Nomophobie: Die Angst, per Smartphone nicht erreichbar zu sein
Menschen mit einer Nomophobie fühlen sich ohne Mobiltelefon von ihrer Umwelt abgeschnitten und haben Angst, nicht erreichbar zu sein. Sie achten extrem darauf, ihr Handy immer einzustecken und es nie auszuschalten. Wie entsteht diese psychische Erkrankung und wie wird sie behandelt?

Der Begriff Nomophobie kommt aus dem angloamerikanischen Raum und leitet sich von „No-Mobile-Phone-Phobia“ (wörtlich übersetzt: „Kein-Mobiltelefon-Angst“) ab, also der Angst, ohne Smartphone für private oder berufliche Kontakte nicht erreichbar zu sein. Die zunehmende Verbreitung von Handys hat auch dazu geführt, dass Menschen immer häufiger an einer Nomophobie leiden. Genaue Zahlen, wie viele Menschen betroffen sind, gibt es bislang nicht.
Was ist eine Nomophobie?
Von einer Nomophobie sind vor allem Menschen betroffen, die ihr Smartphone ständig nutzen. Dazu gehört die Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren, wobei Nomophobiker auch älter sein können.
Ob sie telefonieren, chatten, E-Mails empfangen oder in Social Media aktiv sind, spielt keine Rolle. Betroffene schätzen ihr Handy, um ständig erreichbar zu sein, über welche Kanäle auch immer. Sie haben Angst, ohne ihr Gerät wichtige Informationen zu verpassen oder den Kontakt zu anderen Menschen zu verlieren. Psychologisch betrachtet handelt es sich hier um eine Verlustangst.
Was sind typische Nomophobie-Symptome?
Welche Beschwerden bei einer Nomophobie auftreten, ist individuell ganz unterschiedlich. Die psychische Erkrankung tritt in verschiedenen Schweregraden auf. Bei Betroffenen ist das Stresslevel erhöht. Folgende Nomophobie-Symptome können auftreten:
• Schweißausbrüche• Herzklopfen• Zittern• Beschleunigter Puls• Gereiztheit• Depressive Verstimmung• Angstgefühlen bis hin zur Panikattacke
In welchen Situationen macht sich eine Nomophobie bemerkbar?
Eine Nomophobie zeigt sich, wenn Betroffene ihr Smartphone nicht nutzen können, etwa aufgrund eines fehlenden Netzes. Viele blicken regelmäßig auf den Status ihrer mobilen Verbindung, um Probleme sofort zu erkennen. Haben sie vergessen, ihr Gerät zu laden, führt das zu ähnlichem Stress. Die größte Angst von Nomophobikern ist aber, dass ihr Smartphone gestohlen oder stark beschädigt wird. Viele haben sogar ein Ersatzgerät zur Hand.
Wie unterscheiden sich die Handysucht und die Nomophobie?
Handysucht und Nomophobie sind zwei psychosomatische Krankheitsbilder, die oft gleichzeitig auftreten. Bei der Nomophobie haben Patienten Angst, nicht erreichbar zu sein.
Die Handysucht zeigt sich durch andere Symptome. Betroffene versuchen, ständig zu telefonieren und mit Kollegen oder Freunden in Kontakt zu treten oder Nachrichten zu beantworten. Sie kann – muss aber nicht – mit einer Nomophobie zusammen auftreten.
Wie lässt sich eine Nomophobie behandeln?
Die Nomophobie gehört, wie ihr Name schon verrät, zu den Angststörungen oder Phobien. Derzeit gibt es aufgrund des sehr neuen Krankheitsbildes kaum wissenschaftlich anerkannte Therapien.
In leichten Fällen arbeiten Psychologen mit einer konfrontativen Behandlung. Nomophobiker lernen, ihr Gerät für kurze, immer länger werdende Zeiten abzuschalten, beispielsweise während des Essens. Auch die kognitive Verhaltenstherapie kann sich zur Behandlung eignen. Patienten lernen, destruktive Verhaltensweisen zu erkennen und aus eigenem Antrieb zu vermeiden. In schweren Fällen bleiben Psychopharmaka als Möglichkeit, um eine Nomophobie zu behandeln.
Quellen
Nomophobia: The Mobile Phone in Panic Disorder With Agoraphobia, in: Cognitive and Behavioral Neurology
A Study to Evaluate Mobile Phone Dependence Among Students of a Medical College and Associated Hospital of Central India, in: Indian Journal of Community Medicine
Needing to connect: The effect of self and others on young people's involvement with their mobile phones, in: Austraian Psychological Society
Markt rund um Smartphones wächst auf 36 Milliarden Euro, in: Bitkom