Normaldruckhydrozephalus: die heilbare Demenz
Wenn das Gedächtnis nachlässt und der Gang schlurfend wird, denkt man schnell an Demenz oder Parkinson. Bei etwa 80.000 Menschen in Deutschland liegt aber eine andere Ursache vor: Normaldruckhydrozephalus, auch Altershirndruck genannt. Unser Experte erklärt, was dagegen hilft.
Erst waren es Kleinigkeiten, die Werner G. vergaß. Doch seine Vergesslichkeit wurde immer schlimmer. Schließlich konnte der 71-Jährige nur noch schlurfend gehen und verlor sogar die Kontrolle über seine Blase.
Diagnose Normaldruckhydrozephalus
Was ist Normaldruckhydrozephalus?
Bei gesunden Menschen sammelt sich das Nervenwasser in den Hirnkammern. Wird der Abfluss behindert, kommt es zur Erweiterung der Hirnkammern. Mit schlimmen Folgen. Denn werden sie nicht auf eine normale Größe geschrumpft, zerquetschen sie das Gehirn.
Wie wird die Diagnose Normaldruckhydrozephalus gestellt?
Zunächst muss eine eindeutige Diagnose gestellt werden. Eine Computer- oder Magnetresonanztomografie des Kopfes zeigt die für einen Normaldruckhydrozephalus so typische Erweiterung der Hirnkammern. Um letzte Sicherheit für die Diagnose zu erhalten, müssen die Patienten punktiert werden. Dazu werde an der Wirbelsäule Nervenwasser abgelassen.

Und dann ist der Patient geheilt?
Nein. Noch nicht. Bessert sich danach der Zustand des Patienten, dann ist der Normaldruckhydrozephalus bewiesen, und die Behandlung kann beginnen. Für einen dauerhaften Erfolg ist eine Operation notwendig.
In den Hirnkammern zirkuliert die Hirnflüssigkeit (Liquor). Er ist zum einen ein Schutzschild für das Gehirn. Zum anderen versorgt diese Flüssigkeit das Gehirn und das Rückenmark mit Nährstoffen. Normalerweise wird bei einem Erwachsenen etwa ein halber Liter Liquor pro Tag gebildet. Durch Resorptionsvorgänge wird die zirkulierende Menge jedoch kontinuierlich auf etwa 150 ml begrenzt.
Was genau wird bei einer Normaldruckhydrozephalus-OP gemacht?
Mithilfe eines sogenannten Shuntsystems wird bei einer Normaldruckhydrozephalus-Behandlung das Hirnwasser abgeleitet. Ein Shuntsystem (engl.: shunt = etwas verlagern) besteht in der Regel aus einem Katheter, einem Silikonschlauch und einem Ventil. Das Ventil ist der wichtigste Teil dieser Konstruktion. Es hat die Aufgabe, den Abfluss der Hirnflüssigkeit so zu regeln, dass die richtige Menge abgeleitet wird.
Programmierbare Ventile bieten die Möglichkeit, den Öffnungsdruck mit Magnetinstrumenten umzustellen und damit ohne eine weitere Operation an die Bedürfnisse der Patienten anzupassen. Moderne Ventilsysteme beinhalten zudem eine sogenannte Gravitationseinheit. Sie sorgt dafür, dass sich das Ventil selbstständig an die Körperhaltung des Patienten anpassen kann. Es reagiert also darauf, ob er liegt oder steht.
Wie lange muss der Patient nach der Normaldruckhydrozephalus-OP im Krankenhaus bleiben?
Schon einen Tag nach dem Eingriff kann der Operierte wieder aufstehen und ganz normal essen und trinken. In den kommenden Tagen werden mittels Computertomografie und Röntgen die Hirnräume vermessen.

Verkleinern sie sich wie erwartet, kann der Patient nach etwa sechs Tagen die Klinik verlassen. Das Shuntsystem bleibt jedoch für immer im Körper der Patienten. Einmal im Jahr muss er nun zur Nachuntersuchung zum Neurochirurgen. Dann wird es überprüft.