Omikron: Ab wann kann man sich wieder anstecken?

Sechs Monate immun nach einer Omikron-Infektion? Diese Annahme ist längst widerlegt. Doch wie schnell kann man sich wieder mit Omikron anstecken?

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Mit Blick auf den bevorstehenden Winter und die seit Wochen steigenden Corona-Zahlen fragen sich viele Menschen, ab wann sie sich nach einer überstandenen Infektion wieder mit Omikron anstecken können. Befeuert wird die Angst vor einer oder gar mehrerer Reinfektionen durch das Aufkommen neuer Omikron-Varianten, allen voran BJ.1, die gerade in Europa aufgetaucht ist, und XBB, deren rasante Verbreitung bereits in knapp 20 Ländern nachgewiesen werden konnte.

Bisherige Studien legen zwar unterschiedliche Ergebnisse vor, belegen im Kern aber alle das gleiche: Der durch eine Omikron-Infektion aufgebaute Immunschutz hält nicht lange vor. Man kann sich also zeitnah wieder mit Omikron anstecken.

Omikron: Ansteckung bereits nach vier Wochen wieder möglich

Die australische Gesundheitsbehörde AHPPC warnte bereits im Juli vor einer harten Corona-Winterwelle, die von Omikron befeuert werden wird. Laut der Daten aus Down Under können sich Omikron-Genesene schon 28 Tage nach überstandener Infektion wieder anstecken.

Aufgrund dessen werde unabhängig vom Genesenenstatus dazu geraten, Masken in Innenräumen zu tragen sowie die Corona-Schutzimpfungen pünktlich in Anspruch zu nehmen.

Dänische Studie: Omikron-Reinfektionen in diesen Fällen

In Dänemark wurde das Risiko von Reinfektionen im Februar 2022 genauer untersucht. Damals dominierte Omikron BA.2 das Infektionsgeschehen.

Die Wissenschaftler:innen wiesen nach, dass eine Infektion mit dem Omikron-Subtyp BA.2 schon wenige Wochen nach einer Infektion mit BA.1 möglich ist. In ihrer Studie filterten die Fachkräfte zwischen November 2021 und Februar 2022 aus 1,8 Millionen dokumentierten Infektionsfällen jene heraus, bei denen es in einem Zeitraum von 20 bis 60 Tagen zu einer zweiten Omikron-Ansteckung gekommen war. Unter insgesamt 187 Doppelinfektionen fanden sich 47, bei denen eine Ansteckung mit BA.2 kurz nach einer BA.1-Infektion stattgefunden hatte.

Auffällig dabei: 89 Prozent der Personen, die sich ein zweites Mal mit Omikron infizierten, waren unter 15 Jahren und hatten zuvor keine Corona-Schutzimpfung erhalten.

Die Studie erschien im Preprint und muss noch durch unabhängige Fachkräfte validiert werden.

Omikron-Subtypen: Reinfektionen wahrscheinlicher?

Während sich die Warnung der australischen Gesundheitsbehörde AHPPC auf die Erfahrungen mit den Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 bezieht, liegen den Daten aus Dänemark die Subtypen BA.1 und BA.2 zugrunde.

Die in den vergangenen Monaten entdeckten Omikron-Varianten BJ.1 oder XBB gelten allerdings als noch ansteckender. In der Folge drängt sich die Frage auf, ob auch Reinfektionen wahrscheinlicher sind – und vor allem schnell aufeinanderfolgend möglich. Studien hierzu stehen noch aus.

Schnelle Omikron-Reinfektionen: Immunantwort zu gering

Die Tatsache, dass Omikron häufiger milde Krankheitsverläufe verursacht, ist Fluch und Segen zugleich. Bei einer Infektion werden meist nur die oberen Atemwege angegriffen, was die Symptome milder und leichter erträglich macht.

Gleichzeitig ruft eine Omikron-Infektion einen geringeren Immunschutz hervor, wie eine aktuelle Preprint-Studie aus den USA ergeben hat. Das bedeutet, dass sich Omikron-Genesene schneller wieder mit Corona anstecken können.

Forschende aus Österreich konnten in einer Studie indes nachweisen, dass ungeimpfte Omikron-Genesene – im Vergleich zu Geimpften und zuvor Genesenen – lediglich gegen die Omikron-Variante neutralisierende Antikörper bilden und dies nur in geringen Mengen. Eine Reinfektion mit einer anderen Corona-Mutante wird damit wahrscheinlicher.

Omikron: Wie oft kann man sich wieder anstecken?

Grundsätzlich ist der vom Körper hervorgerufene Immunschutz durch eine Impfung oder Infektion hochindividuell und von zahlreichen Faktoren – wie Alter, Grundgesundheit und zeitlicher Abstand zur Impfung/Infektion – abhängig.

Im Interview mit dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" betonte Immunologe Prof. Reinhold Förster von der Medizinischen Hochschule Hannover jedoch, dass Ungeimpfte nach einer Omikron-Infektion nicht von einem hohen Immunschutz ausgehen sollten: "Wenn man sich einmal mit dem Virus auseinandergesetzt und vielleicht fünf Tage schlapp gefühlt hat, reicht das definitiv nicht aus, um eine lang anhaltende Immunität zu bekommen, insbesondere gegen neue Virusvarianten."

Omikron: Keine hochwertige Immunantwort

In einer Studie, die Ende Januar 2022 erschienen ist, wiesen Prof. Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie an der Technischen Universität München, und ihr Team nach, dass erst ein dreimaliger Kontakt mit dem Coronavirus eine hochwertige Immunantwort auslösen könne.

"Wenn ich jetzt eine Infektion mit Omikron durchgemacht habe, da hat mein Körper das einmal gesehen. Aber das wird noch nicht reichen, um diese optimale Stärke der Immunantwort auch zu bekommen", verdeutlichte Prof. Ulrike Protzer die Wichtigkeit einer Corona-Impfung unabhängig vom Genesenenstatus.

Studien und Expert:innen sind sich einig, dass eine überstandene Omikron-Infektion nicht davor bewahrt, sich wieder mit Corona anzustecken.

Quellen:

AHPPC statement on COVID-19 winter update and ongoing health protection measures to support our community, in: health.gov.au

Occurrence and significance of Omicron BA.1 infection followed by BA.2 reinfection, in: medrxiv.org

Omikron-Genesene: Immun gegen eine Corona-Reinfektion?, in: ndr.de

Omikron: Kann man sich mehrfach mit der Virusvariante infizieren?, in: rnd.de