Nimmt mein Baby genug zu?
Woran können Eltern erkennen, dass ihr Baby genug zunimmt? Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan erklärt, an welchen Richtwerten Eltern sich orientieren können und welche Anzeichen noch darauf hindeuten.

Das sagt Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Viele Eltern machen sich sofort große Sorgen, wenn das Baby in den ersten Tagen nach der Geburt ab- statt zunimmt. Dabei ist das ganz normal und kein Grund zur Sorge. In der Regel ist das Geburtsgewicht nach sieben Tagen wieder erreicht. Ist das nicht der Fall, sollte der Kinderarzt nach möglichen Ursachen für den Gewichtsverlust suchen. Zwischen 14 Tagen und acht Wochen sollte das Baby dann wöchentlich mindestens ungefähr 150 Gramm zunehme. Danach für den Rest des ersten Halbjahres zwischen 120 und 180 Gramm pro Woche. Im zweiten Halbjahr sind es dann noch rund 70-120 Gramm pro Woche – und in einigen Fällen auch mehr, ohne dass das ein Problem sein muss. Nur weniger sollte nicht sein. Zur Orientierung: Nach etwa fünf Monaten sollte sich das Geburtsgewicht verdoppelt, am Ende des ersten Lebensjahres verdreifacht haben.
Wie oft muss ich mein Kind wiegen?
Wiegen Sie Ihr Kind in den ersten Wochen wöchentlich, danach nur noch zu den Vorsorge- und Impfterminen beim Kinderarzt (also ungefähr einmal im Monat) oder wenn Sie das Gefühl haben, es stimmt etwas nicht mit dem Gewicht. Von täglichem Wiegen rate ich – außer in Ausnahmefällen – ab. Es macht alle nur unnötig verrückt. Manchmal nimmt ein Kind drei Tage hintereinander nicht zu, dafür aber in zwei Tagen direkt 200 Gramm. Nicht jeder Tag ist gleich, nicht an jedem Tag muss gleich viel Gewicht zugenommen werden. Es muss nur in der Summe stimmen und es muss dem Kind gut gehen.

Natürlich kann die Zunahme des Babys kurzfristig wie schon angedeutet auch etwas über oder unter den genannten Werten liegen – die Zahlen sind lediglich Richtwerte. Wenn Sie merken, dass die Gewichtszunahme Ihres Babys deutlich davon abweicht, sollte auch hier ein Kinderarzt nach Ursachen suchen. Bei Frühgeburten, unterernährten Säuglingen oder Babys mit bestimmten Krankheiten oder Behinderungen ist dagegen immer eine Abklärung mit dem Arzt über eine realistische Gewichtszunahme ratsam.
Gewichtsentwicklung von kranken und behinderten Babys
Körperlich behinderte oder kranke Kinder entwickeln häufig weniger Appetit oder essen einfach deshalb weniger, weil sie an Kau- oder Schluckbeschwerden leiden. Bei diesen Kindern sind mehrere kleine Mahlzeiten häufig der beste Weg, um die Nahrungsmenge nach und nach zu erhöhen. Bei vielen Kindern hilft es auch, das Essen optisch etwas herzurichten – besonders gesunde Sachen werden dann eher gegessen. Ideen dazu finden Sie im Artikel „So mögen Kinder Gesundes: Die 10 besten Tricks.“
Es geht jedoch auch anders herum: Kinder mit einer Behinderung oder einer chronischen Erkrankung können ebenso zu Übergewicht neigen, weil sie sich häufig nicht so gut bewegen können wie gesunde Kinder. Achten Sie als Eltern in diesen Fällen darauf, dass das Kind Zucker und Fett nur in Maßen zu sich nimmt. Das bedeutet konkret: Statt Orangensaft sollte es eher eine stark verdünnte Fruchtschorle sein (Wasser: Saft = 10:1), Milchprodukte sind am besten fettreduziert. Hin und wieder etwas Süßes ist aber natürlich erlaubt – welche Menge hier richtig ist, erfahren Sie im Artikel „Wie viel Süßes darf mein Kind naschen?“
Kleine Fettpolster – ein Zeichen für Übergewicht?
Es wird nicht umsonst häufig vom „Babyspeck“ gesprochen: Im ersten Lebensjahr haben viele Babys kleine Fettpolster – in erster Linie im Gesicht, an den Schultern, den Armen, an den Oberschenkeln sowie am Gesäß. Diese Fettpolster verschwinden mit der Zeit für gewöhnlich von allein und sind kein Anzeichen für Übergewicht.
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