern besser verzichten, denn Paracetamol mindert laut einer tschechischen Studie den Impfschutz. Wird der Wirkstoff bereits vor oder direkt nach der Impfung verabreicht, schwächt Paracetamol die Antikörperreaktion deutlich ab. Der Impfschutz baut sich also nicht richtig auf. Wird dagegen erst einmal abgewartet, ob wirklich Fieber nach der Impfung auftritt und dann Paracetamol eingenommen, wird der Impferfolg nicht geschmälert.

Für Erwachsene gilt nach einer Impfung dasselbe. Am besten erst einmal abwarten, ob etwas passiert und wenn Fieber oder Entzündungsreaktionen auftreten, kann immer noch Paracetamol eingenommen werden.