Pansexuell – was ist das?
Was bedeutet es, wenn jemand pansexuell ist? Und wie genau äußert sich die Pansexualität? Die häufigsten Fragen und Antworten im Überblick.

Der Begriff der Pansexualität hat in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit bekommen. Nicht zuletzt durch das Outing von Sängerin Miley Cyrus und Schauspielerin Bella Thorne ist diese sexuelle Orientierung stärker in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Viele fragen sich daher bei Pansexualität: Was ist das überhaupt?
Pansexualität: Was ist das?
Eine streng wissenschaftliche Definition von Pansexualität gibt es nicht. Jedoch kann man sagen, dass Menschen, die pansexuell orientiert sind, geschlechtsneutral eingestellt sind und ihre Partnerwahl nicht geschlechtsspezifisch treffen. Bei der Pansexualität, auch Omnisexualität genannt, steht nicht die biologische Ausrichtung des anderen im Vordergrund: Es ist Pansexuellen egal, um welches Geschlecht es sich bei dem anderen handelt, genau wie deren sexuelle Orientierung. Daher auch das Präfix „Pan“, das aus dem Griechischen kommt und „alles“, „gesamt“ und „umfassend“ bedeutet.
Wann ist man pansexuell?
Pansexuelle orientieren sich an der Persönlichkeit eines Individuums und nicht an seinem bzw. ihrem Geschlecht. Die Anziehung kann spirituell, emotional, romantisch, physisch und sexuell sein. Der Begriff Geschlecht umfasst bei pansexuell orientierten Menschen die binären Geschlechter Mann und Frau, aber auch jede andere Geschlechtsidentität, wie beispielsweise Transsexuelle, Transgender oder Intersexuelle (Zwitter). Wichtig: Die Orientierung richtet sich ausschließlich an erwachsenen Menschen aus.
Pansexualität: Woher kommt der Begriff?
Der Psychoanalytiker Sigmund Freud untersuchte in seinem Psychoanalyse-Modell, was Pansexualität ist. Definiert hatte Freud den Begriff jedoch anders, als wir es heute tun: Nämlich als Phänomen, das alle Beziehungen eines Menschen beschreibt, die bewusst oder unbewusst mit sexuellen Gefühlen aufgeladen sind, sprich: als Sexualtrieb. In den 1960er Jahren galt die pansexuelle Orientierung sogar noch als Symptom der Borderline-Persönlichkeitsstörung.
Was bedeutet es heute, pansexuell zu sein?
Der Begriff Pansexualität in seiner heutigen Definition entsprang vor etwa zehn Jahren aus dem Umfeld der Queer- und Genderforschung, die versucht, Begrifflichkeiten für Identitäten zu identifizieren, damit Menschen sich darin wiederfinden.
Wie weit verbreitet ist Pansexualität?
Wie viele Menschen pansexuell sind, ist bislang nicht erfasst worden. Doch die Berliner Dalia-Studie [1] aus dem Jahr 2016 hat ergeben, dass sich etwa sechs Prozent der EU-Bevölkerung als LGBT (Lesbian, Gay, Bi, Trans) sehen. Spitzenreiter ist Deutschland mit 7,4 Prozent, gefolgt von Spanien (6,9 Prozent). Der Anteil an pansexuell orientierten Menschen dürfte also noch geringer sein. Für die Erhebung wurden 12.000 Menschen aus 28 Ländern befragt.
Pansexuell oder bisexuell?
Bisexuelle fühlen sich zu zwei Geschlechtern hingezogen: Männern und Frauen. Pansexualität geht darüber hinaus, da sie per Definition alle erwachsenen Menschen meint. Übrigens: Wer pansexuell ist, führt nicht zwangsläufig eine polyamore Beziehung, also eine Liebes- und Sexualbeziehung zu mehreren Partner:innen. Viele Pansexuelle leben monogam, also mit nur einem Partner bzw. einer Partnerin zusammen.
Pansexualität als gesellschaftliche Haltung
Pansexuelle sehen die Unterteilung in männlich und weiblich sowie die Rollenzuschreibungen als überholt an. Sie setzen sich für eine Aufhebung gesellschaftlicher Abgrenzungen durch geschlechtliche Definitionen ein. Das zeigt sich zum Beispiel im englischen Sprachraum: Statt „Boyfriend“ oder „Girlfriend“ gebrauchen sie „Partner“ oder auch „Lover“.
Pansexualität: Ein eigenes Erkennungsmerkmal
Die pansexuelle Gemeinde hat eine eigene Flagge mit drei horizontalen Streifen: Pink steht für alle Personen, die sich mit dem weiblichen Spektrum identifizieren – aber eben unabhängig von ihrem biologischen Geschlecht. Blau steht für das männliche Spektrum und Gelb spiegelt alle Spektren darüber hinaus wieder.
- Herbertz-Floßdorf, M. (2021). Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Die Hebamme, 34(01), 18-24.
- Schütze, Lea. "Pansexualität." (2013).
- Debus, K., & Laumann, V. (2020). Glossar zu Begriffen geschlechtlicher und sexueller Vielfalt.