Ohr verstopft: Hausmittel und Tipps von einem Experten

Alles hört sich dumpf an, vielleicht kommt noch ein unangenehmer Druck oder Juckreiz hinzu – bei diesen Symptomen ist sofort klar: Das Ohr ist verstopft. Wir haben mit dem HNO-Arzt Dr. Ingo Teudt über Ursachen und Behandlungsmethoden von verstopften Ohren gesprochen.

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Verstopftes Ohr durch Ohrenschmalz

Sehr häufig ist das Ohr verstopft, weil sich zu viel Ohrenschmalz (auch Cerumen genannt) im Gehörgang befindet und dort verklumpt. “Ohrenschmalz ist eine Mischung aus verschiedenen Bestandteilen. Körpereigen sind Fette und Enzyme aus Zelldrüsen im Gehörgang, den sogenannten Ceruminaldrüsen. Aber auch abgestoßene Hautschuppen und Zellen von Gehörgang und Trommelfell gehören dazu”, sagt Dr. Ingo Teudt. “Körperfremde Stoffe hingegen reichern sich durch Schmutz und Staub aus der Umwelt an. Bei weiten und geraden Gehörgängen kann sich das Ohr gut selbst reinigen. Bei engen und abgewinkelten Gehörgängen braucht es Hilfe”, so der HNO-Arzt. 

Dass wir Ohrenschmalz haben, ist also völlig normal und sogar wichtig für unsere Gesundheit. Er schützt vor Bakterien und befördert Schmutz aus den Ohren. Unsere Ohren besitzen demnach sehr gute Selbstreinigungskräfte. Dennoch kommt es häufig vor, dass zu viel Ohrenschmalz im Gehörgang verbleibt, sich dort ansammelt, diesen verstopft und in manchen Fällen sogar Ohrgeräusche auslöst.

Ohr verstopft: Das sind häufige Ursachen

In der Regel handelt es sich also meistens bloß um überschüssiges Ohrenschmalz, das den Gehörgang (teilweise) verschließt. Doch ist das Ohr verstopft, kann das noch viele andere Ursachen haben:

Ohrenschmalzpfropfen: Sie können entstehen, wenn das Ohr zu viel Ohrenschmalz herstellt. Außerdem kann auch die falsche Anwendung von Wattestäbchen schuld an einer solchen Pfropfenbildung sein. Wird das Stäbchen nämlich in den Gehörgang eingeführt, passiert es oft, dass der Ohrenschmalz tiefer ins Ohr geschoben wird. Dort kann er sich ansammeln und zu einem Pfropf verdichten. Eine Ohrenspülung mit der Ohrendusche kann hier Abhilfe schaffen. Besser ist es jedoch, einen HNO-Arzt aufzusuchen, der den Schmalz einfach absaugen kann.

Druck auf den Ohren: Ob im Flugzeug, im Fahrstuhl oder beim Tauchen – Druck auf den Ohren ist in den meisten Fällen harmlos und schnell durch Gegendruck zu beheben. Sollte der Ohrendruck jedoch zusammen mit anderen Symptomen wie Schwindelgefühl, Ohrenschmerzen, Hörverlust oder Ohrgeräuschen wie z.B. einem dauerhaften Pfeifton auftreten, könnte es sich auch um eine Erkrankung handeln, wie beispielsweise eine Erkältung, eine Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündung oder ein Tinnitus/Hörsturz.

Wasser im Ohr: Beim Schwimmen, Baden oder Wassersport tritt häufig Wasser in die Ohren ein. Dort verursacht es Druck und ein lästiges Verstopfungsgefühl. Ohrenstöpsel können Wasser im Ohr wirksam vorbeugen.

Flüssigkeit im Ohr: Insbesondere bei einem Paukenerguss – einer Ansammlung von Flüssigkeit hinter dem Trommelfell – kommt es zu einer Ansammlung von Flüssigkeit im Ohr, die mit Verstopfungsgefühlen einhergeht. Ein Paukenerguss entsteht durch einen Unterdruck in der sogenannten Paukenhöhle, bei dem Sekret in der Mittelohrschleimhaut produziert und abgegeben wird. Oft ist ein Paukenerguss Begleiterscheinung einer Mittelohrentzündung. Dagegen können abschwellende Nasentropfen helfen.

Furunkel im Ohr: Pickel im Ohr sind keine Seltenheit. Pickel und entzündete Haarfollikel können starke Schmerzen auslösen. Bei Anschwellen der betroffenen Stellen denken Betroffene häufig, dass ihr Ohr verstopft ist. Ein HNO-Arzt kann eine Reinigung und Desinfektion des Gehörganges vornehmen. Manchmal muss auch ein kleiner Haarwurzelabszess mit der sterilen Nadel entlastet werden.

Ohr verstopft nach Schlafen: Daran liegt es

Gerade morgens nach dem Schlafen passiert es häufiger, dass das Ohr verstopft ist. Wenn man die ganze Nacht auf einer Seite gelegen hat, kann sich dort der Ohrenschmalz "stauen". Auch das Gewebe ist durch den Druck auf das Ohr im Schlaf oft angeschwollen. Dann hilft zunächst Aufstehen und Bewegung. Wenn sich das Ohr im Laufe des Tages weiterhin verstopft anfühlt, können verschiedene Hausmittel helfen, den hartnäckigen Ohrenschmalz zu lösen.

Ohr verstopft – was tun? Hausmittel könnten helfen

Es gibt eine Reihe an natürlichen Heilmitteln, die bei leicht verstopften Ohren helfen können. “Häufig muss der eingetrocknete und dadurch sehr feste Ohrenschmalz angelöst werden”, erklärt Dr. Teudt. “Dazu eignen sich ein paar Tropfen Olivenöl oder eine warme Wanne. Anschließend kann man mit dem Duschstrahl (nicht Massagestrahl) versuchen, den Gehörgang frei zu spülen.” Mandel- oder Olivenöl (in Bio-Qualität) wirken fettlösend. Geben Sie ein paar Tropfen in das jeweilige Außenohr und warten Sie mindestens fünf Minuten. Dann gut mit lauwarmem Wasser ausspülen.

Auch Salzwasser kann helfen, wenn das Ohr verstopft ist. Dazu lösen Sie einen Teelöffel Salz in 100 Millilitern warmem Wasser auf. Einen Löffel davon geben Sie in das verstopfte Ohr. Bis zu 15 Minuten einwirken lassen und hinterher mit lauwarmem Wasser ausspülen.

Sollten Sie zusätzlich mit einer Erkältung zu tun haben, eignet sich auch ein Dampfbad mit Kamille gegen die Ohrverstopfung. Kamille löst den Ohrenschmalz, reinigt und wirkt zusätzlich antibakteriell. Geben Sie dafür einen Esslöffel Kamillenblüten in das heiße Wasser (ca. 2 Liter). Hinterher spülen Sie das Ohr mit lauwarmem Wasser aus.

Dr. Teudt warnt: “Von Ohrenkerzen, Stecknadeln, Ohrenkratzer und Schraubenziehern ist dringend abzuraten. Das Verletzungsrisiko des Mittelohres ist sehr hoch."

Verstopfte Ohren beim Arzt reinigen lassen

Auch, wenn es viele Wege der Selbstbehandlung gibt: Am besten ist es, wenn Sie einen HNO-Facharzt aufsuchen, um das verstopfte Ohr mit folgenden Maßnahmen behandeln zu lassen:

Spülen: Durch den Einsatz einer Spülapparatur befördert der Arzt lauwarmes Wasser ins Ohr, das löst den Pfropfen.

Absaugen: Mithilfe eines dünnen Ohrensaugers, der in den Gehörgang eingeführt wird, kann der Pfropfen abgesaugt werden.

Ohrenschmalz mechanisch entfernen: Der HNO-Arzt zieht den hartnäckigen Ohrenschmalzpfropfen mit einem speziellen Häkchen aus dem Ohr.

Verstopfte Ohren reinigen: So geht es richtig

Sie haben häufig mit verstopften Ohren durch verklumptes Ohrenschmalz zu kämpfen? Dann sollten Sie dem vorbeugen. Diese Tipps helfen Ihnen dabei, Ihre Ohren richtig zu reinigen und überschüssiges Ohrenschmalz zu entfernen:

In der Dusche: “Beim Duschen die Ohrmuschel fassen und nach hinten und oben ziehen. Dann mit dem Duschstrahl in den Gehörgang spülen und hinterher gut abtupfen”, rät HNO-Arzt Dr. Teudt. Auch möglich: “Mit der Ecke eines Handtuchs in den Gehörgang gehen und trockensaugen.”

Schmutz sanft entfernen: Um Schmutz und überschüssiges Schmalz sanft aus der Ohrmuschel zu entfernen, nehmen Sie am besten ein weiches Baumwoll- oder Kosmetiktuch zur Hand, das Sie mit etwas lauwarmen Wasser befeuchten. Aber: Nur tupfen, nicht reiben.

Keine Wattestäbchen: Nein, Wattestäbchen eignen sich entgegen vieler Meinungen nicht, um die Ohren zu reinigen. “Q-Tips nur vorsichtig im Eingang des Gehörgangs benutzen – in der Tiefe stopft man den Ohrenschmalz meistens nur weiter nach hinten und erreicht das Gegenteil”, sagt Dr. Teudt.

Ohr verstopft: Hilfe aus der Apotheke

In der Apotheke erhalten Sie Ohrentropfen oder Ohrensprays, die bei der Reinigung der Ohren helfen. Diese Produkte weichen den verklumpten Ohrenschmalz im Außenohr auf, sodass man kann die Substanz anschließend leicht mit einem Tuch entfernen kann. Apotheker beraten individuell, welches Präparat am besten geeignet ist.

Ohr verstopft: Wann zum Arzt?

Ist das Ohr verstopft und lässt sich durch Hausmittel und Arzneimittel aus der Apotheke nicht befreien, sollten Sie den HNO-Arzt aufsuchen.

Unser Experte: Dr. med. Ingo Teudt, HNO-Arzt mit eigener Praxis in Hamburg-Altona.