Paracetamol in der Schwangerschaft: Erlaubt oder schädlich?

Paracetamol ist eines der am meisten genommenen Schmerzmittel. Aber darf Paracetamol auch in der Schwangerschaft eingenommen werden? Alles Wichtige auf einem Blick.

Schwangere Frau mit Wasserglas und Tablette in der Hand
Paracetamol ist in der Schwangerschaft das Schmerzmittel der Wahl, sollte ohne ärztlichen Rat aber nicht länger eingenommen werden Foto: iStock/damircudic

Medikamente in der Schwangerschaft sind ein heikles Thema und verunsichert viele Schwangere, vor allem was Schmerzmittel betrifft. Wie verhält es sich mit dem bekannten Schmerzmittel Paracetamol? Ist Paracetamol in der Schwangerschaft erlaubt? Alle wichtigen Infos.

Wie werden Daten über Auswirkungen von Schmerzmitteln bei Schwangeren erfasst?

Aus ethischen Gründen führen Hersteller von Arzneimitteln keine Studien mit Schwangeren durch. Doch werdende Mütter leiden ebenfalls unter Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen, Muskelschmerzen und Schmerzen anderer Art.

Um zu entscheiden, welches Schmerzmittel sich in Schwangerschaft und Stillzeit eignet, haben Forscher an der Charité – Universitätsmedizin Berlin Daten von werdenden Müttern, die aus Versehen Medikamente eingenommen haben, um unerwünschte Folgen abzuschätzen, erfasst. Zu dem bekannten Schmerzmittel Paracetamol liegen umfangreiche Informationen über Wirkung und Nebenwirkungen in der Schwangerschaft vor.

Eignet sich Paracetamol während der Schwangerschaft im ersten Trimenon?

Das Ergebnis: Durch Paracetamol gibt es kein erhöhtes Risiko von Fehlbildungen im ersten Drittel der Schwangerschaft. Aufgrund einzelner Fallberichte wurde dies zuerst vermutet, hat sich aber nicht bestätigt. Auch die mögliche Gefahr eines Hodenhochstands beim Baby scheint nach aktuellem Wissensstand nicht mit Paracetamol in Zusammenhang zu stehen.

Kann man Paracetamol während der Schwangerschaft im zweiten und dritten Trimenon einnehmen?

Auch im zweiten und dritten Drittel der Schwangerschaft wird Paracetamol wahrscheinlich gut vertragen. Hinweise, dass das Schmerzmittel in dieser Phase zu Hodenhochstand beim Baby führt oder später das Risiko asthmatischer Erkrankungen erhöht, sind widersprüchlich, aber nicht belegt.

Das gilt auch für vermeintliche Zusammenhänge zwischen einer mindestens vierwöchigen Paracetamol-Einnahme im zweiten beziehungsweise dritten Trimenon und Verhaltensauffälligkeiten wie dem Aufmerksamkeits-Defizitsyndrom (ADHS) im Alter von drei beziehungsweise sieben Jahren.

Auch eine verzögerte Sprachentwicklung wird vermutet – und auch die gegenteilige Wirkung. Der Effekt könnte viele Ursachen haben. Aus den Studien kann man Ursache und Wirkung (Kausalität) nicht ablesen.

Was ist bei der Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft zu beachten?

Paracetamol eignet sich somit nach Ansicht der Wissenschaftler zur Behandlung von Schmerzen während der Schwangerschaft.

Wie bei jedem Schmerzmittel gilt: Das Medikament sollte nicht länger ohne Rücksprache mit dem Gynäkologen eingenommen werden. Wichtig ist, zu klären, woher die Schmerzen kommen und ob eine Behandlung der Ursache möglich ist.

Alle Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Dosierungen können in der Packungsbeilage nachgelesen werden. Empfehlenswert sind Arzneimittel, die nur Paracetamol und keine weiteren Wirkstoffe enthalten. Solche Kombipräparate wie man sie von der Behandlung grippaler Infekte kennt, sind für Schwangere ungeeignet

Eignen sich andere Schmerzmittel als Paracetamol in der Schwangerschaft?

Paracetamol während der Schwangerschaft wirkt gut gegen leichte und mittelstarke Schmerzen. Auch bei grippalen Infekten mit Fieber wird es eingesetzt. Der Arzneistoff wirkt jedoch kaum entzündungshemmend.

Im ersten und zweiten Trimenon (nicht im dritten Trimenon!) kann Ibuprofen eine mögliche Alternative sein. Wie Paracetamol sollte es in der Schwangerschaft nur nach Rücksprache mit dem Gynäkologen eingenommen werden.

Quellen

Herdegen, Thomas et al. (2019): Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie, Stuttgart: Thieme-Verlag

Geisslinger, Gerd et al. (2019): Mutschler Arzneimittelwirkungen, Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft

Embryotox zu Paracetamol in der Schwangerschaft, in: Charité Universitätsmedizin Berlin