OP bei Trigeminus-Neuralgie: "Endlich kann ich wieder schmerzfrei lächeln"

Frau nach Operation gegen Trigeminus-Neuralgie
Herzhaft lachen – ganz ohne Schmerzen! Nach einer Operation ist das auch für Patienten mit Trigeminus-Neuralgie wieder möglich Foto: Fotolia

Selbst sanfte Berührungen lösten bei Gerlinde Meyer starke Gesichtsschmerzen aus. Der Grund: Eine Trigeminus-Neuralgie. Ein Gore-Tex-Polster brachte ihr die Freude am Leben zurück.

Es fing plötzlich vor vier Jahren an. Ein stechender Schmerz durchzog beim Zähneputzen Gerlinde Meyers linke Gesichtshälfte. „Bestimmt ist das nur ein Nervenzucken", beruhigte sie sich. Doch die Beschwerden kamen häufiger. „Es fühlte sich an wie glühende Dolche", erzählt die Berlinerin.

Trigeminus-Neuralgie: Die Medikamente helfen nicht

Jede noch so sanfte Berührung konnte an der betroffenen Wange eine Schmerzattacke auslösen. Ein Neurologe stellte schließlich die Diagnose: Trigeminus-Neuralgie, ein Schmerz-Syndrom des sensiblen Gesichtsnervs. Vorerst behandelte der Arzt die Symptome mit Medikamenten. Die Arznei brachte kaum Linderung, sorgte aber für starke Übelkeit. Und: Jeder Luftzug, Kälte und jede kleinste Berührung lösten weiterhin Gesichtsschmerzen aus. 30 Attacken täglich waren nichts Ungewöhnliches. „Jeder Tag bedeutete Überwindung", erinnert sich die früher so lebenslustige Frau. „Wenn die Medikamente nicht helfen, rate ich zu einer OP", empfahl der Arzt. Trotz großer Angst entschied sie sich für den Eingriff.

OP heilt die Gesichtsschmerzen

Kurze Zeit später hatte sie einen OP-Termin bei dem Neurochirurgen Dr. Dirk Rasche aus Lübeck. In einem Vorgespräch konnte er ihr die Sorgen nehmen: „Über eine kleine Öffnung hinter dem Ohr, die so groß ist wie ein Daumennagel, legen wir bei der Operation den Trigeminus-Nerv frei", erklärte er. „Anschließend bringen wir mit einem Gewebekleber ein Polster aus Gore-Tex zwischen den Nerv und die Blutgefäße, sodass sie keinen Druck mehr auf den Gesichtsnerv ausüben können. Etwa 70 Prozent der Patienten leben nach der OP mehr als 15 Jahre beschwerdefrei."

Nach 90 Minuten war die OP überstanden – ohne Komplikationen. Es folgte ein Tag zur Beobachtung auf der Intensivstation. „Als ich aufwachte, liefen mir Tränen der Erleichterung herunter. Ich hatte endlich keine Schmerzen mehr." Nach einer Woche durfte Gerlinde Meyer das Krankenhaus verlassen und lächelt seitdem ohne Schmerzen.

Trigeminus-Neuralgie: Interview mit Dr. Dirk Rasche

Was ist die Ursache einer Trigeminus-Neuralgie?

Dr. Rasche: Meistens ist keine Ursache feststellbar. Möglich sind Entzündungen des Gehirns, der Zähne, der Nasen-Nebenhöhlen oder ein Tumor. Durch Blutgefäßveränderungen kann der Nerv eingeengt und dadurch die Beschwerden ausgelöst werden.

Wie lässt sich die Neuralgie erkennen?

Dr. Rasche: Es handelt sich um sehr starke, einschießende Schmerzen in den Oberkiefer, den Unterkiefer und selten in das Auge. Die Beschwerden treten attackenartig in sehr hoher Frequenz auf und dauern wenige Sekunden an. Die Schmerzen bei der Trigeminus-Neuralgie zählen zu den schlimmsten Schmerzen überhaupt.

Wie lassen sich die Symptome am wirkungsvollsten behandeln?

Bei 80 bis 90 Prozent der Patienten reicht eine Behandlung mit sogenannten Membran-Stabilisatoren in Kombination mit Schmerzmitteln aus. Nach der OP geben 80 bis 95 Prozent der Patienten an, eine deutliche Linderung oder sogar gar keine Schmerzen mehr wahrzunehmen.